Die Zahl der Covid-Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, ist weiter angestiegen und lag zuletzt bei täglich 692. Das sind 26 Prozent mehr als in der Vorwoche. Insgesamt liegen aktuell 7.485 Covid-Patienten im Krankenhaus, mehr als je zuvor.
1.351 von ihnen werden auf einer Intensivstation behandelt. Das liegt deutlich über den Höchstwerten der ersten Welle und ist im Vergleich zur Woche davor eine Zunahme um beinahe 50 Prozent. Verlangsamt sich diese Kurve nicht, werden damit in einer Woche die verfügbaren 2.000 Intensivbetten voll belegt sein.
Alle aktuellen Zahlen beim Gesundheitsinstitut Sciensano einsehen ...
Und selbst wenn die Krankenhäuser es wie angeordnet schaffen, ihre diesbezüglichen Kapazitäten um weitere 800 Betten zu erhöhen, wäre auch dieser Puffer nach der aktuellen Entwicklung spätestens Mitte November ausgeschöpft.
Auch die Zahl der Patienten, die an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung sterben, ist weiter gestiegen. Sie liegt jetzt bei durchschnittlich 136 am Tag, das ist weit mehr als eine Verdoppelung zur Woche davor. Diese Zahl verdoppelt sich aktuell alle sechs Tage.
Besonders stark trifft es auch dieses Mal wieder die Menschen, die einer Risikogruppe angehören, erklärt der Virologe Marc Van Ranst in De Standaard: vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen. Deswegen wird es auch insbesondere von der Lage in den Altenheimen abhängen, ob wieder so schlimme Werte wie Anfang April zu befürchten sind. Damals waren an einem einzigen Tag 321 Opfer zu beklagen gewesen.
Noch scheint sich die Situation dort aber halbwegs unter Kontrolle zu befinden. Allerdings warnen die Gesundheitsexperten auch, dass die Totenzahlen aufgrund der Verzögerungseffekte noch mindestens zwei Wochen ansteigen werden.
Hoffnungsschimmer
Immerhin scheint sich die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus in der belgischen Bevölkerung ausbreitet, zu verlangsamen. Es steckten sich in den vergangenen Tagen weniger Menschen neu an als in der Woche davor (14.235 Neuinfektionen, ein Minus von vier Prozent). Das hängt aber auch mit der geänderten Test-Strategie zusammen.
Weil jetzt vor allem Menschen mit Symptomen getestet werden, ist auch die Positivitätsrate nach oben gegangen, also der Anteil der positiv ausgefallenen Tests bezogen auf die Gesamtzahl aller gemachten Tests. Aber - und das macht Hoffnung - die Positivitätsrate nimmt in den letzten Tagen sachte ab.
Das Virus scheint also etwas weniger stark zu zirkulieren, vor allem in Brüssel und Wallonisch-Brabant - also dort, wo zuerst drastischere Einschränkungen gegen die Ausbreitung des Virus eingeführt worden sind. Dort ist bei den Neuinfektionen ein Rückgang um jeweils rund 25 Prozent zu beobachten.
Aufgrund der zeitlichen Verschiebung wirkt sich das noch nicht deutlich auf die Zahlen in den Krankenhäusern aus. Und natürlich muss man auch abwarten, ob dieser Trend sich stabilisiert und fortsetzt.
Der frankophone Sprecher des Krisenzentrums, Yves Van Laethem, sagte, man spüre jetzt die Auswirkungen der Coronaschutz-Maßnahmen, die vor einigen Wochen beschlossen wurden. Jetzt hoffe man auf eine weitere Verbesserung, sobald die zuletzt eingeführten, strikteren Maßnahmen greifen.
Die Virologen betonten aber, man sei noch nicht aus der Gefahrenzone heraus. Steven Van Gucht rief dazu auf, die Kontakte weiterhin soweit wie möglich zu beschränken. Dann könnte es noch gelingen, unter der maximalen Auslastung der Intensivstationen zu bleiben. Wer zu Hause bleibe, der rette Leben.
belga/vrt/sh/schb/km/est