"Die Lage in vielen Städten und Gemeinden ist absolut dramatisch" - gleich zum Auftakt der Plenarsitzung der Kammer machte die Vorsitzende Eliane Tillieux klar, was in diesen Stunden absolute Priorität hat. Stellvertretend für alle bedankte sie sich auch bei den Rettungskräften für deren unermüdlichen Einsatz, um den Opfern der Flutkatastrophe zu helfen.
Die Abgeordneten schlossen sich diesen Worten an. Viele von ihnen zeigten sich vor allem geschockt, sprachen von apokalyptischen Bildern und einer nationalen Katastrophe. Premierminister Alexander De Croo nahm dieselben Begriffe in den Mund. Den Betroffenen sprach er im Namen aller sein Mitgefühl aus.
Alles Menschenmögliche werde getan, um den Opfern zu helfen, betonte De Croo. Der Premier erinnerte im Übrigen daran, dass Klimaforscher seit Jahren vor genau solchen Wetter-Phänomenen warnen. Und seine Regierung nehme denn auch den Klimawandel sehr ernst.
Es ist aber vor allem Innenministerin Annelies Verlinden, die auch bei dieser Krise wieder im Mittelpunkt steht. Bei ihr laufen die Fäden zusammen. Verlinden hat am Nachmittag König Philippe bei einem Besuch im Krisengebiet im Raum Lüttich begleitet.
"Keine Frage, die Lage ist ernst", sagte Verlinden in der Kammer. "Aber glücklicherweise sehen wir einen enormen Elan an Solidarität." Alle Rettungsdienste leisteten phantastische Arbeit. Das gehe so weit, dass die Feuerwehren aus den nicht betroffenen Provinzen spontan und freiwillig den Kollegen in den Krisengebieten zu Hilfe geeilt seien. Zum Beispiel waren Feuerwehrleute aus Antwerpen in Lüttich im Einsatz.
Schon Mittwochabend sei sie zu dem Schluss gekommen, dass Belgien trotz allen Einsatzes und aller Bemühungen diese Krise nicht alleine schultern könne, sagte Innenministerin Verlinden. Deswegen habe sie das EU-Katastrophenschutzverfahren aktiviert und über diesen Weg internationale Hilfe beantragt.
Belgien benötigt vor allem Hubschrauber und Boote. Einige Länder wie Frankreich oder Italien hätten bereits konkrete Hilfe angeboten, sagte Verlinden. Und eben weil die Katastrophe solche Ausmaße angenommen habe, habe sie den föderale Katastrophenplan ausgelöst. Das bedeutet, dass die Koordinierung der Hilfen ab jetzt zentralisiert und vom föderalen Krisenstab übernommen wird, und dass das ganze Land an einem Strang zieht. "Denn nur zusammen kommen wir hier durch", so Verlinden.
Konzertierungsausschuss verschoben
Der für Freitag geplante Konzertierungsausschuss wird verschoben, wie Premierminister Alexander De Croo mitteilt. De Croo sagte, viele der Mitglieder müssten sich auf die Koordination der Hilfe nach dem Hochwasser konzentrieren. Das Land sei von extremen Wetterverhältnissen getroffen worden. Die Hilfe für die Gemeinden und die betroffenen Familien stehe jetzt an erster Stelle, so De Croo.
Der nächste Konzertierungsausschuss soll in der nächsten Woche stattfinden, ein genauer Termin steht noch nicht fest.
Roger Pint