Verkehrte Welt: Die Niederlande im harten Lockdown, Deutschland bald auch. Und in Belgien gelten im Moment im Vergleich mildere Regeln. Das gab es auch noch nicht. Die eine Erklärung dafür gibt es nicht. Zur ganzen Wahrheit gehört zunächst natürlich auch, dass Belgien genau da schon war, wo die beiden Nachbarländer jetzt sind. Genauer gesagt: In Belgien war die Situation noch vor sechs Wochen schlichtweg katastrophal. "Too little, too late", das verbindet alle Länder: Man hat zu unentschlossen, beziehunsweise zu spät auf das Infektionsgeschehen reagiert.
Nur: Jetzt haben wir die Situation, dass die "nicht-unentbehrlichen" Geschäfte in den Niederlanden und in Deutschland geschlossen werden, während sie in Belgien gerade erst seit zwei Wochen wieder geöffnet sind. Jetzt droht also wieder eine verkehrte Welt: Sind die Belgier im November in Scharen nach Deutschland und in die Niederlande gefahren, so könnte es jetzt genau andersherum laufen. Das allerdings wäre nicht gut, sagte schon der Sciensano-Virologe Steven Van Gucht in der VRT; Viel zu viele Bewegungen in diesen Epidemie-Zeiten.
Auf dem Terrain sieht man das nicht ganz so eng. "Die ausländischen Kunden sind herzlich willkommen, sie müssen sich eben nur an die hier geltenden Regeln halten", sagen viele Geschäftsleute. In einigen Städten und Gemeinden bekommen sie da auch Rückendeckung von ihren Bürgermeistern. Sie könne das den örtlichen Geschäftsleuten durchaus gönnen, sagte sinngemäß die Bürgermeisterin von Visé, Viviane Dessart, in der RTBF. Die Gemeinde werde ihrerseits in Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei alles tun, um das Ganze in gesunde Bahnen zu lenken.
Das gleiche Versprechen auch vom Lütticher Bürgermeister Willy Demeyer. Man werde ebenfalls mehr Stadtstewards einsetzen und auch, wenn nötig, mit zusätzlichen Bodenmarkierungen arbeiten. Nur stelle er sich die Frage, ob man die Problematik nicht auf der übergeordneten Ebene besser koordinieren könnte. Er werde sich in dieser Sache jedenfalls an den Provinzgouverneur wenden.
Nicht glücklich mit Aussicht auf Scharen von Shopping-Touristen
Auf der nochmal übergeordneten Ebene ist man hingegen so gar nicht glücklich mit der Aussicht auf Scharen von Shopping-Touristen. Premierminister Alexander De Croo hat schon mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte telefoniert. Die Botschaft: Man möge den Niederländern doch bitte wärmstens ans Herz legen, jetzt nicht über die Grenze nach Belgien einkaufen zu fahren.
Lockdown in den Niederlanden: Premier De Croo erinnert an Einkaufsregeln in Belgien
De Croos Kollege, Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke, wurde dann später in der VRT wesentlich direkter und undiplomatischer: "Bleibt weg!", wandte er sich direkt an die niederländischen Nachbarn. "Unter Normalumständen sehen wir euch ja gerne hier, nur eben im Moment nicht. Bleibt bitte weg!" Über den Tonfall mag man streiten, die Botschaft ist klar. Vandenbroucke ging dann aber noch einmal ins Detail, um allen nochmal klar zu machen, was sie hier erwartet: "Die Polizei wird die Menschenströme kontrollieren. Das wird nicht lustig! Es wird lange Warteschlangen geben. Je mehr Niederländer kommen, desto länger die Schlangen". Hinzu kommt: "Es gilt die Regel, dass man sich nur kurz in den Geschäften aufhält: rein und gleich wieder raus. Auch nicht lustig! Deswegen: Kommt bitte nicht!"
Vandenbroucke hatte wohl die neuesten Sciensano-Zahlen vor Augen. Die sind nämlich nicht wirklich gut. Man könnte auch sagen besorgniserregend. Ein neuer Trend scheint sich nämlich zu bestätigen: Auch in Belgien steigen die Zahlen wieder: In sieben der zehn Provinzen ist der R-Wert wieder größer als eins. Das heißt die Epidemie nimmt wieder Fahrt auf.
Damit dürfte klar sein, dass es beim Konzertierungsausschuss am Freitag wohl kaum noch um Lockerungen gehen wird, eher im Gegenteil. Wobei: Er sei auch kein Befürworter von harten Maßnahmen, wie sie jetzt gerade in Deutschland und den Niederlanden erlassen wurden, sagte Vandenbroucke. "Wir müssen nur aufpassen, dass wir die Erfolge der letzten Wochen jetzt nicht aufs Spiel setzen. Wir müssen uns mehr denn je an die geltenden Regeln halten."
Roger Pint
Es kommen keine Sharen aus D oder NL, dafür ist bei uns alles viel zu teuer
@JOHANN KALFF, erzählen Sie das mal so manchem User hier, was meinen Sie was da los wäre ? Von billiger Wurst aus Deutschland und vielem mehr ist da so einiges anzutreffen nur weil Belgier es sich getraut haben und noch trauen in Deutschland und den Niederlanden einzukaufen eben weil es dort viele Produkte ums vielfache preiswerter gibt. Auch ich hab mir da schon so einiges gefallen lassen müssen hier in dem Bezug.