Um neun Uhr wird der Konzertierungsausschuss zusammenkommen, um erneut über die Corona-Lage zu beraten. Es war der flämische Ministerpräsident Jan Jambon, der für diese nunmehr dritte Sitzung innerhalb von weniger als drei Wochen plädiert hatte.
Doch sind sich freilich alle einig, dass die Lage ernst ist. Die Fakten sprechen eine klare Sprache, sagte De Croo am Donnerstagnachmittag in der Kammer: Die epidemiologische Lage verbessert sich nicht. Die Zahl der Neuinfektionen liegt mit 18.000 pro Tag immer noch außerordentlich hoch. Und auch der Druck auf die Krankenhäuser nimmt zu: Stand Donnerstag liegen 821 Covid-Patienten auf Intensiv.
Die Opposition in der Kammer macht für diese Situation auch die Regierung verantwortlich. Diese nunmehr dritte Sitzung des Konzertierungsausschusses ist eigentlich nur der Beweis für ihr Scheitern, sagte etwa die DéFI-Abgeordnete Sophie Rohonyi.
"Und die Instrumente, die uns im Kampf gegen die Pandemie zur Verfügung stehen, warum funktionieren die immer noch nicht?", giftete Catherine Fonck von der CDH: Testing, Tracing, hier geht es drunter und drüber.
Viele Abgeordnete kamen noch einmal zurück auf die Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Tage. Jean-Marie De Decker fasste es gewohnt undiplomatisch in einer Frage zusammen: "Herr Minister: Wann hört das Chaos endlich auf?":
Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke wollte das gar nicht wegdiskutieren. "Die letzten Tage waren für viele nicht einfach. Und ja: Obendrauf kam dann nochmal Verwirrung, Unklarheit." Jetzt müssen wir aber alle gemeinsam die Deiche verstärken, mahnte Vandenbroucke.
Mehr noch: Es kommt irgendwann auch der Zeitpunkt, an dem man die Deiche stark genug machen muss. Und das ist die Herausforderung beim Konzertierungsausschuss am Freitag. Es darf nicht sein, dass nach dieser dritten Sitzung noch eine vierte kommen muss.
Und wie will man die Deiche stark genug machen? Nun, das wissenschaftliche Beratergremium Gems hat inzwischen seine Empfehlungen der Regierung übermittelt. Das Gutachten ist, wie inzwischen üblich, quasi postwendend durchgesickert.
Demnach empfehlen die Fachleute um Erika Vlieghe eine Schließung insbesondere der Grundschulen für die Dauer von mindestens zehn Tagen. Horeca-Betriebe müssten - immer noch nach Meinung der Experten- um 20:00 Uhr schließen. Alle größeren Indoor-Veranstaltungen und auch publikumsintensive Außenaktivitäten würden gestoppt. Und im privaten Rahmen dürfte man nur noch maximal fünf Personen zu Hause empfangen.
Das sind bislang nur Empfehlungen. Empfehlungen, die er aber schon mal für einen guten Ausgangspunkt halte, sagte Vandenbroucke. Er wolle nicht vorgreifen, sagte seinerseits Premierminister Alexander De Croo. Nur so viel: Wir müssen die Bestandsaufnahme gemeinsam vornehmen, dann gemeinsam die Beschlüsse fassen und die dann auch gemeinsam nach außen hin präsentieren.
Und hier müsse jeder über seinen Schatten springen, mahnt der Premier. Es dürfe da keine Heiligen Kühe geben. Gesundheitsminister Vandenbroucke wählte fast dieselben Worte: Die Politik muss jetzt alles tun, was getan werden muss, um einen Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern. Wenn's auch nicht leicht fällt. Und das frei von vorgefassten Meinungen, frei von Tabus, frei von parteipolitischen Dogmas. Einfach nur tun, was getan werden muss.
Roger Pint
Langsam wird es lächerlich.
Hätte sofort erfolgen müssen.
Aber Salamitaktik und stochern im Nebel scheint sich etabliert zu haben