Psychische Problem oder Rückenleiden gehören zu den Hauptgründen, warum Menschen längere Zeit arbeitsunfähig sind. Unter den Langzeitkranken sind aber etliche, die sehr gerne zurück in ihren Job wollen. Gesundheitsminister Vandenbroucke gibt zu, dass die Föderalregierung diesen Menschen bisher zu wenig Hilfe angeboten hat. Ein neuer Ansatz sind sogenannte Rückkehrcoaches bei den Krankenkassen. Sie sollen schneller und zielgerichteter Langzeitkranke ansprechen, die wieder arbeiten möchten. Mit dem Betroffenen sollen sie schauen, welche Möglichkeiten sie haben.
Eine Option ist, dass der Betroffene auf seine alte Arbeitsstelle zurückkehrt, die dann gegebenenfalls angepasst wird. Aber es müsse auch geschaut werden, ob der Betroffene nicht bei einem anderen Arbeitgeber besser aufgehoben wäre. Dann brauche es die Vermittlung über das Arbeitsamt und gegebenenfalls eine Weiterbildung oder Umschulung.
Laut Vandenbroucke sollen bis nächstes Jahr 40 solcher Coaches eingestellt werden, im Jahr drauf sollen 20 weitere folgen. Ihre Aufgabe wird es sein, Langzeitkranke behutsam in den Arbeitsmarkt zu bringen. Sie werden dabei nicht die Aufgabe der Arbeitsämter bei der Jobvermittlung übernehmen, sondern alle Stellen vernetzen, die dem Langzeitkranken zurück in die Arbeit verhelfen.
Natürlich kommt nur ein Bruchteil der Langzeitkranken dafür infrage. Die meisten sind schlicht zu krank für einen Job. Aber internationale Studie zeigen, dass jeder Zehnte von ihnen doch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hat. Bisher schaffen es hierzulande im Schnitt nur 6.000, wieder in Arbeit zu kommen. Diese Zahl will Vandenbroucke in den nächsten Jahren vervierfachen.
Teilzeitarbeit kann dabei helfen. Schon jetzt gibt es staatliche Hilfen, wo bei Teilzeitarbeit für Langzeitkranke ein Teil des Einkommens vom Arbeitgeber ein anderer Teil von den Sozialkassen übernommen wird. Vandenbroucke will, dass noch mehr Langzeitkranke das nutzen, wenn sie es wollen. Denn der Langzeitkranke solle selbst entscheiden, ob er arbeiten möchte. Schließlich hat arbeiten nicht nur einen ökonomischen Zweck, sondern fördert auch Gesundheit und Wohlbefinden.
Die Idee der Rückkehrcoaches bricht mit den Vorhaben der letzten Regierung. Die Michel-Regierung hatte viel radikalere Pläne auf dem Tisch. Sie wollte beispielsweise die Unternehmen zwingen, die Kosten für einen kranken Arbeitnehmer über einen längeren Zeitraum zu tragen. In der Hoffnung, dass sich die Arbeitgeber dann mehr um das Wohlbefinden der Arbeitnehmer kümmern. Auf der anderen Seite hatte die Michel-Regierung vor, kranken Arbeitnehmern, die bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht ausreichend kooperieren, einen Teil ihrer Leistungen zu streichen. Beide Pläne waren politisch heikel und führten zu großem Widerstand bei Gewerkschaften und Arbeitgebern. Letztlich wurden sie nie umgesetzt. Die Idee der Rückkehrcoaches setzt jetzt eher auf positive Anreize als auf Bestrafung.
Olivier krickel