Eines scheint klar: Das Weihnachtsfest wird in diesem Jahr anders ausfallen. Und das muss es wohl auch. Zu groß ist die Gefahr, dass sich das Virus weiter so enorm ausbreitet wie zuletzt. Ausfallen muss Weihnachten deshalb aber nicht. Es wird nur anders sein als wir es gewohnt sind.
Vorquarantäne
Ob und wie sehr wir uns einschränken müssen, steht noch nicht fest. Verschiedene Szenarien wären denkbar. Immer öfter fällt der Begriff "Vorquarantäne". Damit ist gemeint, dass einige Tage, vielleicht eine Woche, vor dem Familienbesuch mit Oma und Opa alle Beteiligten ihre sozialen Kontakte so weit es geht vermeiden.
In Kanada etwa hat der Premierminister von Québec den Bürgern einen "moralischen Vertrag" vorgeschlagen. Er hofft, dass sich die Menschen eine Woche vor und eine Woche nach Weihnachten freiwillig in eine Art Lockdown begeben. Das heißt dann natürlich auch: keine Silvester- oder Neujahrsfeiern.
Leicht umsetzbar wäre das hierzulande nicht. Zwar bekommen die Kinder schon am 18. Dezember Ferien, aber ihre Eltern gehen vielleicht doch noch zur Arbeit. Außerdem stellt ein Weihnachtsfest ja auch organisatorisch eine Herausforderung dar: Es muss für das Menü eingekauft werden und für die Bescherung - da pendelt man vom Metzger zum Supermarkt und dann noch zum Bäcker - überall soziale Kontakte.
Aber die Idee ist, dass man bei einer "Vorquarantäne" an Weihnachten zu den Verwandten fahren könnte mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass man sich durch weniger Kontakte nicht infiziert hat und damit auch die Familie gesund bleibt.
Alternativen
Ein Restrisiko bleibt jedoch immer. Kommt es hart auf hart und man will kein Risiko eingehen, die Familie anzustecken, dann ist Kreativität gefragt. Und das heißt im digitalen Zeitalter: über Videotelefonie Zeit miteinander verbringen. Man könnte gemeinsam essen mit dem Laptop auf dem Tisch und Oma und Opa zuprosten - sicher nichts für jedermann, aber doch eine ungefährliche Alternative.
Viele bereiten sich jedenfalls schon innerlich darauf vor, was möglich wäre. Und das ist vielleicht auch gut so.
Dabei gibt es sicherlich auch Menschen, die ein eingeschränktes Weihnachtsfest nicht unbedingt negativ sehen. Schließlich fällt eine Menge Stress weg. Das Weihnachtsfest ist ja immer mit hohen Erwartungen aufgeladen: Das Menü muss perfekt sein, das Wohnzimmer toll geschmückt sein, alle sollen es gemütlich finden und sich wohlfühlen.
Radikale Akzeptanz
Aber egal, ob man das mag oder man das eher als Druck empfindet, Weihnachten mit seinen Traditionen und Ritualen hat eine große Bedeutung. Und wenn das wegfällt, ist das schon traurig. Was helfen kann ist die "radikale Akzeptanz" - davon sprechen Psychologen wenn sie meinen, dass wir Dinge, die man nicht beeinflussen kann, einfach akzeptieren, die Realität so sehen, wie sie ist. Und sich vielleicht vorstellen, wie es nächstes Jahr wird, wenn die Corona-Pandemie hoffentlich Vergangenheit ist.
meuse/rtbf/belga/jp