Beim Corona-Barometer handelt es sich um ein Stufensystem, das bestimmen soll, welche Corona-Maßnahmen ab welcher Infektionslage gelten. Es wird sich auf öffentliche Veranstaltungen, Gruppenaktivitäten und auf das Hotel- und Gaststättengewerbe (Horeca) beziehen.
Starten wird das Corona-Barometer angesichts der aktuellen Lage mit der höchsten Stufe (rot). Die Schwellenwerte für den Wechsel in eine andere Phase sind festgelegt. Bei Code rot sind es 500 Patienten auf der Intensivstation und 150 neue Krankenhauseinweisungen pro Tag.
Der orangefarbene Code wird angewendet, wenn die Zahl der Neueinweisungen zwischen 65 und 149 liegt oder die Belegung der Intensivpflege zwischen 300 und 500 Betten beträgt.
Farbcode gelb wird bei einer epidemischen Situation mit kontrolliertem Druck auf die Krankenhäuser angewendet, d.h. weniger als 65 neue Krankenhauseinweisungen pro Tag und weniger als 300 belegte Betten in der Intensivpflege.
Besondere Aufmerksamkeit wird dem Trend (steigend oder fallend) und der Vermehrungsrate des Virus gewidmet.
Premier De Croo: "Kein Autopilot"
Bei der Pressekonferenz nach der Sitzung des Konzertierungsausschusses sprach Premierminister Alexander de Croo (Open VLD) von einem Omikron-Tsunami, was die Infektionszahlen angeht. Allerdings wirke sich das weniger stark auf das Gesundheitswesen aus. So bestehe die Hoffnung, von einer pandemischen in eine endemische Phase zu treten.
"Das Corona-Barometer wird kein Autopilot sein", erklärte De Croo, "der Konzertierungsausschuss beschließt weiterhin, auf welcher Stufe wir uns befinden und welche Maßnahmen damit einhergehen. Das geschieht auf der Grundlage wissenschaftlicher Analysen und Zahlen zur Pflege, aber wir werden uns auch mit Faktoren wie dem gesellschaftlichen Wohlbefinden, der Motivation usw. beschäftigen."
Das Gremium kann das Corona-Barometer je nach Situation zwischenzeitlich auch aussetzen und wieder aktivieren.
"Schwere Geburten führen zu schönen Kindern", sagte scherzhaft der Corona-Kommissar Pedro Facon, dessen Team das Corona-Barometer ausgearbeitet hatte. Im Vorfeld des Konzertierungsausschusses hatte es noch viele Diskussionen gegeben. Premier De Croo sah sich sogar gezwungen, den Beginn der Sitzung um anderthalb Stunden zu verschieben, um noch Einzelheiten mit den Ministerpräsidenten der Teilstaaten zu besprechen.
"Nächsten Freitag schalten wir auf Code rot um", so De Croo weiter. Gleichzeitig sind einige Dinge möglich, die zuletzt nicht erlaubt waren.
Vereinsproben wieder zugelassen
So können auch Sportveranstaltungen wieder mit Publikum stattfinden. Im Innenraum sind 200 Personen zugelassen, die aber sitzen müssen. Veranstaltungsorte mit einem größeren Fassungsvermögen können bis zu 70 Prozent ihrer Kapazität an Besuchern aufnehmen. In Räumen, die eine gute Luftqualität garantieren (maximal 900 ppm an CO2), gibt es keine Besuchereinschränkung - bis auf das Tragen eines Mundschutzes.
Beerdigungen und Hochzeiten können weiterhin stattfinden.
Neu ist, dass die Horeca-Betriebe ab dem 28. Januar bis Mitternacht geöffnet bleiben dürfen. Bisher mussten sie um 23 Uhr schließen. Andere Maßnahmen wie eine Höchstzahl von sechs Personen pro Tisch bleiben in Kraft. Nachtclubs und Diskotheken sind auch weiterhin geschlossen.
Organisierte Aktivitäten sind mit einer Höchstzahl von 80 Personen im Innenbereich und 200 Personen im Außenbereich erlaubt. Das ermöglicht Vereinen auch wieder zu proben.
Auch die Übernachtung in Jugendlagern ist erlaubt.
Öffnen dürfen wieder die Innenräume von Vergnügungsparks, Tierparks und Zoos, Indoor-Spielplätze, subtropische Schwimmbäder und Freizeitbereiche von Schwimmbädern, Trampolinparks, Bowling- und Dartbahnen, Snooker- und Billardhallen, Paintball-Zentren, Laserspiele, Escape Rooms, Kasinos, Automatenspielhallen und Wettbüros.
Homeoffice wird weiterhin an vier Tagen pro Woche verpflichtend sein. Auch die Regeln in den Geschäften werden bis auf Weiteres beibehalten.
Paasch: Gewisse Form von Planungssicherheit
"Dieses Barometer wird uns vor allem Orientierung geben", sagte DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG), "uns Politikern, aber auch den Vereinen, den Kulturschaffenden, eigentlich der ganzen Bevölkerung." Das Instrument, auf das Paasch nachdrücklich gedrängt hatte, mache Entscheidungen nachvollziehbar, "weil es auf klaren, wissenschaftlichen, objektiven Kriterien beruht und dabei vor allem die so wichtige Situation in den Krankenhäusern berücksichtigt."
Das Barometer eröffne kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven und schaffe - insoweit das in einer Pandemie überhaupt möglich sei - "eine gewisse Form von Planungssicherheit". Verhindert würden damit Ungerechtigkeiten zwischen einzelnen Sektoren "und es bereinigt Inkohärenzen, die es leider immer noch gibt". Paasch sprach damit wohl auch die Tatsache an, dass etwa Musikvereine zuletzt zwar auftreten, aber nicht für den Auftritt proben durften.
"Dass wir heute überhaupt diese Lockerungen haben beschließen können trotz hoher Infektionszahlen, das verdanken wir der erfolgreichen Impfkampagne in Belgien. Das Boostern wird einen Beitrag dazu leisten, möglichst schnell in noch sicherere Gewässer zu kommen", so Paasch.
Er habe ein solches Barometer oder einen Stufenplan "wirklich immer befürwortet und vergleichbare Instrumente auch in anderen Staaten beobachtet. Und wenn ich heute die belgischen Beschlüsse vergleiche mit ähnlichen Instrumenten in anderen Staaten, dann ist hier, glaube ich, hervorragende Arbeit geleistet worden. Dieses Barometer kann sich auch im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen."
belga/vrt/est/sp