Das Flämische Amt für Pflege und Gesundheit hat zwar keine genauen Zahlen, aber es stellt eine Zunahme der Krätzefälle fest. Von Januar bis Oktober hatte man auf ganz Flandern verteilt 29 Krankheitsherde mit 276 Einzelfällen gezählt. Und schon von Oktober bis heute sind 21 neue Herde hinzugekommen mit schätzungsweise etwa 150 Erkrankten.
Hochansteckend, aber relativ harmlos
Die Krätze ist eine hochansteckende Hautkrankheit, die durch die Krätzemilbe verursacht wird. Dabei handelt es sich um einen kleinen spinnenartigen Parasiten, der sich in der obersten Hautschicht oder der Hornschicht einnistet. Dort gräbt das Tier kleine Gänge in die Haut, in denen es seine Eier ablegt.
Dies führt zu Juckreiz und Rötungen der Haut, insbesondere an warmen Orten, wie Leisten, Ellbogen, Achselhöhlen oder zwischen den Zehen. Der Juckreiz ist nachts am schlimmsten, weil man es dann unter der Bettdecke schön warm hat. Das Gute: Nach Angaben des Amtes stellt die Krätze keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Es juckt, aber abgesehen davon ist es relativ harmlos und auf jeden Fall nicht tödlich.
Eigentlich galt die Krankheit als ausgerottet, aber trotzdem ist sie nie ganz verschwunden. Krätze wird durch Hautkontakt übertragen. Manchmal reicht Händchenhalten. Das Problem ist, dass es zwei bis sechs Wochen dauern kann, bis Symptome auftreten. Bis die richtige Diagnose gestellt wurde, können auch nochmal Wochen vergehen. Weil sich die Krankheit aber schnell ausbreitet, muss nicht nur die infizierte Person, sondern auch ihr gesamtes Umfeld behandelt werden.
Jede(r) kann die Krätze bekommen
Eine Ansteckung kann jedem passieren. Die Annahme, dass es nur Menschen mit mangelnder Körperhygiene trifft, ist falsch. Aber aus Scham ist die Krankheit genau aus diesem Grund noch immer ein Tabu. Deshalb melden sich auch viele Menschen nicht oder zu spät.
Die Krankheit - also die kranke Haut - muss mit einer Spezialsalbe behandelt werden. Die Krätzemilbe überlebt aber auch etwa drei Tage lang auf Textilien, die Hautschuppen enthalten können. Man kann sich also auch über Kleidung, Bettwäsche und Handtücher anstecken. Nach einer Behandlung sollte alles bei 60 Grad gewaschen werden. Ist das nicht möglich, zum Beispiel bei einem Stoffsofa, sollten die Textilien mindestens drei Tage lang nicht verwendet werden.
Man weiß nicht genau, warum die Krankheit gerade jetzt eine Art von Comeback erlebt. Aber neben der Scham spielt möglicherweise auch Geld eine Rolle. Denn wenn die ganze Familie betroffen ist, können je nach Behandlungsform locker 300 Euro zusammen kommen. Das ist für manche Familien eine echte Hemmschwelle.
destandaard/mz