Das Zauberwort heißt "digitales grünes Zertifikat" oder einfach "europäischer Corona-Pass" - als Beweis, dass man schon gegen das Coronavirus geimpft worden ist, dass man erst jüngst negativ getestet worden ist oder schon immun ist, weil man die Krankheit bereits durchgemacht hat.
Mit diesem Nachweis sollen die Menschen zumindest innerhalb Europas im Sommer frei reisen dürfen. So weit die Theorie, denn noch sind die Modalitäten in Arbeit. Aber der Druck und die Erwartungshaltung der Bürger sind so groß, dass ein Nichtzustandebringen eigentlich keine Option ist für die Europäische Union.
Dieser digitale Corona-Pass spielt natürlich auch eine zentrale Rolle in den Überlegungen und Planungen der Reiseanbieter, Fluglinien und auch Flughäfen. Der Geschäftsführer des Brussels Airport, Arnaud Feist, bezeichnet ihn schlicht als "unverzichtbar" für den reibungslosen Ablauf von Flugreisen diesen Sommer. Und der Pass ist seiner Meinung nach auch nötig, um die Tests und Impfungen einheitlich organisieren zu können. Denn mit einem solchen Zertifikat könnten die Behörden schneller und einfacher überprüfen, welchen Corona-Status ein Passagier habe, so Feist.
Eine solche Harmonisierung auf europäischer Ebene verlangt auch Peter Gerber, Geschäftsführer von Brussels Airlines. Die Komplexität des Reisens müsse verringert werden, fordert er. Und zwar nicht nur für die Passagiere, die sich mit lokal unterschiedlichen Vorgaben herumärgern müssten. Sondern auch für die Fluggesellschaften, damit sie sicher und flüssig arbeiten könnten.
Deswegen sei ein europäisches Zertifikat ein Schritt in die richtige Richtung. Außerdem wünscht sich Brussels Airlines auch, dass die Behörden Corona-Schnelltests zum Reisen akzeptieren.
Der europäische Corona-Pass werde es einfacher machen, frei zu reisen, ist auch Günther Hofman von Tui Fly Belgium im VRT-Fernsehen überzeugt. Schnelltests, Impfungen und einheitliche Immunitätsnachweise, das sei der Kern für einen erfolgreichen Reisesektor-Neustart diesen Sommer.
Korridorreisen
Und der Reisesektor - genauer gesagt Tui, Sunweb und Corendon - hat sich auch bereits an die Föderalregierung gewandt mit einem anderen Vorschlag. Nämlich den sogenannten "Korridorreisen". Dabei geht es um Reisen in Länder, die auf der Corona-Karte als rot, also als Risikogebiet, markiert sind.
Reisende sollen demnach über bestimmte Korridore trotzdem dorthin in den Urlaub dürfen – ohne, und das ist der Knackpunkt, danach in Belgien in Quarantäne zu müssen. Zur Vermeidung beziehungsweise Verringerung des Ansteckungsrisikos sollen diese Pauschalreisen in extra dafür ausgewählte Hotels unter strikten Bedingungen stattfinden.
Das sei ein Plan mit Maßnahmen, um organisiert und sicher reisen zu können, so Hofman in der RTBF. Dazu würden etwa Ausflüge in kleinen Gruppen, Restaurants mit längeren Öffnungszeiten für eine bessere Aufteilung der Gäste und eine mehrfache tägliche Desinfektion der Zimmer gehören.
Für das Konzept dieser "Korridorreisen" hat sich der Reisesektor auch mit den Gesundheitsexperten zusammengesetzt, die die Regierung beraten. Und die hätten die Idee unter Beachtung bestimmter Bedingungen gutgeheißen. Die Protokolle für Reisekorridore an verschiedene Urlaubsziele lägen bereit, man warte auf eine Entscheidung der Föderalregierung, so Hofman.
Was er sich außerdem wünscht, ist eine differenziertere Bewertung des Corona-Risikos der Regionen in Europa. Denn es gebe zum Beispiel Inseln, die noch immer als rot gelten, obwohl die Situation dort lokal besser geworden sei. Aber wenn das Land, die Region oder die Inselgruppe, zu der sie gehörten, insgesamt schlechter da stünden, blieben sie nach dem jetzigen Schema auch Risikogebiete.
Aber auch potenzielle Kunden hat die Reisebranche natürlich im Visier. Vor Ende Juli könnten Reisende so oft sie wollten kostenlos umbuchen, verspricht zum Beispiel der Geschäftsführer von Brussels Airlines, Peter Gerber. Und selbst nach dem 31. Juli kann man ohne Zusatzkosten auch noch einmal umbuchen. Jeder Reisende solle so die Sicherheit haben, zumindest tatsächlich seine Sommerferien zu haben – und zwar auf eine bequeme Art und Weise, so Gerber.
Boris Schmidt