Die Gründe, dass weniger Neuwagen zugelassen wurden, sind vielschichtig. Fragt man den Automobilsektor selbst, hört man vor allem ein Argument: Das ist der Chip-Mangel, der auf der ganzen Welt sämtliche Branchen trifft, die Mikrochips benötigen. Weil die fehlen, können auch Autos nicht ausgeliefert werden. Die Auftragsbücher bei den Autohändlern seien voll, heißt es, man könne halt nur nicht liefern. Daher sind einige für dieses Jahr optimistischer, weil die Zulassungen nicht die Auftragslage widerspiegeln.
Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil sieht so aus, dass es vor allem Firmen sind, die Neuwagen kaufen oder leasen. Der Privatkunde hält sich tatsächlich eher zurück. Die Pandemie spielt eine Rolle. Da sind viele bei großen Ausgaben wie die für ein Auto zurückhaltend. Darüber hinaus weiß man auch nicht, wie schnell sich die Autobranche in welche Richtung entwickelt. Viele stehen vor der Frage "Soll ich jetzt noch einen reinen Verbrenner kaufen, einen Hybrid oder gleich ein reines Elektroauto?" Das verunsichert viele Verbraucher. Das führt dann dazu, dass viele ihr altes Auto behalten und damit fahren. Das Durchschnittsalter der belgischen Autos ist gestiegen.
Die Hersteller kommen unterschiedlich mit dieser Situation zurecht. Dass vor allem Privatleute sich beim Neuwagenkauf zurückhalten, trifft in erster Linie die Massenhersteller. Marken wie Fiat, Peugeot oder VW haben deutliche Einbrüche bei den Verkaufszahlen - Renault minus 36 Prozent, Fiat minus 30, VW minus 14 Prozent. Auf der anderen Seite verkaufen sich die teuren Autos besser. BMW steht für 2021 bei den Neuzulassungen erstmals an der Spitze der Marken. Die konnten sogar mehr Autos verkaufen als im Vorjahr.
Rolle der Elektroautos
Elektroautos spielen eine immer größere Rolle auf dem belgischen Markt. Auch hier sind es vor allem Firmen, die auf E-Autos oder Hybride setzen. Bei den rein elektrisch angetriebenen Autos konnte allein Tesla zehn Prozent mehr Autos verkaufen. Damit bleibt die US-Marke führend bei den Elektrofahrzeugen in Belgien. Aber auch Hersteller wie VW oder Audi kommen bei den E-Autos schon auf stattliche Marktanteile und holen auf. Trotzdem: Der Anteil reiner E-Autos in Belgien lag auch letztes Jahr bei gerade mal sechs Prozent aller Neuzulassungen.
Vielfach ist da sicher der Preis ein Argument. Reine E-Autos sind deutlich teurer als Verbrenner. Das schreckt vor allem die Privatkunden ab. 85 Prozent aller neu zugelassenen Teslas sind Firmenwagen. Das spricht Bände. Manch einer schaut da neidisch in die Nachbarländer, wo E-Autos höher staatlich subventioniert werden. Für einen Tesla, der hierzulande über 50.000 Euro kostet, müssen Privatkunden in Frankreich dank Subvention weniger als 40.000 Euro bezahlen. Aber selbst das ist immer noch ein teures Auto.
Letztes Jahr wurden in Belgien 137 neue Ferraris zugelassen - etwas weniger als 2020. Lamborghinis verkauften sich deutlich besser: 56 Stück wurden eingeschrieben im Vergleich zu 40 im Vorjahr. Dann gab es auch noch sieben neu zugelassene Rolls Royce in Belgien.
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