Club Brugge gab am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt, dass das Unternehmen den geplanten Börsengang "aufgrund der Marktbedingungen" absagt. Wirtschaftsexperten halten diese Erklärung aber für eine Schönfärbung. Viele Unternehmen gehen an die Börse, weil sie sich frisches Geld beschaffen wollen. Und das machen sie am liebsten, wenn es gerade gut läuft. Und das tut es sportlich und finanziell in Brügge auch.
Aber es gab einfach nicht genug Interesse. Beinharte Fans des Vereins hatten zwar angekündigt, Anteile kaufen zu wollen. Bei Börsengängen rechnet man aber normalerweise mit großen Investoren. Und es hat sich herausgestellt, dass diese nicht sehr interessiert waren.
Nach Informationen der Zeitung De Tijd waren sehr wenig Anteile bei den Banken geordert worden. Alle Käufer hätten die bestellten Aktien erhalten. Ein Börsengang gilt aber erst als erfolgreich, wenn es anderthalb bis zwei Mal mehr Bestellungen gibt, als Anteile da sind. Und wenn das nicht der Fall ist, erhöht das das Risiko eines Ausverkaufs und eines starken Kursverfalls am ersten Handelstag.
Club Brugge sagt dazu, dass der Börsengang verschoben wurde. Aber das kann auch eine dauerhafte Verschiebung sein. Experten gehen davon aus, dass der Verein kurzfristig keinen weiteren Versuch unternimmt, "sicherlich nicht in diesem Jahr". Die Kosten für den Börsengang lagen bei 2,2 Millionen Euro. Statt frisches Geld zu bekommen, hat der Verein erstmal kräftig Geld verloren.
Wie konnte das so schief gehen?
Eigentlich sind Börsengänge dafür da, große Investitionen zu tätigen, zu expandieren oder Wachstum zu finanzieren. Aber das war nicht die Absicht des Vereins. Club Brugge wollte nur bestehende Anteile verkaufen. Konkret heißt das, dass die Vereinseigentümer vor allem selber Kasse machen wollten. Die Rechnung ist, wie man sieht, nicht aufgegangen.
Auch die fehlenden Dividendenaussichten haben die Aktie nicht attraktiv gemacht. Ein Börseninsider formulierte es so: "Bei einem Börsengang verkauft man die Zukunft, nicht eine Erfolgsbilanz. In Brügge wurde viel Wert auf die erfolgreiche Vergangenheit gelegt, aber es gab zu viele Zweifel an den zukünftigen Erfolgen." Auch wenn Club Brugge im Moment finanziell gut da steht, bleibt es eine riskante Investition.
Hinzu kommt, dass es abschreckende Beispiele gibt. Man sieht, dass Fußballvereine wie Manchester United, Ajax Amsterdam oder Borussia Dortmund an der Börse auch nicht glänzen und dass das Interesse an solchen Aktien auch nicht so groß ist.
Es gibt auch Finanzexperten, die die Schuld bei den begleitenden Banken legen. Da heißt es, dass der Hinweis auf die Marktlage doch auch klar zeige, dass die Banken den Markt vorab selber nicht gut gecheckt haben. Die Banken hätten es versäumt, zeitig mit potentiellen Investoren zu sprechen. Club Brügge sei also durch Amateurismus der Banken schlecht beraten worden.
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