Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke empfiehlt Unternehmen, wieder Mitarbeiter verstärkt von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Das sei zwar frustrierend, aber in der aktuellen Lage durchaus ein Mittel, die Infektionsketten zu durchbrechen. Ein Appell, den der Vorsitzende des Unternehmerverbandes Pieter Timmermanns nicht nachvollziehen kann. In der RTBF sagte er, dass die Unternehmen seit eineinhalb Jahren Pandemie alles täten, um das Virus einzudämmen.
Homeoffice, Abstandsregeln, Maskentragen und auch die Mitarbeiter ließen sich impfen. 80 bis 90 Prozent der Arbeitnehmer seien geimpft, nur eine kleine Minderheit weigere sich und trotzdem seien die Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder die, die bestraft würden. Dabei wollen auch die Unternehmen die Pandemie bekämpfen. Schließlich hätten auch sie nichts davon, wenn Arbeitnehmer krank würden, so Timmermanns weiter.
Verpflichtendes Home Office hat seiner Einschätzung nach nur eine geringe Auswirkung auf die Pandemie. Viel wichtiger sei Impfen. Es gelte, für die Impfung zu werben, damit sich möglichst viele impfen lassen. Und ja, es sei die Zeit gekommen, um über Pflichtimpfungen zu reden. In den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sei die Debatte gerade aktuell. Aber auch darüber hinaus kann sich Timmermanns vorstellen, eine Impfpflicht gegen Corona einzuführen.
Die Wirtschaft wurde durch die Lockdowns im vergangenen Jahr arg gebeutelt. Einen solchen Schock erwartet Timmermanns nicht von der vierten Welle. Seinen Optimismus begründet er mit der Tatsache, dass schon sehr viele Menschen geimpft sind. Dennoch erinnert er daran, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Vor einigen Monaten hätten sich die Ökonomen mit Wachstumszahlen regelrecht überboten. Einige glaubten, die Pandemie liege hinter uns, die Wirtschaft wachse jetzt wieder mit bis zu sieben Prozent. Schon da habe es auch kritische Stimmen gegeben, die vor einer möglichen vierten Welle gewarnt haben. Jetzt seien wir mittendrin und die Ökonomen - auch von der Nationalbank - senkten ihre Schätzungen ein wenig. Daher gehe er von einem eher klassischen Wirtschaftswachstum bis Ende nächsten Jahres aus.
Olivier Krickel