Es geht weiter in die richtige Richtung mit den Corona-Zahlen in Belgien. Am Donnerstag hat das Land noch einen wichtigen Schwellenwert unterschritten: 377 Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Die Zahl der täglichen Krankenhausneuaufnahmen wegen Covid lag in den vergangenen sieben Tagen im Schnitt bei ziemlich genau 80. Das seien in der Tat gute Zahlen, bestätigte der bekannte Biostatistiker Geert Molenberghs am Donnerstagmorgen bei Radio Eén. Und sie entwickelten sich weiter günstig.
Allerdings ist das trotzdem kein Grund, um die metaphorischen Champagnerkorken knallen zu lassen. Denn rein zahlentechnisch stehen viele, um nicht zu sagen die allermeisten anderen europäischen Länder noch immer besser da als Belgien. Nämlich 25 von 30 Ländern auf der Vergleichsliste. Betrachtet man etwa die bestätigten Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen zwei Wochen, dann sind das in Belgien 252. In Portugal hingegen sind es nur 62. Und in Großbritannien aktuell sogar nur 48. Das seien natürlich hervorragende Zahlen. Aber gleichzeitig bereiteten die Varianten schwere Sorgen.
Diese Sorgen müsse sich auch Belgien machen, so der Biostatistiker. Trotz des sehr hohen Impfgrads stiegen die Krankenhausaufnahmen im Vereinigten Königreich nämlich wieder leicht. Dafür verantwortlich ist die ansteckendere sogenannte indische Virusvariante. Aus den Daten gehe hervor, dass diese Variante besonders in Gemeinschaften zirkuliere, in denen die Impfdichte niedriger sei. Und es seien auch diese Menschen, die vermehrt in die Krankenhäuser aufgenommen werden müssten.
Belgien müsse sicher damit rechnen, dass die indische Variante auch hier zirkulieren werde und sich entsprechend auf die möglichen Folgen vorbereiten. Noch sei die indische Variante in Belgien für höchstens einige wenige Prozent der Covid-Fälle verantwortlich. Um zu begreifen, dass das kein Grund zur Entwarnung sei, dafür müsse man aber eben nur nach Großbritannien schauen. Dort sei die indische Variante noch vor zwei Monaten ebenfalls nur für ein Prozent der Fälle verantwortlich gewesen. Jetzt seien es mit 65 Prozent fast zwei Drittel aller Fälle.
Die indische Variante sei auch schon mehrmals von außen nach Belgien gebracht worden, erinnerte Molenberghs. Und weil sie sich eben rasend schnell ausbreiten könne, sei es wichtig, sie so viel wie möglich draußen zu halten.
Impfstoffe schützen auch gegen indische Variante
Die gute Nachricht ist aber trotzdem, dass alle Impfstoffe auch gegen die indische Variante schützen, betont der Biostatistiker. Wenn auch nicht so gut wie gegen die "klassische" oder die britische Variante. Was aber auch ganz deutlich geworden sei, sei dass bei den Zwei-Dosen-Impfstoffen auch tatsächlich beide Dosen für einen guten Schutz notwendig seien.
Deswegen sei es wichtig, dass sich die Menschen so schnell wie möglich und so vollständig wie möglich immunisieren lassen. Sprich dass sie wirklich dafür sorgen, dass sie auch die zweite Spritze bekommen. Und sie müssen sich auch immer vor Augen halten, dass der Schutz gegen das Virus erst eine gewisse Zeit nach der zweiten Dosis wirklich optimal ist. Heißt also: so zwei bis drei Wochen später.
Denn wenn nicht oder nur zum Teil geimpfte Menschen zu viele und zu enge Kontakte hätten, dann könne das zu einem Wiederaufflackern der Epidemie führen. Gerade eben auch durch die verschiedenen Virusvarianten, die nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen europäischen Ländern zirkulierten. Und man habe in der Vergangenheit bereits mehrfach feststellen müssen, dass internationale Reisen doch zu einer beachtlichen Einschleppung von Varianten geführt hätten.
Boris Schmidt