Wer gehofft hatte, dass die Prozedur bei der Probenahme für diesen Antigen-Schnelltest vielleicht angenehmer sein könnte als beim klassischen PCR-Test, der wird leider enttäuscht sein: Auch hier ist es notwendig, für den Abstrich ein langes Wattestäbchen tief in Rachen oder Nase einzuführen.
Der Vorteil liegt, wie schon die Bezeichnung "Schnelltest" nahelegt, vielmehr in der Geschwindigkeit, mit der man das Testergebnis erhält. Beim PCR-Test muss die Probe zunächst in ein Labor geschickt werden, wo sie dann verarbeitet und analysiert wird. Bis das Ergebnis dieser Analyse dann in die Datenbank eingegeben ist und zum Beispiel in der App auf dem Smartphone gelandet ist, kann es durchaus 24 Stunden oder länger dauern. Besonders, wenn wie in der jetzigen Reise-Hochsaison viele Proben gleichzeitig anfallen.
Befund nach einer Viertelstunde
Beim Antigen-Schnelltest ist das Ergebnis hingegen direkt. Effektiv bedeutet das, dass der Befund schon nach einer Viertelstunde vorliegen kann. Dann müssen die Apotheken das Ergebnis in der entsprechenden Datenbank abspeichern, von wo es über das Institut für Volksgesundheit (Sciensano) an die Menschen geschickt wird.
Allerspätestens vier Stunden später soll man so das Ergebnis seines Schnelltests schon als Zertifikat auf dem Handy haben können, so der Vorsitzende des Apothekerverbands APB, Koen Straetmans, am Montagmorgen bei Radio Eén, und damit dann auch sofort verreisen können.
Nicht überall anerkannt
Der Clou ist nämlich, dass tatsächlich einige Länder auch Antigen-Schnelltests zur Einreise akzeptieren. Verpflichtet sind die europäischen Länder dazu aber nicht, im Gegensatz zu PCR-Tests. Flächendeckendes Reisen ist damit also nicht möglich. Wohl aber diverse Destinationen in Südeuropa.
Dass der Schnelltest nicht überall anerkannt wird, hat auch einen Grund: Er gilt als weniger zuverlässig als der PCR-Test, gerade zu Beginn einer Infektion. Wobei das aber nicht nur von der Methode an sich abhängt, sondern auch von der ausführenden Person. Deswegen gilt auch ein von einem extra dafür geschulten Apotheker durchgeführter Test als zuverlässig genug, um ein entsprechendes Zertifikat zu bekommen. Das ist mit einem Selbsttest natürlich nicht der Fall.
Günstiger als PCR-Tests
Neben der Geschwindigkeit ist der Preis ein weiterer Vorteil der Antigen-Schnelltests, wie Straetmans hervorhebt. Mit zwischen 25 und 30 Euro müssen Interessierte rechnen, wenn sie einen Schnelltest in der Apotheke durchführen lassen wollen. Der Preis für einen PCR-Test ist seit dem 1. Juli auf höchstens 55 Euro gedeckelt, damit wäre ein Apotheken-Schnelltest etwa halb so teuer. Selbsttests sind mit sieben bis acht Euro zwar noch günstiger, aber dafür gibt es dann wie erwähnt auch kein Zertifikat.
Personen, die noch nicht die Gelegenheit hatten, sich vollständig impfen zu lassen, sollten auch daran denken, dass ihnen zwei kostenlose PCR-Tests zustehen. Die Codes für diese Gratis-PCR-Tests können jedoch nicht auf die Apotheken-Schnelltests angewandt werden.
Angebot nicht in allen Apotheken
Zu beachten ist außerdem auch, dass längst nicht jede Apotheke im Land jetzt diese Antigen-Schnelltests anbietet. Er rechne damit, dass mehr als ein Viertel der Apotheken mitmachen werde, so Straetmans. Es sei erst vor zwei bis drei Wochen beschlossen worden, diese Tests zu erlauben. Trotzdem habe man es geschafft, in dieser kurzen Zeit Tausende Apotheker entsprechend zu schulen. Manchen Apotheken fehle aber schlicht benötigte Ausrüstung. Er rechne insgesamt mit einer zusätzlichen Kapazität von rund 10.000 Tests pro Tag.
Eine zentrale Liste, welche Apotheken den Schnelltest-Service anbieten, gibt es allerdings auch nicht. Die teilnehmenden sollen jedoch mit einem gut sichtbaren Plakat an der Tür darauf hinweisen.
Eines ist jedoch ganz sicher nicht Sinn und Zweck der neuen Apotheken-Schnelltests: Nämlich, dass Menschen mit Covid-Symptomen in die Apotheken gehen, um sich dort testen zu lassen, anstatt zum Hausarzt oder ins Testzentrum, unterstreicht der APB-Vorsitzende. Das Angebot sei für Reisende, Festivalgänger und so weiter gedacht, aber nicht für die Diagnostizierung von Corona-Verdachtsfällen.
Boris Schmidt