Flämische Politiker sind am Wochenende vorgeprescht und haben verraten, was ihnen vorschwebt. Flanderns Ministerpräsident Jan Jambon spricht von einem "Plan der Freiheit". Demnach müssten wir noch bis Juni-Juli durchhalten, bevor der Sommer dann sehr viele Lockerungen bereithalten könnte, wenn sich diese Ideen durchsetzen und die Corona-Zahlen es erlauben.
Mögliche Lockerungen
Die Kontaktblase beispielsweise könnte Geschichte werden. Uneinig ist sich die Inlandspresse noch beim Datum. Laut Het Laatste Nieuws wäre der 1. August das Stichdatum, laut De Standaart der 1. September. Ab dann könnte gelten: Jeder kann wieder treffen wen er will, so oft er will.
Auch am Arbeitsplatz könnten die Beschränkungen zum Spätsommer wegfallen, gleiches gilt für den Sport in Innenräumen. Beim Einkaufen und Shoppen gäbe es keine Begrenzung mehr, was die Zahl der Kunden in einem Laden betrifft. Der Horeca-Sektor wäre von der Sperrstunde befreit.
Auch im Kultursektor soll vieles wieder möglich sein. Unter freiem Himmel könnte es demnach ab Juli wieder Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Zuschauern geben, ab August sogar mit bis zu 10.000. Nichtsdestotrotz würde es auch hier noch Auflagen geben. Noch mehr Zuschauer sollen möglich sein, wenn mindestens 80 Prozent der Besucher einen europäischen Impfpass vorlegen können - den es jetzt ja noch gar nicht gibt. Ein größeres Publikum wäre auch bei Innen-Veranstaltungen drin: ab Juli 3.000, ab August 4.500 - wenn auch unter Auflagen.
Virologen optimistisch
Bisher waren vor allem die Virologen skeptisch, was solche Lockerungen betrifft. Inzwischen sind sie aber gar nicht mehr so skeptisch. Marc Van Ranst zum Beispiel sagte im Fernsehsender VTM: Viele dieser Zahlen seien noch eine Frage des Kompromisses, aber wenn von 5.000 Menschen bei einem Event die Rede sei, dann werde man daraus sicher keine 200 mehr machen. Auch Erike Vlieghe stimmt den flämischen Überlegungen weitgehend zu.
Bei Großevents - wie Festivals mit Tausenden Zuschauern - sind die Virologen aber noch skeptisch. Das sei für August noch zu unvorsichtig, sagt Vlieghe. Auch Van Ranst stellt klar: Das werden keine Festivals wie vor zwei Jahren. Es gebe dann sicher auch Auflagen und Auftritte in Großzelten seien in jedem Fall noch tabu.
Der plötzliche Optimismus der Virologen ist wohl vor allem auf die Impfkampagne zurückzuführen, die in Belgien recht gut läuft. Wir liegen beim Tempo in der EU weit vorne. Das macht Hoffnung auf ein Leben wie es mal war. Aber Erika Vlieghe mahnt hier doch zu Vorsicht: Es mache einen Unterschied, ob 800 Menschen oder 80.000 bei einem Festival auf der Wiese stehen. Wenn es schlecht liefe, könne ein Superspreader eine neue Corona-Welle lostreten.
Am Dienstag beraten die Regierungen des Landes und nur was beim Konzertierungsausschuss beschlossen wird, tritt dann auch ein. Was wohl jetzt schon klar ist: Sämtliche Lockerungen hängen davon ab, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln - insbesondere die Belegung der Krankenhäuser und Intensivstationen.
hln/okr