Der ein oder andere muss in diesen Zeiten manchmal etwas länger auf seine Bestellung warten. Dafür hat Bpost schon viel Kritik einstecken müssen. Erst recht, als das Unternehmen in der letzten Woche bekanntgab, dass nicht mehr alle Päckchen nach Hause geliefert werden können und diese stattdessen in Abholpunkten deponiert würden. Da trat die neue Ministerin Petra De Sutter auf den Plan, die Bpost nachdrücklich dazu aufrief, diese Maßnahme noch einmal zu überdenken.
Bei vielen Mitarbeitern ist die Kritik ganz schlecht angekommen. "Wir tun doch schon, was wir können", hörte man einige in einer VRT-Reportage sagen. Einer sei schon 26 Jahre bei Bpost, er sei Postbote mit Leib und Seele. "Und ja, das tut weh", sagt er. Seine Kollegin Sandra sieht das genauso: Sie sei wütend angesichts der Kritik. "Liebe Leute, wir haben auch nur zwei Hände."
Und tatsächlich: Die Zahlen sprechen für sich. Im Moment muss die Post bis zu 600.000 Pakete pro Tag abwickeln. Das ist doppelt so viel wie in Normalzeiten. Und das gilt für alle Glieder in der Kette. Auch die Postboten liefern im Moment in einer Schicht doppelt so viele Pakete aus, manchmal bis zu 200 an einem Tag.
Aber das reicht leider immer noch nicht. Einige Unternehmen weisen anscheinend schon auf ihrer Webseite darauf hin, dass sie mit Bpost zusammenarbeiten und dass es deswegen etwas länger dauern könnte.
Postchef Jean-Paul Van Avermaet bat in der VRT um Verständnis: "Wir erleben sehr außergewöhnliche Zeiten. Zunächst mal stehen die Endjahresfesttage vor der Türe. Und dann sind wir auch noch im Lockdown. Eigentlich ist das eine Vorweihnachtszeit im Quadrat."
Und das sei auch der Unterschied zur Lockdownperiode im Frühjahr. Jetzt kommen noch der Black Friday und die anstehenden Festtage obendrauf. Das habe man so nicht vorhersehen können, dass wir uns ausgerechnet jetzt wieder im Lockdown befinden. "Wir haben schon mit Blick auf die Vorweihnachtszeit 2.500 Zeitarbeiter angeworben, plus eine Reserve von 500 Hilfskräften", so der Postchef. Die seien alle schon im Einsatz. Dabei steht der Höhepunkt wohl erst noch bevor.
Unterschiede zur Konkurrenz
Bpost scheint im Moment regelrecht überrollt zu werden von einer Päckchenwelle. "Nur: Warum hat man den Eindruck, dass die Konkurrenz besser fertig wird mit dem derzeitigen Run?", wird Jean-Paul Van Avermaet gefragt. "Ganz einfach", sagt der Postchef: Der Unterschied ist, dass wir keine Pakete verweigern. Wir liefern grundsätzlich alles aus, während gewisse Konkurrenzbetriebe irgendwann die Handbremse ziehen und Grenzen setzen.
"Davon abgesehen ist unsere Unternehmensphilosophie, unsere Mitarbeiter korrekt zu bezahlen und zu behandeln", so der Chef von Bpost. Was nicht heißt, dass man das Problem bei Bpost nicht ernst nehmen würde. "Wir arbeiten täglich an kreativen Lösungen", beteuert der Postchef. "Unsere Mitarbeiter liefern einen bewundernswerten Einsatz. Und wir sind davon überzeugt, dass wir definitiv jedem seine Pakete vor den Festtagen zustellen werden."
Ein Versprechen, das man bei Bpost ernst nimmt. Das Unternehmen rekrutiert im Übrigen im Moment auch noch zusätzliches Hilfspersonal. Zudem werden inzwischen fast täglich neue Pilotprojekte angekündigt, um die Zustellung für alle Beteiligten zu verbessern.
Bpost startet Pilotprojekt: Auslieferung von Paketen an Sonntagen
Roger Pint