In Belgien gibt es viele Spekulatius-Varianten. Viele Bäckereien pflegen ihr eigenes Geheimrezept. Unterschieden wird zwischen "Speculaas" und "Speculoos". Die Frankophonen sagen fast ausschließlich Speculoos, in Flandern heißt es Speculaas und Speculoos. Speculaas ist meist eine Variante mit vielen Gewürzen, Speculoos ohne, erklärte ein Hersteller aus Limburg am Sonntag im VRT-Fernsehen. Im Studio saß auch Julie Capiau, Vertreterin der Brüsseler Traditionsmarke Maison Dandoy. Sie meinte, dass man auch Gewürze beimische und die Plätzchen trotzdem unter dem Namen Speculoos verkauft.
Herkunft umstritten
Anlass des Gesprächs war, dass Brüssel das Spekulatiusplätzchen zum Erbgut der Stadt erklärt. Seit fast 200 Jahren wird das Gebäck in Brüssel herstellt, also länger als Belgien existiert. Aber der Konkurrent eines bekannten Herstellers aus Hasselt bedauerte dies im Studio, weil es die Tradition vermutlich schon genau solange in der Provinz Limburg gibt. Er hätte sich gewünscht, dass man das Spekulatius-Plätzchen einfach als traditionelles belgisches Gebäck erkennt.
Ohnehin kann man schon die Protestrufe erahnen, denn die Herkunft des Gebäcks wird auch in den Niederlanden und im Rheingebiet vermutet, wobei die Niederländer argumentieren, dass man die Gewürze aus der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien - dem heutigen Indonesien - importiert habe und, dass man das Gebäck dort auch schon kannte.
Der häufigste Spekulatius ist der Gewürzspekulatius, der durch die Gewürze Kardamom, Gewürznelke und Zimt seinen typischen Geschmack erhält. Das charakteristische Karamellaroma wird durch die Zugabe von Zucker mit hohem Melasse-Anteil erreicht.
Falscher Spekulatius
Die bekannteste und verbreitetste Marke in Belgien ist Spekulatius der Marke Lotus. Da sagt Julie Capiau aber, dass es sich nicht um echte Spekulatius-Plätzchen handele, weil die Kekse nicht mit echter Butter, sondern mit pflanzlichen Fetten hergestellt werden.
Der Hersteller "Lotus Bakeries" möchte seine Speculoos jetzt übrigens in "Biscoff" umbenennen. Der populäre Traditionskeks bekommt damit einen Markennamen, unter dem Lotus Speculoos in fast allen anderen Ländern außer Belgien verkauft wird. Das ist ein Schritt zur Globalisierung der Marke. "Biscoff" ist eine Zusammensetzung zweier englischer Abkürzungen: "bis" als Abkürzung für "biscuit" - also Keks - und "coff" als Kürzel für "coffee", also Kaffee.
Woher der Name Spekulatius überhaupt kommt, ist nicht ganz klar. Es heißt, der Name sei vom lateinischen "speculum" abgeleitet. Das ist der Spiegel, das Abbild. Und Spekulatius zeichnet sich ja durch seine zahlreichen Abbildungen aus - das könnte also der Grund sein, aber hundertprozentig sicher ist das nicht.
Manuel Zimmermann