Die Pandemie wirkt sich sogar auf die Steuererklärung aus 

Steuern sind wohl für keinen von uns ein Thema, mit dem wir uns wirklich gerne beschäftigen. Aber dennoch ein Thema, bei dem man gut aufpassen sollte, welche Felder man wo ankreuzt und welche Beträge in welcher Spalte landen, bevor die Erklärung im Umschlag an das Finanzamt landet. Wobei diese Begrifflichkeiten für mehr und mehr Menschen schon ein wenig anachronistisch klingen mögen, die Digitalisierung hat ja auch vor der Steuererklärung keinen Halt gemacht.

Wenn man seine Finanzen modern, also in elektronischer Form über das Internet deklarieren möchte, dann läuft das über den Internetdienst "Tax-on-web". Nur war der am Dienstag Opfer des großangelegten Cyberangriffs auf das Behörden- und Bildungsnetzwerk Belnet, wie rund 200 weitere Dienste und Seiten. Mittlerweile sollte aber alles wieder funktionieren mit der Webseite.

Das hat auch der föderale Finanzminister Vincent Van Peteghem (CD&V) in der RTBF bestätigt. Eine gute Nachricht also immerhin. Auch wenn das zeige, wie wichtig Investitionen in Cybersicherheit seien, so Van Peteghem. Aber egal, ob nun auf Papier oder elektronisch, wirklich einfach ist die Steuererklärung weiterhin nicht.

Ja, das sei in der Tat sehr komplex, musste der Finanzminister einräumen. 835 Steuercodes seien es aktuell etwa in der Wallonie und 819 in Brüssel. Deswegen wolle die Regierung mit ihrer geplanten Steuerreform das auch vereinfachen. Von den aber zumindest noch dieses Jahr über 800 Codes sind nicht alle alte Bekannte. Von Überraschungen wollte der Minister zwar nicht sprechen, aber Neues gebe es schon.

20 neue Steuercodes gebe es und alle hätten hingegen mit dem Coronavirus zusammen. Das habe damit zu tun, dass der Staat die von der Gesundheitskrise getroffenen Familien und Unternehmen habe unterstützen wollen, so Van Peteghem. Außerdem betonte er, dass auch Steuernachlässe für bestimmte Kosten höher geworden seien. Das betreffe etwa Kosten für die Kinderbetreuung oder die steuerliche Abschreibung von Spenden für das Jahr 2020. So betrage der Steuernachlass für Letzteres 60 statt wie sonst 45 Prozent.

Was sich ebenfalls auswirkt, das ist das System der vereinfachten zeitweiligen Arbeitslosigkeit beziehungsweise Kurzarbeit, das viele Arbeitgeber während der verschiedenen Corona-Wellen und Lockdowns genutzt haben. Die Corona-Kurzarbeit-Bezüge unterlagen nämlich einem geringeren Steuervorabzug – 15 Prozent statt der üblichen 26,75 Prozent. Damit habe man den Angestellten und den Familien eine höhere Kaufkraft geben wollen, erklärte der Finanzminister. Jetzt könne es aber eben sein, dass die Steuerpflichtigen in manchen Fällen noch nachzahlen müssten. Im Sinne von, dass sie bisher einen zu geringen Steuervorabzug für ihre Bezüge entrichtet hätten.

Aber niemand müsse auch nur einen Cent mehr zahlen als die Steuer, die er ohnehin hätte zahlen müssen, unterstrich Van Peteghem. Was jetzt vielleicht nachbezahlt werden müsse, sei einfach zuvor noch nicht abgezogen worden. Um gegebenenfalls bösen Überraschungen vorzubeugen könnten Betroffene aber eine personalisierte Tax-Calc-Simulation auf der Internetseite des Finanzministeriums durchführen lassen. Dieses Werkzeug könne auch dazu genutzt werden, um die Auswirkungen anderer Variablen in der Steuererklärung zu simulieren.

Eine gute Nachricht gibt es aber auf jeden Fall auch noch im Vergleich zur vorigen Steuererklärung: Wer letztes Jahr seine Erklärung mit tatkräftiger Unterstützung durch einen Mitarbeiter des Föderalen Dienstes Finanzen ausfüllen lassen wollte, der konnte das nur telefonisch tun. Man sei bereits dabei, die Steuerpflichtigen diesbezüglich proaktiv zu kontaktieren, erklärte Van Peteghem. Aber es werde auch die Möglichkeit geben, um einen Termin zu vereinbaren, wenn man Hilfe beim Ausfüllen der Steuererklärung benötige.

Ab Mittwoch kann jeder seine Steuererklärung online über Tax-on-Web abgeben. Die Papierversion wird im Laufe des Monats Mai verschickt. Die Papierversion der Steuererklärung muss bis zum 30. Juni eingereicht werden, mit Tax-on-Web hat man Zeit bis zum 15. Juli.

Boris Schmidt