Einzelne, also individuelle Ansteckungen geschehen im Gegensatz dazu meist in einem familiären Kontext, erklärt der Biostatistiker Geert Molenberghs, also beispielsweise die Weitergabe des Virus an den Partner oder die Kinder. Die Erstinfektion eines Familienmitglieds finde aber eben sehr häufig am Arbeitsplatz statt. Das unterstreiche auch, wie richtig und wichtig möglichst viel Telearbeit sei, so Molenberghs.
Der Virologe Steven Van Gucht von Sciensano weist allerdings darauf hin, dass im Untersuchungszeitraum die Schulen geschlossen gewesen seien, im Gegensatz zu den Betrieben. Deshalb müsse man die Entwicklung dieser Zahlen über einen längeren Zeitraum beobachten, bevor man wirklich Schlussfolgerungen ziehen könne.
Dass aber viele Infektionsherde am Arbeitsplatz zu finden seien, daran besteht auch für ihn kein Zweifel. Das Problem dabei ist laut Van Gucht auch meist nicht die eigentliche Arbeitstätigkeit, sondern das, was dazwischen passiere, also beispielsweise am Kaffeeautomat, in Pausen, beim Mittagessen – da seien die Betroffenen entspannter und gingen deswegen Risiken ein. Und das seien auch die Anlässe, bei denen aus rein praktischen Gründen keine Masken getragen werden könnten.
Boris Schmidt