Experten sagen, dass die Grippe nach einem Jahr, in dem sie verschwunden zu sein schien, besonders stark zurückschlagen kann. Im letzten Winter gab es weltweit kaum eine Grippe. Die Zahlen klingen unglaublich: Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wurden in der Grippesaison 2020-2021 weniger als 170 Grippefälle im europäischen Wirtschaftsraum der EU verzeichnet. Im vergangenen Winter gab es in Europa keine offizielle Krankenhauseinweisung wegen Grippe, und es ist auch niemand daran gestorben. Zum Vergleich: In einer normalen Grippesaison sterben zwischen 15.000 und 70.000 Europäer an der Grippe.
Die Erklärung für diese seltsame Grippesaison liegt auf der Hand. Die Mundschutzmasken und die strengen Kontaktbeschränkungen haben sich als sehr wirksam erwiesen, um die Ausbreitung der Grippe zu stoppen.
Die Kehrseite der Medaille: Im letzten Winter wurde keine Hintergrundimmunität - also Selbstschutz - gegen Grippe aufgebaut. Eine natürliche Grippeinfektion bietet im besten Fall einige Winter Schutz vor (schweren) Erkrankungen.
Grippeimpfung
Nun steht also eine neue Grippesaison vor der Tür. Wir holen ja jetzt auch viele Kontakte nach - man denke nur an die vielen verschobenen Feste wie Hochzeiten, bei denen alle Generationen zusammenkommen. Wir können also mit einer weiteren Grippewelle rechnen. Aber da liegt die Hoffnung auch auf Impfungen.
Belgien ist jedenfalls darauf vorbereitet und hat für dieses Jahr mehr als 3,7 Millionen Dosen Grippeimpfstoff bestellt. Das sind 800.000 zusätzliche Dosen, also rund ein Viertel mehr als im letzten Jahr. Wie wirksam der Grippeimpfstoff in diesem Jahr ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Die Wirksamkeit der Impfstoffe schwankt von Jahr zu Jahr, da die Grippeviren, die zur Familie der Influenzaviren gehören, mutieren. Da aber im letzten Jahr nur so wenige Grippeviren zirkulierten, und dadurch weniger erforscht werden konnten, ist unklar, ob die Impfstoffe jetzt gut an die zirkulierenden Viren angepasst sind.
Keine Prioritätsregel
Der Hohe Gesundheitsrat empfiehlt die Impfung von Risikogruppen - Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Schwangere -, da bei ihnen das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Grippe am höchsten ist.
Aber in diesem Jahr soll es keine strenge Prioritätsregel wie im letzten Jahr geben. Letztes Jahr waren ja Personen, die nicht zu den Risikogruppen gehörten, in einer ersten Phase nicht geimpft worden.
standaard/mz