Zwei wichtige Punkte vorneweg: Erstens: Der Notfallplan ist für Worst-Case-Szenarien, also für wenn die epidemiologische Situation sich wirklich deutlich schlechter entwickelt, als von den meisten Experten momentan erwartet beziehungsweise erhofft. Das bedeutet auch: Es ist längst nicht sicher, dass der Notfallplan tatsächlich jemals zum Einsatz kommen wird. Aber Vorsicht ist im Zweifelsfall immer besser als Nachsicht, und realistischerweise muss man sich auch auf schlechter als erwartete Entwicklungen vorbereiten.
Das unterstrich auch Marcel Van de Auwera vom FÖD Volksgesundheit am Morgen bei Radio Eén. Er ist der Vorsitzende des Ausschusses, der gerade noch letzte Hand anlegt, der sogenannten Kommission "Hospital and Transport Surge Capacity" (HTSC), was man etwa als "Krankenhaus- und Transportkapazität bei Bedarfsanstieg" übersetzen könnte. Die dritte Phase des Notfallplans werde so lange wie möglich hinausgezögert werden, so seine Versicherung. Es werde deswegen eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen geben, etwa bei der Organisation des Personals und auch der Pflege. Man hoffe, dass so Phase drei wirklich nur ein hypothetischer Fall bleiben könne.
Punkt zwei: Der Notfallplan ist eben noch nicht ganz fertig ausgearbeitet, Details können sich also noch ändern. Allerdings stehen die groben Linien, wie Van Auwera erklärte. Möglicherweise noch heute im Laufe des Tages könnte es soweit sein, dass der Plan zirkuliert werden könne.
Aber nun zum eigentlichen Inhalt des Notfallplans: Aktuell müssen Krankenhäuser, je nachdem in welcher Alarmphase sie sich gerade befinden, eine bestimmte Anzahl von Betten für Covid-Patienten freihalten. Momentan gilt Phase 1B, das bedeutet, dass die Krankenhäuser 50 Prozent der Betten auf ihren Intensivstationen reservieren müssen.
Wenn Betten für Corona-Patienten freigehalten werden müssen, bedeutet das natürlich, dass sie nicht für Nicht-Corona-Patienten zur Verfügung stehen. Dadurch kann es also bereits jetzt zu einer Verschiebung nicht-kritischer Behandlungen kommen.
Der Notfallplan sieht für Phase drei aber jetzt vor, dass dann keine Betten mehr für Covid-Patienten reserviert werden müssen, das heißt also, dass Corona-Erkrankungen nicht mehr vorrangig vor anderen Leiden behandelt werden müssten. Falls das Gesundheitswesen drohe, von einem Zustrom an kranken Menschen überspült zu werden und dann noch viel Personal ausfalle, dann könne man sich so einen Luxus nicht mehr leisten, so Van Auwera.
Es gehe dann darum, alle verfügbaren Betten zu nutzen, wenn sie gebraucht würden, sprich wenn Patienten hereinkämen. Also unabhängig davon, woran sie leiden. Solange es ernst ist natürlich. Wenn alle Betten belegt seien, dann müsse für jeden Patienten eine Einschätzung vorgenommen werden, ob eine Behandlung erstens prioritär sei und zweitens, wo der betreffende Patient auf der Prioritätenliste stehe, so Van Auwera.
Für alle Deutlichkeit also: Es geht nicht darum, Covid-Patienten eine Behandlung in den Krankenhäusern zu verweigern. Aber ihre Vorzugsbehandlung würde in Phase drei wegfallen, sprich, sie würden wie alle anderen Patienten auch behandelt und bekämen Betten rein auf Basis der Dringlichkeit einer Behandlung zugeteilt und nicht mehr wegen der Art ihrer Erkrankung.
Die Entscheidungen, die die zuständigen Ärzte dann fällen müssen, wird als Triage bezeichnet, und diese Problematik ist natürlich ethisch immer schwierig. Denn schließlich muss eine Wahl getroffen werden, welche Menschen gegebenenfalls zuerst behandelt werden. Und das kann durchaus Folgen für ihre Überlebens- und Heilungschancen haben. Darüber, wie genau das ablaufen soll, besteht also wenig überraschend auch noch Diskussionsbedarf.
Deswegen ist es auch noch nicht klar, ab welchen Schwellenwerten Phase drei des Notfallplans exakt aktiviert werden soll. Dieser Wert müsse das Gleichgewicht zwischen dem Pflegebedarf und der Kapazität darstellen, die die Krankenhäuser zu einem gegebenen Zeitpunkt hätten. Und da kommen verschiedene Faktoren ins Spiel. Zum einen natürlich die absolute Anzahl an Betten.
Aber Betten bringen nichts, wenn das notwendige Pflegepersonal fehlt. Man hoffe, dass sich die Ausfälle beim Personal durch die Boosterimpfungen in Grenzen halten werden, so Van Auwera. Denn je weniger Personal zur Verfügung steht, desto schneller wird das Limit der Pflegeleistungen erreicht, die die Krankenhäuser anbieten können.
Wenn es aber tatsächlich so weit kommen sollte, dass Phase drei unumgänglich werde, dann müsse auch die Viruszirkulation drastisch verringert werden, wird Van Auwera in der Zeitung Gazet van Antwerpen zitiert. Und auch andere Ereignisse müssten reduziert werden, die den Druck auf die Krankenhäuser erhöhen könnten, zum Beispiel Autounfälle. Im Klartext: Dann müsse es auch deutliche Einschränkungen des übrigen gesellschaftlichen Lebens geben, um die Lage in den Krankenhäusern unter Kontrolle behalten zu können.
Boris Schmidt
Wieso haben Corona-Patienten Vorrang?!!!
In der "Belgischen Verfassung" steht, dass alle Belgier gleich sind!!!!!!
Ist ein Krebspatient weniger Wert als jemand mit Corona?!
Jeder hat ein Anrecht darauf versorgt zu werden. Aber wenn man nur Corona-Patienten intensiv betreut, fällt es nicht auf, dass wir zu wenig Intensivbetten haben, wobei dies gewollt ist, wurden nicht Intensivbetten in Hülle und Fülle abgebaut?! Wieviel sind denn hinzugekommen in den letzten 18 Monaten?! Kein Personal dafür, oh Wunder, bei der Bezahlung, Verantwortung und Streß.
wenn doch mal einer wirklich mitdenken würde, statt sofort auf das erste beste Schlagwort zu reagieren. Es wurden teilweise OPs verschoben, die nicht zwingend waren, daher brauchte man für diese Patienten die Intensivstation nach der OP nicht. Es war niemals so, dass man kranke Menschen, die dringend intensiv versorgt werden mussten, nicht versorgt hat zugunsten von Covid-Patienten.
Wenn hier einer was falsch macht, sind es die Impfverweigerer, die diese Betten dann im Ernstfall 'blockieren'