Man spricht von einer "neuen Wallonie". Die Formulierung hat der wallonische Haushaltsminister Jean-Luc Crucke (MR) benutzt. Er will zum einen an den bestehenden Plänen zum Neustart nach Corona festhalten. Andererseits führe auch kein Weg am Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften vorbei. Da müsse man halt das Geld finden, so Crucke.
Ein Teil dieses Geldes wird höchstwahrscheinlich von Europa gewährt werden. Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) sagte am Wochenende, dass man einen Antrag auf Gelder aus dem europäischen Notfallfonds gestellt habe.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ist sich der Not auf jeden Fall bewusst. Als sie am Samstag Pepinster und Rochefort besucht hat, sah sie die Verwüstung mit eigenen Augen. "Ich bin traurig und schockiert, diese Zerstörung zu sehen", so die Kommissionspräsidentin. Militärmitarbeiter, die am Wochenende in den Hochwassergebieten im Einsatz waren, haben dann auch berichtet, dass sie solche Bilder nur aus Kriegsgebieten kennen.
Die Frage, wie eine neue Wallonie denn aussehen könnte, wird man heute wohl noch nicht beantworten können. In einigen Ortschaften drängt sich ein Totalneuaufbau auf. So sieht es jedenfalls Premierminister Alexander De Croo. Der wallonische Minister für Infrastruktur, Mobilität und Klimaschutz Philippe Henry (Ecolo) erklärte, dass man an manchen Stellen Arbeiten ausführen muss, von denen man dachte, dass das noch 15 Jahre warten kann. Haushaltsminister Crucke sagte zum Thema, dass die Wallonische Region auch darüber nachdenken muss, wo man noch baut. Dabei will man dafür sorgen, dass das auch nachhaltig ist.
Patrick Willems, Professor für Hydrologie an der KU Leuven, hält sogar drastische Maßnahmen für denkbar. In schmalen Talzonen, in denen eine echte Überschwemmungsgefahr besteht, weil das Wasser nicht entweichen kann, sollten die Behörden vielleicht in Betracht ziehen, sogar Gebäude zu entfernen. Die Wallonische Region müsse nun beurteilen, ob das Risiko noch akzeptabel ist oder nicht. "Denn das war nicht das letzte Hochwasser", sagt Patrick Willems.
Laut Professor Patrick Willems finden solche Wetterereignisse, bei denen innerhalb von 24 Stunden bis zu 200 Liter Wasser pro Quadratmeter niederprasseln, nur alle 100 Jahre statt. Solche Wasserbomben könnten in Zukunft aber häufiger auftreten, sagt er. Durch den Klimawandel müsse man alle 20 Jahre damit rechnen. Im schlimmsten Fall - wenn wir den CO2-Ausstoß nicht begrenzen - sogar alle zehn Jahre, so Willems. Er kündigt jedenfalls mehr Extremwetterphasen an: intensivere Regenphasen, aber auch intensivere Trockenphasen. Was Klimamodelle seit 20 Jahren voraussagen, werde nun bestätigt.
destandaard/mz
Habe ich da vielleicht etwas übersehen in den Nachrichten?
„ Laut Elio Di Rupo (PS), Ministerpräsident der Wallonischen Region, sind 240 der 262 Gemeinden der Wallonischen Region von den Überschwemmungen der letzten Tage betroffen“
22 Gemeinden nicht?