Es wäre das Ende einer Hetzjagd, die über einen Monat gedauert hat. Wie die föderale Staatsanwaltschaft am frühen Sonntagnachmittag bekanntgab, wurde in einem Waldstück in der Gemeinde Dilsem-Stockem die Leiche eines Mannes gefunden. Nach Informationen der Zeitung Het Belang Van Limburg war es der Bürgermeister von Maaseik, Johan Tollenaere, dem bei einer Radtour plötzlich Leichengeruch aufgefallen war und der den leblosen Körper fand.
Dilsen-Stockem, in dieser Gemeinde wohnte Jürgen Conings. Nicht weit hatte man ja auch schon das Auto des Terrorverdächtigen entdeckt.
Und tatsächlich: Nach ersten Erkenntnissen handele es sich wohl um die Leiche von Jürgen Conings, heißt es in dem Kommuniqué. Todesursache sei ebenfalls laut ersten Erkenntnissen ein Selbstmord mittels einer Feuerwaffe. All das müsse aber erst noch durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt werden. Frühestens gegen Ende des Tages werde die Staatsanwaltschaft weitere Einzelheit bekanntgeben können.
Jürgen Conings war am 17. Mai untergetaucht. Erst hatte er noch einige Waffen aus seiner Kaserne in Leopoldsburg entwendet, danach war er verschwunden. In seinem Auto fand man später einen Großteil der Waffen.
Conings hatte in den letzten Wochen und Monaten mehrmals insbesondere den Virologen Marc Van Ranst offen bedroht. Am Tag seines Verschwindens soll der Terrorverdächtige dem renommierten Gesundheitsexperten sogar aufgelauert haben. Marc Van Ranst muss sich seitdem mit seiner Familie in einer sicheren Wohnung aufhalten. Diese Sicherheitsvorkehrungen sind jetzt womöglich nicht mehr nötig. Es ist noch nicht bekannt, wann er wieder nach Hause darf. Laut Justizminister Van Quickenborne können die Sicherheitsmaßnahmen für Van Ranst aber schrittweise aufgehoben werden. Wie der Zufall so spielt, hat der Wissenschaftler ausgerechnet am Sonntag Geburtstag.
In einem Telefoninterview mit der VRT sagte Van Ranst, dass er für seine Familie und sich selbst erleichtert sei. Andererseits seien seine Gedanken bei der Familie und den Freunden von Conings, weil sie einen geliebten Menschen verloren hätten.
vrt/okr/rop
Jetzt besteht Klarheit über den Verbleib von Jürgen Conings. Das ist gut. Nun darf es aber nicht zu Fehlern bei den Ermittlungen kommen. Alles muss lückenlos aufgeklärt werden. Sonst besteht die Gefahr der Legenbildung und Jürgen Conings wird zum Märtyrer verklärt, angeblich umgebracht vom belgischen Staat aufgrund seiner politischen Überzeugung.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Nationalismus in Flandern groß ist, fast die Hälfte der Flamen wählt Nationalisten, entweder NVA oder VB. Irgendwie muss die Politik darauf reagieren.
Gut, dass man ihn endlich gefunden hat. Aber offenkundig hatte der radelnde Bürgermeister einen besseren Riecher als die Spürhunde der Ordnungskräfte - falls überhaupt jemand auf die Idee gekommen war, diese einzusetzen. Aber es war wohl auch einfacher, für schlappe 650.000 € die Region mit Panzern zu durchpflügen und mit Hubschraubern zu überfliegen.
Wer bei der Geschichte Stil zeigte, war Van Ramst, indem er an Freunde und Familie Conings und deren Leid dachte.