Mit der Frage, ob das Prinzip Homeoffice tatsächlich langfristig einen positiven Effekt auf die allgemeine Verkehrssituation in Belgien hätte, hat sich das Föderale Planbüro beschäftigt und dazu jetzt eine Studie veröffentlicht. Sie sagt voraus, dass selbst wenn man massenhaft von zu Hause aus arbeitet, der Druck auf den belgischen Straßen hoch bleibt. Das berichtet De Standaard am Freitag.
Erstmal könnte man annehmen, dass jeder Arbeitnehmer, der von zu Hause aus arbeitet oder jede Konferenz, die online stattfindet, die Straßen deutlich entlastet. Das klingt logisch. Aber, die Studie, die jetzt erschienen ist, dämpft tatsächlich diese Erwartungen.
Die Studie bestand darin, das volle Potenzial von Telearbeit bis 2040 abzuschätzen. Das Szenario: Bei einer strukturellen Ausbreitung von Telearbeit, wobei dann 39 Prozent der Arbeitnehmer zwei Tage die Woche zu Hause arbeiten, zeigt die Analyse, dass das nur einen sehr geringen Einfluss auf die gesamte Transportnachfrage hätte. Das verursache dann "nur einen Rückgang von 1,2 Prozent der in Belgien im Jahr 2040 zurückgelegten Kilometer", erklärte Benoît Laine vom Planbüro. Der Pendelverkehr allerdings würde in der Tat stärker sinken (-5,8 Prozent), wie die Simulationen zeigen.
Die Wege, die man als Pendler gespart hat, zum Beispiel die Kinder in die Schule bringen, weil das auf dem Weg liegt, oder einkaufen gehen, weil es auf dem Weg liegt, muss man jetzt extra fahren. Also wird der Rückgang vom Pendlerverkehr so wieder ausgeglichen. Diese Wechselwirkung zwischen der Abnahme des Pendelverkehrs und der Zunahme der Fahrten aus anderen Motiven scheint auch relativ stabil zu sein, sodass noch ein zusätzlicher Telearbeitstag auch keine andere Wirkung hätte. Laut Planbüro verändere das also für die totale Belastung des Wegenetzes relativ wenig, wenn man massenhaft Homeoffice betreiben würde.
Verkehrs-Hotspots
Diese Knotenpunkte, wo es sonst morgens und abends zu langen Staus kommt, wie zum Beispiel auf dem Brüsseler Ring, würden dann doch entlastet. Telearbeit hilft tatsächlich den Verkehr zur Hauptverkehrszeit an solchen Knotenpunkten zu entlasten. Aber da ist man wieder bei dem Thema Pendlerverkehr, der wegfällt, und andere Fahrten, die wieder dazu kommen. Man darf auch Warentransporte und -lieferungen nicht vergessen. Die finden trotzdem statt - auch zu Hauptverkehrszeiten.
Benoît Laine vom Planbüro sagte am Freitag in De Standaard, dass sie sich auch einen größeren Einfluss erhofft hatten. Andererseits sagt er auch, dass das immer noch ein kleiner Teil der Bevölkerung ist, für den Telearbeit überhaupt möglich ist. Außerdem verzerrt der derzeitige Lockdown das Bild auch ein bisschen - da jetzt auch alle anderen Fahrten, die man macht (Besuche, Unternehmungen, und so weiter) wegfallen.
Eine weitere Sache: Sind da weniger oder kürzere Staus, denkt man "Ach kann ich doch wieder das Auto nehmen". Das ist eigentlich der falsche Gedanke. Laut Laine ist das Homeworking keine Wunderlösung für Verkehrsprobleme. Da müsse schon ein etwas größeres Konzept her.
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