Vor rund einem Jahr, am 11. Juli, war ein achtjähriges Mädchen zu Hause in La Louvière (Hennegau) von einem oder zwei Amstaffs angegriffen und getötet worden. Die Mutter war kurz zu den Nachbarn gegangen. Zum Zeitpunkt des Dramas befanden sich vier Hunde in dem Haus, darunter zwei Amstaffs.
Einer der beiden Hunde wurde während des Polizeieinsatzes am Tag des Geschehens erschossen. Der zweite Hund ist gerichtlich beschlagnahmt worden und befindet sich zurzeit noch immer im Tierheim von La Louvière.
An dem Tier waren Blutspuren gefunden worden, aber es gab keine Beweise dafür, dass der Hund an dem Angriff beteiligt war. Eben dieser Hund soll nun zur Adoption freigegeben werden.
Ursprünglich hatte der Bürgermeister sogar aus Vorsicht einen Einschläferungsbeschluss gefasst. Die Tierärztin des Tierheims, in dem der Hund untergebracht ist, wollte diese Maßnahme nicht ausführen, ohne dass der Hund von einem Verhaltensexperten begutachtet worden wäre. Letztendlich haben der Leiter der Polizeizone La Louvière und der Bürgermeister dem Prinzip zugestimmt.
Verhalten eines verspielten Welpen
Der verhaltenstherapeutische Tierarzt hat keine Probleme bei dem Tier festgestellt. Laut Gaëtan Sgualdino, Leiter des Tierheims in La Louvière, wurde der Hund als gesellig befunden - sowohl mit Menschen als auch mit anderen Hunden.
Zum Zeitpunkt der Tragödie habe er das Verhalten eines verspielten Welpen an den Tag gelegt. Ihm fehle einfach eine gute Erziehung. Jetzt brauche er Bewegung und Freiraum. Es sei nicht gut für ihn, so lange in einem Tierheim zu bleiben. "Dieses Drama hat schon genug Opfer gefordert", so der Direktor des Tierheims weiter.
Tierheimleiter Sgualdino sagte, dass solche Hunde eigentlich schnell vermittelt werden. Interessenten wird aber die Vorgeschichte des Hundes mitgeteilt. Das schreckt ab. Aber ohnehin soll der Hund nur an eine Person vermittelt werden, die keine Kinder oder Enkelkinder hat. Sollte sich so eine Person finden, will der Tierheimleiter eine Aufhebung der gerichtlichen Beschlagnahmung des Hundes beantragen.
Die Nachricht, dass der Hund zur Adoption angeboten wird, erstaunt David Gelay, den Anwalt von Talyas Mutter. Seine Mandantin sei am Boden zerstört, weil sie ihre Tochter verloren hat. Sie habe stets erklärt, dass sie nicht will, dass ein Hund, der möglicherweise an dem Angriff auf ihre Tochter beteiligt war, zur Adoption freigegeben wird. "Sie möchte, dass er eingeschläfert wird, um eine weitere Tragödie zu verhindern", so der Anwalt.
meuse/mz