Die neuesten Corona-Zahlen des Instituts für Volksgesundheit, Sciensano, haben eine eindeutige Farbe: tief rot.
Die Ansteckungen haben in der Woche vom 11. bis zum 17. Oktober um 53 Prozent zugenommen im Vergleich zur Vorwoche. Bei den Krankenhausaufnahmen und auch bei den Todesfällen durch Covid ist der steigende Trend ebenfalls nicht zu leugnen.
Trauriger Rekord für 2021
Betrachtet man nur den Montag dieser Woche, der also noch gar nicht in der jüngsten Wochenstatistik berücksichtigt worden ist, dann wird das Problem noch deutlicher: Rund 6.500 bestätigte Neuansteckungen in gerade einmal 24 Stunden. Das ist für das Jahr 2021 ein trauriger Rekord. In der dritten Corona-Welle gab es das gar nicht mehr. Zuletzt war so ein Wert am 10. November 2020 erreicht worden, also mitten in der zweiten Welle.
Der föderale Minister für Volksgesundheit, Frank Vandenbroucke (Vooruit), nahm in der VRT-Sendung "Terzake" denn auch kein Blatt vor den Mund: Die Zahlen seien nicht gut und Belgien befinde sich klar in der vierten Welle. Eine vierte Welle, die zwar vorhergesagt und erwartet worden sei, die aber dennoch mit ziemlicher Kraft anrolle. Das werde in den kommenden Tagen zu einem Schreck führen, warnte der Gesundheitsminister, die Ansteckungen und auch die Krankenhausaufnahmen würden stark weiter steigen.
Vandenbroucke: Kein Grund zur Panik, aber ein Weckruf
Er sei auch beunruhigt, weil jetzt die Grippesaison mit einer Covid-Saison zusammenfalle. Das sei eine Saison zu viel. Dennoch: Ein Grund zur Panik sei das nicht, das sei beherrschbar. Ein Weckruf müsse es aber sein. Mit gesundem Menschenverstand und Vorsicht könne man auch diese Corona-Welle bezwingen.
Neben einer großen, gemeinsamen Anstrengung müsse jetzt vor allem eines getan werden: Die Werkzeuge und Maßnahmen, über die man mittlerweile verfüge, müssten auch eingesetzt werden - und zwar komplett. Dazu gehört, die Impfung weiter voranzutreiben - auch und gerade, weil die Impf-Rate in diversen Landesteilen trotz großer Anstrengungen weiter unzureichend sei.
Impfung bedeutet nicht gar kein Risiko
In diesem Kontext wies der Minister auch noch einmal explizit darauf hin, dass es bei einer sehr hohen Zirkulation des Virus längst nicht nur die Ungeimpften treffe, sondern auch die geimpften Risikopatienten in Gefahr gebracht würden.
Die neuesten Zahlen aus Flandern zeigten außerdem zwar, dass ungeimpfte, nicht zu alte Erwachsene ein zehn Mal höheres Risiko liefen, mit Covid im Krankenhaus zu landen. Bei ungeimpften älteren Menschen sei das Risiko immerhin noch drei Mal höher als bei geimpften Altersgenossen.
Vorsichtsmaßnahmen weiterhin wichtig
Aber eine Impfung bedeute eben nicht, dass gar kein Risiko mehr bestehe. Auch in Regionen mit einer hohen Impf-Rate seien deshalb Vorsichtsmaßnahmen deutlich anzuraten. Dazu gehört für den Gesundheitsminister vor allem das Tragen von einem Mund-Nasen-Schutz - auch dort, wo es nicht mehr vorgeschrieben ist. Das sei eine einfache Vorsichtsmaßnahme, die nachweislich funktioniere.
Daneben sei es aber auch sehr wichtig, dass Menschen mit Symptomen zu Hause blieben. Es sei doch elementar, dass man dann zu Hause bleibe und Kollegen und Freunde nicht anstecke, egal ob es sich nun um Covid oder die Grippe handle. In diesem Zusammenhang solle man auch die Möglichkeit zur Telearbeit nicht leichtfertig verwerfen, insofern sie nicht ohnehin noch stark empfohlen sei.
Des Weiteren dürfe man auch das Testen nicht vernachlässigen, hier habe man entschieden, das so neu zu regeln, dass die Hausärzte dadurch nicht mehr überlastet würden, erinnerte Vandenbroucke.
Breiterer Einsatz des CST gefordert
Gerade mit Blick auf den Norden des Landes befürwortete er auch einen breiteren Einsatz des Covid-Safe-Tickets, wo nötig und wo von den Bürgermeistern gewünscht. Das sei zwar noch föderale Befugtheit, ab Anfang November seien dann aber die Gemeinschaften zuständig. Er finde eigentlich, dass die flämische Regierung dann mehr bereit sein müsse, einen breiteren Einsatz des Corona-Zertifikats in den Gemeinden zuzulassen, so Vandenbroucke.
Boris Schmidt