Soziologen haben dafür mehrere Erklärungen: Ein Studium an einer Universität oder Hochschule ist mit der Zeit zugänglicher geworden. Deshalb gibt es mehr Menschen, die eine akademische Laufbahn anstreben. Und wer länger studiert, hat meist kein stabiles Einkommen. Da wird eine eigene Wohnung zum Problem.
Dazu kommen steigende Immobilien- und Mietpreise, die dafür sorgen, dass junge Menschen länger sparen müssen, um sich eine Wohnung zu leisten.
Wandel in der Erziehung spielt auch eine Rolle
Und auch der Lebenswandel spielt eine Rolle: Früher haben strengere Erziehungsmethoden dafür gesorgt, dass man erst das Bett mit einem Partner teilen durfte, wenn man auch in eine eigene Wohnung gezogen ist - und sei es nur zur Miete. Heutzutage sind Eltern da kulanter. Da darf die große Liebe zu Hause übernachten.
Schließlich heißt es ja auch so schön: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was besseres findet.“ Es ist wohl so, dass Eltern lieber haben, wenn sich die Kinder nicht zu früh festlegen.
Frauen ziehen tendenziell etwas früher aus als Männer
In punkto "Hotel Mama" gibt es einen auffälligen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Im Durchschnitt verlassen die belgischen Männer in unserem Land mit 26,2 Jahren ihr Zuhause, während die Frauen schon mit 24,8 Jahren ausziehen.
Belgien ist nicht das einzige Land, in dem Frauen das Elternhaus früher verlassen als Männer. Dieser Trend ist in fast allen europäischen Ländern zu beobachten. Soziologen erklären dies damit, dass Männer in heterosexuellen Beziehungen oft einige Jahre älter sind als ihre Partnerinnen.
Belgien ist durchschnittlich - Montenegro und Schweden sind gegensätzlich
Was das Auszugsalter angeht, liegen die Belgier ebenfalls im europäischen Durchschnitt: Dieser liegt in der EU bei einem Alter von 26,4 Jahren. Da liegen die Belgier mit 25,5 also sogar noch leicht darunter. Die größten Stubenhocker sind die jungen Leute aus Montenegro: Dort wird man im Schnitt erst mit 33,3 Jahren flügge. Italiener (30,2 Jahre) und Spanier (29,8 Jahre) sind auch erst später raus aus dem Elternhaus.
Ganz anders in Schweden: Dort ist man im Schnitt schon vor dem 18. Lebensjahr zu Hause ausgezogen, mit 17,5 Jahren. Dafür soll es ja auch Gründe geben: Schwedische Kinder werden früh dazu erzogen, selbstständig zu sein und Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Dabei lernen sie früh, wie ein Haushalt zu organisieren ist. Da wird das Abnabeln leichter.
dm/hln/eurostat/mz