Nach außen hin wirkte er ruhig und auch die Stimme von Thierry Bodson wurde nie wirklich laut. Doch als Gewerkschaftsboss wird Bodson innerlich gekocht haben - immer noch kochen, seitdem die vier Pfeiler der Arbeitsmarktreform am Dienstag bekannt geworden sind.
Dabei gäbe es eigentlich Grund zum Jubeln. Endlich ist die Vier-Tage-Woche durch. Das war seit Langem eine Forderung der Gewerkschaften gewesen. Warum jetzt der Zorn?
Weil die Art und Weise, wie die Vier-Tage-Woche möglich ist, genau das Gegenteil einer anderen Gewerkschaftsforderung ist. Vier-Tage-Woche hieß für die FGTB immer auch weniger Stunden arbeiten. Das wird mit der neuen Regel nicht erreicht. Denn die Stunden, die am fünften Tag eigentlich gearbeitet werden sollten, müssen jetzt an den vier Tagen zuvor vorgearbeitet werden.
Arbeitszeit auf vier Tage zusammenpressen
Bodson nannte das am Mittwochmorgen in der RTBF "die Arbeitszeit auf vier Tage zusammenpressen" und schickte gleich seine Bewertung hinterher. Das sei ein "tödlicher Dolchstoß in den Rücken für die Forderungen der Arbeitswelt".
Doch allein beim Poltern ließ Bodson es nicht. "Die Arbeitszeit auf vier Tage zusammenzupressen bedeutet, dass man an einem Tag zehn Stunden arbeiten muss. Das ist für viele Berufe schlicht und ergreifend nicht möglich." Als ob das nicht genug wäre, schob Bodson noch ein Beispiel hinterher. "Zehn Stunden arbeiten, das bedeutet, dass man Kindertagesstätten, Schulen, und Krippen dazu bewegen müsste, zwölf Stunden am Tag geöffnet zu sein. Das gibt es ganz einfach nicht."
Kritik an "Unternehmen des Onlinehandels"
Keine Freude also über die Vier-Tage-Woche und auch über die Möglichkeit der Nachtarbeit beziehungsweise der Arbeit zwischen 20 und 24 Uhr für Unternehmen des Onlinehandels kein Lob, sondern scharfe Kritik.
Zunächst, so Bodson, sei gar nicht klar, welche Unternehmen eigentlich gemeint seien mit "Unternehmen des Onlinehandels". Eine Definition dazu gebe es zurzeit nicht. Da habe man eine Vorschrift erlassen, von der man nicht weiß, wer genau betroffen ist und wie viele Arbeitnehmer davon betroffen sein könnten.
Dann ärgert sich der Gewerkschafter noch über die Art und Weise, wie ein Unternehmen die Nachtarbeit einführen kann. Die von der Regierung vorgelegte Formel sieht wie folgt aus: Wenn die Unternehmensleitung die Nachtarbeit einführen will, braucht nur eine Gewerkschaft damit einverstanden zu sein. Das kann die kleinste sein - eine reicht.
Für zunächst 18 Monate ist dann die Arbeit zwischen 20 und 24 Uhr für das ganze Unternehmen beschlossen. "Das ist ein gefährlicher Präzedenzfall", sagt dazu Bodson. "Wenn die Regierung ein für alle Mal deutlich machen wollte, dass für sie die Arbeitgeber wichtiger sind, als die Arbeiter, dann hat sie es damit erreicht", fügte er hinzu.
Denn für Bodson ist es ein Unding, dass die Arbeitgeber zu 100 Prozent einen Entschluss tragen können, die Mehrheit der Arbeitnehmer aber dagegen sein kann und trotzdem die Maßnahme eingeführt wird.
Überdies sei die ganze Reform nicht gut gemacht, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Dafür müsste man ganz woanders ansetzen. Dafür müsse Arbeit attraktiver werden für die Arbeitnehmer. Dafür müsste sich auch bei den Löhnen etwas ändern. "Wer die Beschäftigungsquote erhöhen möchte, der muss die Qualität der Arbeit erhöhen", sagt Bodson.
Kay Wagner
Die sozialistische Gewerkschaft fordert, dass man 4 Tage pro Woche arbeitet zum gleichen Lohn wie für 5 Tage. Dabei sollten die Stunden des 5 Tages gar nicht gearbeitet werden. Also, 20% weniger arbeiten für den glaichen Lohn. Oder anders gesagt: 20% mehr Lohn pro Stunde.
Damit kann man als Populist Leute fangen, aber wie realistisch ist das?
- Arbeit wird noch viel teurer in Belgien. Belgien wird weniger wettbewerbsfähig. Firmen wandern ins Ausland ab.
- Belgische Produkte und Dienste werden noch teurer.
Bei letzteren wird dieselber Gewerkschaft dann wahrscheinlich staatliche Unterstützung fordern für die ärmeren Mitbürger.
Woher soll das Geld dann noch kommen?
Sozialismus macht die Gesellschaft besser, aber übertriebener Sozialismus macht jeden arm.
Die Forderung nach der 4-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich ist eine Milchmädchenrechnung.