Der Politikwissenschaftler der VUB, Dave Sinardet, spricht von einer übermäßigen steuerlichen Benachteiligung von Alleinstehenden. Er weist auch darauf hin, dass nirgendwo sonst auf der Welt Alleinstehende so benachteiligt sind wie in unserem Land. Seit Jahren ist der alleinstehende Belgier "der am stärksten besteuerte Arbeitnehmer der Welt". Das sagen die Zahlen der OSZE.
Mit dem neuen Haushalt der Regierung De Croo werde die übermäßige steuerliche Benachteiligung von Alleinstehenden aber noch verstärkt. Mit den neuen Maßnahmen wie zum Beispiel eine Steuervergünstigung für die Kinderbetreuung werde die Kluft noch ein wenig größer.
Laut Sinardet tritt dieser steuerliche Nachteil auf unterschiedliche Weise auf. Da ist zum Beispiel der Heiratsquotient. "Ein Teil des Einkommens des einen Partners kann mit dem Einkommen des anderen Partners, der beispielsweise kein oder ein geringeres Einkommen hat, zusammengerechnet werden, sodass dieser Teil des Einkommens in einer niedrigeren Steuerklasse landet", erklärt Sinardet. "Singles können das nicht."
Darüber hinaus spricht Sinardet auch über den steuerfreien Mindestlohn, der sehr stark ansteigt, je mehr Kinder man hat. Für Alleinstehende liegt der Freibetrag bei 8.990 Euro, für ein kinderloses Paar bei 17.890 Euro und eine Familie mit zwei Kindern muss keine Steuern zahlen, wenn sie weniger als 22.190 Euro verdient. "Je mehr Kinder man hat, desto höher ist der Freibetrag. Da haben Alleinstehende mit Kindern natürlich auch mehr Vorteile als Alleinstehende ohne Kinder. Singles ohne Kinder stehen in der höchsten Steuerkategorie.
35 Prozent "Single-Haushalte"
Laut letzter Erhebung sind 35 Prozent der Haushalte in Belgien "Single-Haushalte". Dazu kommen noch zehn Prozent Haushalte mit Alleinerziehern. Das macht zusammen 45 Prozent der Haushalte mit Steuerzahlern, die steuerlich benachteiligt sind.
Warum nicht schon länger dagegen protestiert wird oder weshalb das Thema meist untergeht, liegt für Politikwissenschaftler Sinardet daran, dass diese Gruppe nicht organisiert ist. Es gebe zwar einige Organisationen, die sich für Alleinstehende einsetzen. Aber das sind laut Sinardet keine starken Lobbygruppen, wie es sie für andere gesellschaftliche Gruppen gibt". Man denke da an eine Lehrergewerkschaft, oder wenn sich etwas im Friseurbereich ändern soll, dann meldet sich der Friseurverband zu Wort. Dann gibt es auch noch selbst erklärte Familienparteien, aber keine Single-Partei. Dann komme noch hinzu, dass es sich nicht um eine feste Gruppe handelt.
Wer heute Single ist, muss es morgen nicht mehr sein. Für Sinardet ist es auch nicht unbedingt eine Situation, mit der man sich aktiv identifizieren möchte, besonders wenn man unfreiwillig in diese Situation des Single-Daseins geraten ist.
vrt/mz
Das, wie man leben möchte, sollte doch jedem Menschen selbst überlassen bleiben. Das man, falls nicht verheiratet und keine Kinder hat, da gibt es dann vielleicht andere Gründe warum das so ist, und das können viele sein.
Man kann sich aber schon fragen, warum eine Gesellschaft etwas vom Einzelnen erwartet, was er nicht kann oder will, und ihn dann steuerlich abstraft, weil es so ist.
Das ist traurig.
Ich habe kein Problem damit als Single (mehr) steuern zu zahlen.
Sie besonders Benachteiligten sind noch immer die Alleinerziehenden mit Kindern.
Es gibt viele Fälle, bei denen 3 manchmal kaum mehr haben zum leben als ein Einzelner.