Golden Palace ist ein Glücksspielunternehmen - und Glücksspielsucht ist ein Problem für viele Menschen. Der Verkauf an Golden Palace würde bedeuten, dass zusätzliche Vertriebskanäle entstehen. Ausgerechnet an Plätzen, die gut zugänglich sind. Denn die Zeitungsläden findet man vor allem in Stadtzentren oder an viel frequentierten Bahnhöfen. Und die Sorge liegt nah, dass aus den Zeitungsläden Wett- und Spielpaläste beziehungsweise -höllen werden.
Auch die für die Post zuständige Ministerin Petra De Sutter ist nicht zufrieden. Die Post sei ein autonomes Staatsunternehmen. Der Verwaltungsrat entscheidet autonom. Aber diese Entscheidung sei doch ethisch fragwürdig und habe einen üblen Beigeschmack. Dieser Verkauf trage nicht dazu bei, die Verbreitung der Spielsucht zu verhindern. Auch der flämische Jugendminister Benjamin Dalle erklärte, dass er die Entscheidung nicht verstehe.
Nicht nur Politiker haben das kritisiert, sondern etwa auch die Psychiatrieprofessorin Frieda Matthys (VUB), die Mitglied der Glücksspielkommission ist. Sie regt an, die Möglichkeiten des Glücksspiels in Zeitungsläden durch ein neues Gesetz einzuschränken.
Allerdings: Glücksspiele konnte man auch bisher schon in Zeitungsläden kaufen. Dort gibt es Lottoscheine und Rubbellose. Dennoch gibt es wegen des Besitzerwechsels eine Befürchtung. Dirk De Troy, der eine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige begleitet und selber sechs Jahre schwer spielsüchtig war, stellt fest, dass immer mehr junge Menschen an Glücksspielen teilnehmen.
Wer im Zeitungsladen ein Los kauft, muss immerhin erst danach fragen. Aber Dirk De Troy und andere gehen davon aus, dass zukünftig immer mehr Spielgeräte in den Zeitungsläden stehen werden. Und da sei zu befürchten, dass viele Jugendliche schnell in den Laden gehen, um da mal eben so ihr Taschengeld zu verzocken. Also: die Kontrollfunktion ist nicht mehr da. Und das sei nicht gut, wenn diese Hemmschwelle wegfällt.
Erschwerend kommt hinzu: Spielsüchtige fielen im Alltag nicht so auf, erklärt der Experte. Das sind ganz normale Menschen, die zum Beispiel eine Familie haben und ein normales Leben führen - aber von denen man nicht unbedingt weiß, dass sie an einer Spielsucht leiden. Laut De Troy ist es meist so, dass Spielsüchtige selber um Hilfe bitten müssen, weil man sonst nicht weiß, wem man helfen muss.
Der Verkauf der Bpost-Zeitungsläden betrifft in Ostbelgien nur ein Geschäft, einen Press Shop in Kelmis, der direkt am Rathaus liegt, also auch im Zentrum. Nun darf man gespannt bleiben, ob der Verkauf tatsächlich Ende Februar durchgeht.
vrt/mz