Der positive Trend, der sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet habe, setze sich weiter fort. Eine erfreuliche Nachricht, mit der der Virologe Steven van Gucht die Vorstellung der aktuellen Zahlen begann.
Das schlage sich nicht nur in den abnehmenden Infektionszahlen nieder, ergänzte der frankophone interföderale Sprecher des Krisenzentrums, Yves Van Laethem. Sondern auch in den Krankenhausneuaufnahmen, die erstmals seit Wochen rückläufig seien.
Das ist aber trotzdem kein Grund, um übermütig zu werden. Denn erstens wirkt sich hier das lange Osterwochenende aus, das vermutlich zu einer Unterschätzung der tatsächlichen Zahlen führt. Außerdem ist die Positivitätsrate gestiegen, also die Anzahl positiv ausgefallener Tests bezogen auf die Zahl durchgeführter Tests. Was darauf hindeutet, dass das Virus noch immer stark zirkuliert.
Ganz wichtig: Die Gesamtzahl der Menschen, die sich weiterhin in den Hospitälern und insbesondere auf den Intensivstationen befinden, sei sehr hoch und steige noch weiter, wie Van Laethem betonte. Eigentlich sei es sogar so, dass im Augenblick alle verfügbaren Betten auf den Intensivstationen belegt seien - sowohl mit Covid- als auch mit Nicht-Covid-Patienten, wie van Gucht in der VRT ergänzte. Die Steigung bedeute eben, dass man in der kommenden Woche wohl an den symbolischen Wert von 1.000 belegten Intensivbetten stoßen werde. Allerdings erwarten die Experten auch hier für die kommenden Wochen eine Verlangsamung und hoffen sogar auf eine Abnahme.
Optimistische und pessimistische Szenarien
Das bleibe aber eben immer schwierig vorherzusagen, warnte der Virologe. Alles werde davon abhängen, was in den nächsten Tagen passieren werde. Dafür gebe es optimistische und pessimistische Szenarien. Im schlechtesten anzunehmenden Fall bleiben die Krankenhausaufnahmen auf einem hohen Plateau stecken. Das wäre dann eine Situation, wie man sie von der zweiten Corona-Welle kenne - nur mit noch höheren Zahlen, im Bereich von 200 Krankenhausaufnahmen pro Tag. Damit bliebe dann auch die Situation auf den Intensivstationen auf einem sehr angespannten Niveau. Das wiederum wäre schlecht für Lockerungen.
Andererseits gebe es aber eben auch optimistische Szenarien. Die gingen davon aus, dass Belgien bis Ende April, Anfang Mai bei unter hundert Krankenhausaufnahmen pro Tag landen könnte. Dafür gibt es aber eine ganz klare Voraussetzung: Nämlich, dass die Menschen sich sehr streng an die Maßregeln hielten. Ob das der Fall sein werde, das sei sehr schwierig vorherzusagen, räumte Van Gucht ein. Bei der Pressekonferenz hatte der Virologe auch noch eine andere diesbezügliche Botschaft an die Bevölkerung: Die Menschen sollten sich nicht von den Bildern in den Medien entmutigen lassen über das massenhafte Übertreten der Regeln durch bestimmte Personen. Denn die Mehrheit hielte sich weiter an die Regeln und bleibe solidarisch. Das sei der einzige Weg, wie das Virus besiegt werden könne.
Das sei eine große Anstrengung, gab auch Yves Van Laethem zu, aber eine notwendige Anstrengung. Nur so könne man der fortschreitenden Impfung die Zeit geben, in der Bevölkerung ihre Wirkung zu entfalten.
Zu konkret wollte Van Gucht zwar nicht werden in puncto Lockerungen nach der "Osterpause". Aber wenn die Menschen die Regeln gut befolgten, das optimistische Szenario eintrete von unter hundert Krankenhausaufnahmen und einen Abwärtstrend zeige - dann könne man in der zweiten Aprilhälfte oder zu Anfang Mai beginnen, nach und nach vorsichtige Lockerungen zuzulassen.
Boris Schmidt