Es war eine der größten Polizeiaktionen überhaupt in der Geschichte des Landes, als vor einem Jahr 200 Hausdurchsuchungen gleichzeitig in Belgien und anderen europäischen Ländern, vor allem Frankreich und den Niederlanden, durchgeführt wurden. 1.600 Polizisten sollen damals im Einsatz gewesen sein. 48 Personen wurden festgenommen, 1,2 Millionen Euro in bar sichergestellt, 17 Tonnen Kokain beschlagnahmt.
"Das war damals eine noch nie da gewesene Operation. So etwas hatte es zuvor noch nicht gegeben“, erinnerte sich Eric Bisschop, stellvertretender föderaler Staatsanwalt, gegenüber der RTBF. Ein paar Wochen vor dieser Operation war es belgischen und niederländischen Spezialisten gelungen, den Geheimcode der Nachrichtenapp Sky ECC zu entschlüsseln. Entwickelt worden war dieser Code von der kanadischen Firma Sky, die zehn Tage nach der Polizeiaktion in Belgien von der amerikanischen Sicherheitsbehörde FBI geschlossen wurde.
Verschlüsselte Kommunikation zwischen Kriminellen
Den Sky-Code hatten vor allem Kriminelle benutzt, um miteinander zu kommunizieren. Schwerpunkt dieser verschlüsselten Kommunikation war unter anderem der Hafen von Antwerpen. Die Entschlüsselung des Codes ermöglichte Justiz und Polizei unerwartete Einblicke in die organisierte Kriminalität. Eric Snoeck, Generaldirektor der Föderalen Justizpolizei, sagt im Rückblick: "Wir haben uns Sorgen gemacht. Zum einen waren wir uns nicht sicher, ob wir die Masse des entschlüsselten Materials bewältigen würden. Zum anderen waren wir entsetzt zu sehen, wie präsent das organisierte Verbrechen gerade im Hafen von Antwerpen war."
Fast 900 Festnahmen
Den Sorgen folgten Taten. Aufgrund der entschlüsselten Daten konnten im Verlauf eines Jahres 276 neue Ermittlungen gestartet, fast 900 Personen festgenommen werden. Weitere Ziffern der Jahresbilanz: 90 Tonnen Drogen mit einem Marktwert von 4,5 Milliarden Euro, Geld und Güter von einem Gesamtwert von rund 60 Millionen Euro wurden sichergestellt. "Während den Ermittlungen haben wir die Kriminellen live verfolgt. Wir haben ihre Kommunikation verfolgt, Fotos der Menschen gesehen, die sie getötet hatten, beobachtet, wie sie andere Menschen bedrohten. Das war eine ziemlich schwierige Zeit", berichtet Staatsanwalt Bisschop.
Daten aus den Ermittlungen wurden mit 22 weiteren Ländern geteilt, hieß es am Mittwoch auf der Pressekonferenz in Brüssel, auf der Justiz und Polizei die Bilanz nach einem Jahr Operation Sky ECC präsentierten. "Das Tolle an der ganzen Sache ist, dass wir auf diese Weise einen guten Einblick bekommen haben in das organisierte Verbrechen in unserem Land", kommentiert der Staatsanwalt von Antwerpen, Frank De Keyzer.
Jetzt nicht locker lassen
Das organisierte Verbrechen allerdings gibt es immer noch. Mit Sky ECC wurde nur ein Teil der kriminellen Machenschaften in Belgien beendet. Das wurde am Mittwoch in Brüssel auch betont. Weiterhin setzt das internationale Verbrechen auf modernste Technik, um möglichst unbemerkt von Polizei und Justiz handeln zu können.
Vor dem Hintergrund des Erfolgs der Operation Sky ECC fordert Staatsanwalt De Keyzer, jetzt nicht locker zu lassen. Solche Erfolge sollten vielmehr Ansporn für weitere Operationen sein. "Es ist fünf vor Zwölf, um die Strategie, die wir im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in unserem Land verfolgen wollen, auf ein hohes Niveau zu bringen", sagte De Keyzer.
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