Im Vergleich zur letzten großen Krise, der Wirtschafts- und Finanzkrise, sind im Corona-Jahr deutlich weniger Jobs weggefallen. Konkret: Im Jahr nach dem Juni 2009 sind hierzulande über 16.000 Stellen gestrichen worden, im Corona-Jahr - seit dem letzten März - waren es rund 10.000. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Zeitung De Standaard am Montag.
Wenig überraschend steht der Horeca-Sektor an der Spitze. Über 1.700 Jobs sind hier verschwunden. Aber auch die metallverarbeitenden Betriebe haben fast 1.500 Stellen gestrichen. Überraschend auf Platz 3: Pharma- und Chemiebetriebe mit rund 1.400 Jobs weniger. Dazu zählt allerdings auch die Massenentlassung bei Glaxo-Smith-Kline im Februar letzten Jahres - kurz vor dem ersten Lockdown. Allein dort sind 720 Stellen verschwunden. Den größten Stellenabbau bei einem einzelnen Unternehmen gab es letztes Jahr bei Brussels Airlines. Die Fluggesellschaft hat 950 Stellen gekürzt.
Im Moment verdecken die vielen staatlichen Stützprogramme noch die Not von vielen Betrieben. Kurzarbeit ist für viele weiterhin ein wichtiges Instrument, um die Krise zu überbrücken. Aber auch das wird nicht ewig halten. Erst wenn die Hilfsmaßnahmen auslaufen, wird sich zeigen, welches Unternehmen wie gut aus der Krise kommt und wie die wahren Folgen auf dem Arbeitsmarkt sind.
Einschätzung der Unternehmen
Hans Maertens vom Unternehmerverband Voka sieht die Lage besser als in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Er sagt, Belgien habe im Vergleich zu damals mehr innovative Betriebe, die die Krise besser überstehen würden. Hinzu kommt, dass Tätigkeiten, die Firmen in Billiglohnländer auslagern konnten, schon ausgelagert worden sind - da gibt es also nichts mehr zu sparen. Womöglich sieht man im Gegenteil eine Trendumkehr, also, dass gewisse Tätigkeiten wieder zurück in westliche Länder geholt werden. Zuletzt hat die Blockade im Suezkanal noch einmal gezeigt, dass die Just-in-Time-Produktion störanfällig wird und darüber hinaus ist der Lohnvorteil von gewissen anderen Ländern geschrumpft.
Das würde dafürsprechen, dass hier neue Jobs entstehen. So sehen das einige Ökonomen. Zudem hätten die Firmen nicht vergessen, dass es so etwas wie einen Fachkräftemangel gibt. Bevor man also eine Fachkraft vor die Türe setzt, würden sich die Unternehmen das zweimal überlegen. Denn es sei nicht sicher, ob man, wenn man in wenigen Jahren diese Fachkraft wieder braucht, die auch auf dem Arbeitsmarkt findet.
Die Wirtschaftsvertreter zeichnen kein so düsteres Bild, wie es oft gemalt wird. Hinzu kommt auch, dass viele Staaten große Investitionsprogramme starten, um die Wirtschaft nach der Corona-Krise anzukurbeln - auch darauf setzen die Unternehmen. Unterm Strich gibt es Licht am Ende des Tunnels, wenn man den gesamten Arbeitsmarkt betrachtet - aber natürlich gibt es Branchen wo die Krise tiefe Spuren hinterlassen wird.
standaard/okr