"Er schäme sich", sagte Bischof Johan Bonny in einem Meinungsbeitrag, der in der Zeitung De Standaard veröffentlicht wurde und später auch in der VRT. Mehr noch! Er schäme sich nicht nur, er sei wütend.
Was den Kirchenmann so wütend macht, das ist ausgerechnet die eigene Kirche, konkret: der Text Responsum ad dubium (Antwort auf einen Zweifel). Dieses Schreiben wurde von der Glaubenskongregation veröffentlicht, also quasi den obersten Glaubenswächtern der katholischen Kirche - und das offenbar mit Zustimmung von Papst Franziskus. In dem Schreiben wird insbesondere der Umgang der Kirche mit homosexuellen Partnerschaften noch einmal klar definiert. Und hier überwiegt eigentlich die alte, starre Linie, also, grob gesagt: die Ablehnung. So ist es ausdrücklich nicht erlaubt, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Genauer: Unzulässig sei "jede Segnungsform, die homosexuelle Partnerschaften anerkenne". Denn: "Gott könne eine Sünde nicht segnen".
Intellektuelles und moralisches Unverständnis
Er fühle sich schlecht beim Lesen dieser Zeilen, sagt Bischof Johan Bonny. Vor allem empfinde er intellektuelles und moralisches Unverständnis. Erstmal sei das intellektuelle Niveau des Textes noch nicht mal das des dritten Mittelschuljahres. Die Argumentationen seien himmelschreiend einfältig, gar dümmlich.
Was ihn aber vor allem zornig mache, sagt Johan Bonny: Der Text widerspreche dem Geist der Synode von 2015, bei der es um das Thema Familie ging. Damals habe er selbst erleben und spüren können, wie die meisten Bischöfe über das Thema dachten. Mit diesem Esprit habe das Schreiben der Glaubenskongregation überhaupt nichts zu tun. Damals habe man sich darauf verständigt, das Ganze unter einem "pastoralen" Gesichtspunkt zu sehen. Nach dem Motto: Man sollte nicht zuallererst nach negativen Aspekten suchen, sondern nach den positiven Anknüpfungspunkten.
Viele der Menschen, von denen wir hier sprechen, seien in der Kirche aktiv, seien ihr sehr verbunden. Man könne deren Leben doch nicht plötzlich wieder auf einen einzigen Aspekt reduzieren und dann sagen: Wenn dieser eine Aspekt nicht passt, dann passt nichts.
Noch schlimmer sei das Wort "Sünde". Ebenfalls 2015 habe man sich ausdrücklich darauf geeinigt, diesen Begriff nicht zu verwenden, wenn es um Menschen geht oder die Art, wie sie zusammenleben. Damit werden nicht nur homosexuelle Paare gebrandmarkt, das ist auch furchtbar für deren Familien. Durch die von der Kirche gewählte Sprache werden unglaublich viele Menschen tief verletzt. Und er wolle sich dafür entschuldigen.
"Die in Rom werden vielleicht ihre ganz eigenen Gründe haben", sagt Bischof Bonny. "Wir aber sind verantwortlich für die Glaubwürdigkeit der Kirche hier in unserem Land. Und dafür müssen wir nun kämpfen." Und dann wird der Bischof noch deutlicher: Schwulenfeindlichkeit, das ist heute ein Thema. Jeder muss seine Worte gut abwägen. Und das gilt auch für die Kirche.
Offene Worte. Harte Worte. Worte, die man so noch nicht oft gehört hat. Dass ein belgischer Bischof so deutlich auf Konfrontationskurs geht mit Rom, das ist eigentlich fast ohne Beispiel. "Und er sei nicht allein", sagt Bonny. Seine Kollegen in Belgien sähen das im Wesentlichen genauso, wenn sie es vielleicht auch nicht immer so deutlich sagen würden.
"Müssen Sie denn nicht mit Konsequenzen rechnen", wird der Bischof gefragt. "Naja, das werden wir sehen", sagt Bonny. "Aber auf der anderen Seite wäre es auch illusorisch zu glauben, dass man in dieser Weltkirche Verantwortung übernehmen kann, wenn jeder dasselbe sagen muss." Und umgekehrt? Wie ist denn jetzt sein Verhältnis zu seiner Kirche, wird Bonny gefragt. "Ach, wissen Sie", sagt der Antwerpener Bischof, "würde ich meine Kirche nicht so lieben, dann würde sie mich nicht wütend machen".
Roger Pint
Der liebe Gott gibt seinen Segen, davon bin ich überzeugt. So manches menschliche Werkzeug ist da wohl etwas eingerostet.
Jedoch gut das nicht jeder Kirchenmensch, in diesem und einigen anderen Punkten, dem Vatikan folgt.
Also ich habe nichts gegen Homosexualität weil natürlich, aber man darf nicht vergessen, dass Homosexualitât in den abrahamitischen Religionen nicht erlaubt ist! Der Papst tut hier nur, was die Bibel verbietet, d.h. gleichgeschlechtliche Beziehungen werden nicht gutgeheissen.
Man stelle sich vor, ein sehr europäisch eingestellter islamischer Imam würde Schweinefleisch für rein erklären, öffentlich ein Schinkenbrötchen essen und einen Schweine-Schlachthof besuchen, und alles für normal und gut erklären.
Anstatt zu meckern, sollten die Bischöfe mal Nägel mit Köpfen machen und den vatikanischen Standpunkt in dieser Frage ignorieren. Ihr eigenes Ding machen. Eine kleine Rebellion wäre angebracht.
Unheimlich „scharfe Kritik“, Nachtigall ich hör Dir trapsen..., oder eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!
An Peinlichkeit nicht zu übertreffen, auflösen was sich zusammen gebraut hat und neu interpretieren auf welchen Stein denn nun die Kirche gebaut werden sollte als Interpretation. Die katholische „Kirche“ kann damit nicht gemeint gewesen sein. Es geht auch hier nicht um die Sache an sich, Image Pflege via Medien wird hier betrieben. Unterschätzt die alten Männer nicht.
Lach
Herr Scholzen,
vielleicht haben Sie diesmal Recht. Ich weiß es aber nicht und wüsste es gerne. Können Sie mir mitteilen, wo in der Bibel gleichgeschlechtliche Ehen ausdrücklich verboten sind? Andernfalls gehe ich weiterhin davon aus, dass ihre Antwort eben nur ihre Meinung ist.
Mit freundlichen Grüßen
Jean-Pierre Wetzels