Konkret geht es um drei Länder: Brasilien, Südafrika und eben Indien. Während die ersten beiden pandemie-technisch schon lange in den Schlagzeilen sind, hat sich die Lage in Indien eher in jüngerer Zeit verschlechtert. Das allerdings auf fast schon explosive Art und Weise. Der Grund ist allerdings überall der gleiche: neue und gefährlichere Virusvarianten.
Diese Varianten wollen natürlich alle anderen Länder nach Möglichkeit draußen halten, auch Belgien. Denn die Gefahr ist real, dass sie die epidemiologische Situation wieder kippen lassen könnten, die momentan mehr oder minder unter Kontrolle scheint.
Am meisten Sorge bereitet den Verantwortlichen aktuell die indische Variante. Über diese Variante wisse man am wenigsten, erklärte der bekannte Virologe Marc van Ranst in der VRT. Aber sie sorge für enorme Probleme im bevölkerungsreichsten Land der Welt, so der Virologe. Die indische Variante sei wohl sehr ansteckend. Ob sie auch zu schwereren Erkrankungen führe, wisse man zwar nicht. Aber es würden auf jeden Fall Menschen daran sterben.
Man wisse auch, dass bereits Geimpfte sich mit diesem Stamm anstecken könnten. Man hoffe jedoch, dass die Menschen nicht so krank würden, dass sie ins Krankenhaus müssten oder gar daran sterben würden, so Van Ranst.
Allerdings ist die Variante schon in Belgien festgestellt worden. Letzte Woche wurde bekannt, dass 20 Studenten, die aus Indien über Paris für eine Krankenpflege-Ausbildung nach Belgien gekommen waren, mit der Variante infiziert sind. Mittlerweile ist das auch bei einem weiteren Studenten bestätigt worden. Er war unabhängig von der ersten Gruppe fünf Tage später auf der gleichen Route eingereist. Hinzu kommen mindestens sechs weitere Fälle, einer davon in Brüssel, fünf in Antwerpen. Es ist also unklar, seit wann und wie stark sich die indische Variante bereits in Belgien verbreitet haben könnte.
Kritik
Angesichts der doch bereits länger bekannten großen Probleme mit Varianten in den drei betroffenen Ländern ist wenig überraschend auch Kritik laut geworden, warum die Regierung erst jetzt ein strenges Einreiseverbot verhängt.
Ja, man habe am vergangenen Freitag gewusst, dass die indische Variante in Belgien aufgetreten sei, räumte die föderale Innenministerin Annelies Verlinden (CD&V) in der VRT ein. Inzwischen habe man sich einen Überblick verschafft und eben weitere Fälle festgestellt. Deswegen habe man beschlossen, sehr einschneidende Maßnahmen zu ergreifen.
Außerdem sei es auch so, dass bereits vor der jetzigen Verschärfung des Verbots starke Einschränkungen für Einreisen aus Drittländern nach Belgien gegolten hätten. Aber bei diesen Einschränkungen habe es eben noch diverse Ausnahmen gegeben, unter die zum Beispiel die indischen Krankenpflege-Studenten gefallen seien.
Auch für Brasilien und Südafrika sei schon länger ein Verbot gewöhnlicher Reisen in Kraft gewesen. Allerdings eben auch hier mit Ausnahmen, etwa für Menschen, die aus beruflichen Gründen reisten, oder für Menschen, die wegen ihrer Tätigkeit im Pflegebereich nach Belgien kommen mussten, so die Innenministerin.
Knackpunkt
Einen offensichtlichen Knackpunkt hat das neue, scharfe Einreiseverbot aber auf jeden Fall: Es gibt keine direkten Flugverbindungen aus Indien nach Belgien. Sprich entsprechende Reisende müssen ohnehin über das benachbarte Ausland einreisen und begeben sich dann per Zug, aber oft eher per Auto oder Bus über die Grenze nach Belgien. Gerade letzteres ist bekanntermaßen äußerst schwierig zu kontrollieren.
Diesbezüglich verweist die Innenministerin darauf, dass es in erster Linie die Transportunternehmen seien, die hier in der Verantwortung stünden. Aber Belgien werde auch weiterhin entsprechende Kontrollen an den Grenzen durchführen. Dabei würden Einreisende dann befragt, wo sie ihre Reise begonnen hätten, um zu verhindern, dass Menschen, die dies jetzt nicht mehr dürften, auf indirektem Weg über ein Nachbarland nach Belgien gelangten, so Verlinden.
Boris Schmidt
Es ist eine schlichte Unverschämtheit, dass in der EU nach wie vor strenge Restriktionen für Südafrika gelten. Das Land geht vorbildlich mit der Pandemie um und die 7-Tage-Inzidenz liegt seit 2 Monaten unter 15. Kein Land in der EU hat das nach der 2. Welle erreicht. - im Gegenteil, die EU ist selbst Hochinzidenzgebiet und EU-Bürger reisen weiter völlig problemlos durch die Welt. Es wird hier äußerst kolonialistisch mit zweierlei Maß gemessen.