Bis zu einem gewissen Grad ist es natürlich Zufall, aber das Timing ist trotzdem, gelinde gesagt, alles andere als ideal. Pünktlich zum Jahreswechsel geht jetzt auch in Belgien die fünfte Corona-Welle los. Im Moment wohl vornehmlich noch in Brüssel; aber bekanntermaßen kennt das Virus weder Landes- noch Sprachgrenzen, es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Fallzahlen überall wieder steigen werden. Angesichts dessen, was über die Infektiosität der neuen Omikron-Variante bekannt ist, wird das wohl recht schnell passieren.
Für ihn bestehe kein Zweifel daran, dass es eine echte Welle an Ansteckungen geben werde, so der bekannte Virologe Yves Van Laethem in der RTBF. Und der interföderale Sprecher des Kampfes gegen das Coronavirus ist absolut nicht bekannt dafür, zu Übertreibungen zu neigen. Alle Nachbarländer kämpften bereits mit der Omikron-Welle, dem werde auch das kleine Belgien nicht entkommen.
Wenn Van Laethem von einer neuen, zweifelsohne bevorstehenden Welle spricht, bezieht er sich aber ausdrücklich auf die Ansteckungen. Denn nach wie vor ist unklar, wie krankmachend die neue Virusvariante tatsächlich ist. Es gibt aber diverse Anzeichen dafür, dass wir, mit etwas Glück, mit so etwas wie einem epidemiologischen blauen Auge davonkommen könnten, sprich dass die fünfte Welle an Ansteckungen nur zu einem Wellchen in den Krankenhäusern und insbesondere auf den Intensivstationen führen könnte. Das sei sein sehnlichster Traum, so Van Laethem, aber ob das wirklich so sei, das werde erst die Zukunft zeigen.
Nicht zu viele Gäste
Aktuell scheint der Virologe jedenfalls noch nicht übermäßig alarmiert, auch wenn er natürlich die Wichtigkeit der verschiedenen Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen betont. Dazu gehört auch, es bei der Silvesterfeier mit der Gästezahl besser nicht zu übertreiben. Drei bis vier Paare, vielleicht auch in Ausnahmefällen etwas mehr – das sei in etwa, was sich die Gesundheitsexperten idealerweise wünschten.
Aber jedenfalls solle man das Ganze bitte nicht aus dem Ruder laufen lassen mit zum Beispiel 15, 20 oder mehr Gästen. Mit sechs bis acht Personen könne man noch immer gesellig feiern, ohne dass die Gefahr bestehe, dass das Ganze im schlechtesten Fall gleich zu einem großen Infektionsherd werde. Der Begriff "Kontaktblase" sei ja mittlerweile verpönt, aber er glaube, dass man betonen sollte, dass es sich um Privatfeiern mit begrenzter Teilnehmerzahl handeln sollte und nicht etwa um große öffentliche Partys.
Test vor der Silvesterfeier
Außerdem schade es sicher nicht, die Gäste noch einmal kurz daran zu erinnern, dass sie niemandem einen Gefallen tun, wenn sie zur Feier kommen, obwohl sie krank sind. Und daran, dass es sicher keine schlechte Idee sei, einen Corona-Selbsttest durchzuführen. Der beste Zeitpunkt dafür ist übrigens laut Van Laethem nicht zu knapp vor Beginn der Veranstaltung, also idealerweise früher, etwa vormittags.
Lüften
Wenn man etwas mehr Personen als empfohlen zu Gast haben sollte, dann ist das für den Virologen aber trotzdem noch kein Grund dafür, die Feier abzublasen. Denn die überaus milde, ja frühlingshafte Witterung macht einem das Leben hier deutlich einfacher. Und nein, man müsse die Zusammenkunft dann trotzdem nicht etwa in den Garten verlegen.
Fenster und Innentüren öffnen, und dann dazu noch die berühmte Dunstabzugshaube einschalten, die sein Kollege Steven van Gucht ja etwa für die Weihnachtszusammenkünfte empfohlen hatte – damit könne man schon viel leichter als ursprünglich gedacht eine bestmögliche Belüftung der Wohnung sicherstellen.
Hände desinfizieren
Er empfehle auch, die Gäste mit Desinfektionsgel für die Hände zu empfangen. Das Tragen von Mundschutzmasken hält Van Laethem im Normalfall dagegen eher nicht für notwendig – mit einer wichtigen Ausnahme: Wenn besonders gefährdete oder ungeimpfte Personen dabei seien, dann sei das Maskentragen natürlich richtig und wichtig.
Er gehe davon aus, dass bei den Umarmungen, Küsschen und so weiter etwas Zurückhaltung angebracht sei. Aber wenn alle geimpft und geboostert und negativ getestet seien, dann werde man ja nicht auf die üblichen Zuneigungsbekundungen verzichten – schließlich sei ja Silvester.
Boris Schmidt