Dutzende Produkte des Schweizer Konzerns sind nicht mehr im Colruyt zu haben. Es tobt ein handfester Streit um die Einkaufspreise, schreibt die Wirtschaftszeitung De Tijd am Dienstag. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé will seine Produkte teurer an die Supermärkte verkaufen, weil Rohstoffe wie Getreide und Palmöl teurer geworden seien und sich außerdem die Kosten für Transport, Strom und Gas erhöht hätten.
Nestlé hat Lieferung eingestellt
Colruyt ist aber nicht bereit, mehr dafür zu zahlen und die Aufschläge an die Kunden weiterzugeben. Die Folge: Dutzende Produkte des Schweizer Konzerns sind seit ein paar Tagen nicht mehr im Colruyt zu haben. Dies betrifft zum Beispiel den löslichen Kaffee von Nescafé und die Kapseln von Starbucks, außerdem mehrere Frühstück-Flakes oder die Schokoriegel der Marke Lion.
Dass man diese Produkte im Colruyt nicht mehr findet, ist aber keine Entscheidung des Supermarkts. Vielmehr ist es so, dass Nestlé die Lieferung eingestellt hat, weil Colruyt sich weigert, den Handelsvertrag zu unterschreiben. Nestlé spielt da seine Marktmacht aus. Kenner der Branche gehen davon aus, dass sich das Kalkül auszahlen wird. Colruyt wird am Ende den Kürzeren ziehen und bald einlenken.
Auch andere Supermärkte begehren auf
Die niederländische Kette Albert Heijn hat auch ihre Schwierigkeiten mit Nestlé. AH ist der Mutterkonzern von Delhaize und betreibt auch in Belgien einige Filialen. Auch hier hat Nestlé die Lieferung bestimmter Produkte gestoppt, etwa der Marken Maggi und Kitkat. Albert Heijn sagt, Nestlé habe die Einkaufspreise dafür um 20 Prozent aufschlagen wollen.
Es ist gut, dass die Handelsriesen Wind von vorne bekommen. Allerdings ist lange nicht sicher, dass die Strategie Konsequenzen für Nestlé & Co haben wird. Aber den ein oder anderen Kinnhaken müssen die Konzerne einstecken.
In Deutschland zum Beispiel hatte die Warenhauskette Edeka nach einem Preiskampf mit L'Oréal im Herbst 150 Kosmetikprodukte des französischen Herstellers aus den Regalen genommen. Im niederländischen Supermarkt Jumbo wurden zwei Wochen lang keine Cornflakes von Kellog's verkauft, im Moment droht ein Boykott von Coca-Cola-Getränken. Einige Supermärkte versuchen mit aller Kraft, sich vor einer "Willkür der Lebensmittel-Riesen" zu schützen.
Jährliche Preissteigerung um mehr als zwei Prozent
Man sollte davon ausgehen, dass es wahrscheinlich so oder so teurer wird, schreibt De Tijd. Es sei eine Illusion, zu denken, dass die Inflation an den Supermärkten vorbeiziehen werde. Die Zeitung hat bei Test Achats nachgefragt und da heißt es, dass die Preise in den belgischen Supermärkten in den letzten Jahren jedes Jahr um gut 2,19 Prozent gestiegen sind.
Einige Warenhäuser wollen in den Verhandlungen mit den Lebensmittelriesen zumindest erreichen, dass sie versprechen, mit den Einkaufspreisen wieder runter zu gehen, wenn die Rohstoffe wieder günstiger werden.
tijd/jp