"Damit das klar ist: PCR-Tests bleiben der Standard", unterstreicht Corona-Kommissar Pedro Facon. "Weil sie schlichtweg immer noch die verlässlichsten sind", sagt Facon. Was aber nicht bedeute, dass man die Testpalette nicht um Antigen-Schnelltests und Speicheltests erweitern könne. Die könnten sich nämlich in bestimmten Situationen als durchaus sinnvoll erweisen.
Beispiel: Bei Patienten mit Covid-Symptomen sind Antigen-Schnelltests fast genauso präzise wie PCR-Tests - unter der Voraussetzung, dass der Schnelltest spätestens fünf Tage nach dem Auftreten der Symptome abgenommen wird. Bei einem begründeten Covid-Verdacht werde im Falle eines negativen Antigen-Schnelltests sicherheitshalber doch noch ein PCR-Test durchgeführt, betont Facon.
Antigen-Schnelltests richtig einsetzen
Professor Herman Goossens von der Uni Antwerpen verdeutlichte später den Unterschied zwischen beiden Methoden. Er ist der Leiter der Taskforce, die sich mit der belgischen Teststrategie befasst. Goossens brachte es auf eine einfache Formel: Ein PCR-Test sagt Ihnen, ob Sie infiziert sind - ein Antigen-Schnelltest sagt Ihnen, ob Sie ansteckend sind.
Ein negativer Antigen-Schnelltest bedeutet also nicht zwingend, dass man nicht infiziert ist. Er schlägt erst nach einer gewissen Zeit an. Aber wenn er anschlägt, dann ist man ansteckend und kann jemanden infizieren.
Hier eröffnen sich interessante Perspektiven, sagt Professor Goossens. Zunächst bei der Suche nach Clustern, also nach Krankheitsherden - zum Beispiel in Schulen. Nach einem bestätigten Fall müssten Klassen dann nicht mehr geschlossen werden, wie es häufig passiere. Die Schüler, bei denen der Test negativ ausfällt, die könnten weiter zur Schule gehen.
Denkbar sei auch, dass man diese Antigen-Schnelltests künftig im Vorfeld von Sport- oder Kulturveranstaltungen nutzt. Für Wohn- und Pflegezentren seien sie hingegen keine Option, weil die Bewohner wesentlich gefährdeter sind.
Kontaktnachverfolgung
Es ist nicht so, als würden diese Antigen-Schnelltests noch nicht eingesetzt. Ganz wichtig sei aber, dass die Resultate der Antigen-Schnelltests immer registriert werden. Das passiere im Moment noch nicht immer, beklagt Goossens. Für eine effiziente Kontaktnachverfolgung sei das aber unerlässlich. Deswegen sei das Registrieren der Ergebnisse denn auch eine Grundbedingung für den Einsatz dieser Antigen-Schnelltests:
Noch etwas muss man wissen, fügt Corona-Kommissar Pedro Facon hinzu: Nicht alle Antigen-Schnelltests sind qualitativ gleichwertig. Eine Liste der verlässlichsten Produkte werde auf der Webseite der Föderalagentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte veröffentlicht.
Darüber hinaus gibt es auch noch Speicheltests, die sich laut Facon besonders für die sogenannten Wiederholungstests eignen, und Selbsttests, die aber in Belgien bislang noch nicht gesetzlich zugelassen sind. Die Taskforce untersuche im Moment noch, ob bzw. inwieweit Selbsttests in die Teststrategie integriert werden können.
Die Taskforce wird natürlich weiter den Stand der Wissenschaft im Auge behalten. Monatlich soll die Teststrategie überprüft und, wenn nötig, neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Roger Pint
Gähn....