An der Umfrage der Zeitung Dernière Heure haben 3.300 Leser teilgenommen. Sechs von zehn der Befragten gaben an, dass sie im Ernstfall nicht kämpfen wollten. Inwieweit das Ergebnis repräsentativ ist, lässt sich nicht einschätzen, ohne mehr Details über die Teilnehmer zu kennen. Eines ist aber klar: Im Fall einer konkreten Bedrohung würde die Bereitschaft sicher zunehmen. Das sagen Forscher vom Institut für Verteidigung in Brüssel.
Eine wichtige Voraussetzung für die mehrheitliche Ablehnung sind die unterschiedlichen Erfahrungen der Menschen in der Ukraine und in Belgien. Hier in Europa kennen die Menschen Krieg aus eigener Erfahrung seit nunmehr fast 77 Jahren nicht mehr - praktisch seit einem ganzen Menschenleben. Das ist in der Ukraine anders. Das Land befindet sich seit der Annektierung der Krim 2014 mit Russland in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Außerdem ist die Ukraine als Staat wie man ihn vor der russischen Invasion kannte, erst seit 30 Jahren unabhängig. Bis 1991 war die Ukraine Teil der Sowjetunion. In dem Unabhängigkeitsreferendum damals stimmten über 92 Prozent für die Unabhängigkeit.
Die Ukrainer wollen ihre Freiheit nicht aufgeben, weil sie so lange darauf warten mussten. Das heißt, die Menschen hängen auch mehr an ihrem Land als die Belgier. Das ist zumindest eine Begründung, die Experten liefern. Der Patriotismus ist unter Ukrainern stärker ausgeprägt als unter Belgiern.
Belgien wird von vielen bis heute als künstlicher Staat empfunden mit seinen zwei großen Sprachengemeinschaften - das ist in der Ukraine anders, obschon die Bevölkerung auch dort nicht homogen ist. Im Osten des Landes gibt es eine russische oder russischsprachige Minderheit. Dennoch geht es den Ukrainern um ihren Staat als Ganzes. Das ist eine Basisforderung: Teil-Gebiete abzugeben - etwa im Osten des Landes - kommt für Präsident Selenskyj nicht in Frage.
Selenskyj hat den Kriegszustand ausgerufen. Damit gilt die totale Mobilmachung. Das hätte sich vor kurzem noch niemand vorstellen können. Theoretisch kann auch in Belgien im Ernstfall der Kriegszustand ausgerufen werden. Das ist durch die Verfassung abgedeckt. Allerdings nicht unter denselben Bedingungen wie in der Ukraine. Dass Zivilisten in die Armee eingezogen würden, wäre erst denkbar, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind. In Belgien ist seit 1995 die Wehrpflicht ausgesetzt. Die müsste erst wieder eingeführt werden, damit die Armee Männer zwischen 18 und 60 Jahren zum Militärdienst einziehen könne. Das hat Schweden jetzt beispielsweise gemacht. Das Land ist nicht in der Nato, fühlt sich wegen seiner Nähe zu Russland aber bedroht.
dh/sh
Wie sollten wir auch? Wir dürfen ja nicht einmal Tierabwehrspray benutzen und keine Schreckschusswaffen besitzen. Womit also sollten wir uns und das Land verteidigen? Heißes Frittenfett aus den Fenstern schütten?
Für was sollte man auch kämpfen?
Ungerechte Besteuerung, zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, Parteiengezänk, fehlende direkte Demokratie, Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen etc ?
Und man sollte bedenken, Belgien ist ein Staat und keine Nation, wie etwa Frankreich oder Italien mit einem Staatsvolk und einer Staatssprache.
Das Ergebnis der Umfrage überrascht wenig. Auch hier wirkt die Gehirnwäsche zuverlässig: ist doch Patriotismus oder nur der Umstand, seine Heimat zu lieben, pfui- bä, ganz böse und so was von rechts!
Für was sollte man also die Waffe in die Hand nehmen?
@MSE
Bei Ihren täglichen abschätzigen Kommentaren über dieses Land und über seine Verantwortungsträger, sollten Sie sich einmal mit der Frage beschäftigen, was genau Sie noch hier hält.
Andere Menschen bringen sich in Politik oder zivilgesellschaftliche Initiativen ein, um gestalterisch die Situation in ihrem Dorf, ihrer Stadt oder ihrem Land zu verbessern und Verantwortung zu übernehmen.
Sie treten frustriert deren Engagement täglich mit Füßen.
„Für was man auch kämpfen sollte?“
Allein diese Fragestellung und Ihre Einfallslosigkeit, darauf eine Antwort zu finden, zeigt Ihren Fatalismus und Ihren Defätismus, den Sie auch noch täglich glauben, mitteilen zu müssen.
11,5 Millionen Menschen wissen offensichtlich, was ihr Land - trotz so mancher Missstände und Verbesserungsmöglichkeiten - lebenswert und auch liebenswert macht.
Worauf warten Sie, Marcel Scholzen Eimerscheid, der auf alles eine Antwort hat - wenn auch meist nur aus Spott und Hohn - sich aus ihrem Sessel zu bequemen?
Gebratene Tauben fliegen Ihnen selbst in Eimerscheid nicht in den Mund.
@ MSE: Sollten Sie eines Tages mal in der "Volksrepublik Ostbelgistan" leben müssen, werden Sie erkennen, was Sie an Belgien hatten.
@ Paul Siemons: Gar nicht so übel, Ihre Idee mit dem Frittenfett. Schon im Mittelalter wurde der Feind mit siedendem Öl "begrüsst".
Werter Herr Leonard.
Wie üblich, ist Ihr Kommentar ein Highlight ostbelgischen Untertanengeistes und der politischen Korrektheit.Passt eigentlich nicht zu einer Demokratie.Hätte ich eher etwas mehr östlich vermutet...
Aber seien Sie versichert, ich werde weiterhin den Finger in die Wunde legen, sei es bei Gretchen oder den Postenjägern.
Lesen Sie doch bitte den obigen Artikel.Dort steht "...Der Patriotismus ist unter Ukrainern stärker ausgeprägt als unter Belgiern..." sowie "...Belgien wird von vielen bis heute als künstlicher Staat empfunden..." Diese Sätze sagen eigentlich genug.Fragen Sie sich doch mal, warum das ist.Woher kommt das? Das Problem liegt bei den politischen Verantwortlichen.Wenn Menschen stets wie Untertanen und nicht wie Bürger behandelt werden, muss man sich nicht wundern, dass sie nicht für ein Staatswesen interessieren.