Es gibt Rekorde, auf die man gut verzichten könnte. In den Krankenhäusern des Landes herrscht mehr denn je Alarmstimmung. Noch nie mussten so viele Covid-Patienten stationär behandelt werden.
Im Moment sind es genau 7.231, das sind über 400 mehr als auf dem Höhepunkt der ersten Welle. Tendenz weiter steigend. In der letzten Sieben-Tages-Periode kamen pro Tag im Durchschnitt 665 neue Patienten hinzu. Das entspricht einem Anstieg um immer noch 30 Prozent.
Auf den Intensivstationen ist die Lage genauso ernst. Im Augenblick liegen dort 1.302 Patienten, auch das ist Rekord. Und auch hier steigen die Zahlen immer noch weiter.
Weil der Druck auf die Krankenhäuser groß bleibt, streichen immer mehr Kliniken die Besuche für Patienten. Das gilt unter anderem für Krankenhäuser in Brüssel, Gent und Antwerpen. Besuche sind nur in Ausnahmefällen möglich.
Auch die Zahl der Todesfälle hat längst wieder das Niveau des Frühjahrs erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in der vergangenen Woche im Durchschnitt 122 Covid-Tote pro Tag gezählt. Die Gesamtzahl seit März liegt damit bei fast 12.000.
Einziger, wenn auch kleiner Lichtblick: Die Zahl der Neuinfektionen scheint sich zu stabilisieren. In der letzten Sieben-Tages-Periode waren es 15.071, ein Plus von vier Prozent.
Alle aktuellen Zahlen beim Gesundheitsinstitut Sciensano einsehen ...
rop/est
Der eigentliche Skandal in dieser Krise ist, dass bei 7200 behandelten Covid-Patienten die Krankenhäuser überfordert sind. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden Krankenhäuser, weil sie keinen Profit abwarfen, im Rhythmus geschlossen und Personal abgebaut. Der so genannte Hotspot Bütgenbach hatte beispielsweise bis vor einigen Jahren ein eigenes Krankenhaus. Im Übrigen erfolgten die Krankenhausschließungen in der gesamten EU. Dies war leider besonders im Frühjahr in Spanien und Italien zu beobachten. Nach der Krise muss ein weiterer Kahlschlag im Gesundheitssektor unbedingt verhindert werden und die Kapazitäten müssen, so schnell wie möglich, unbedingt wieder erweitert werden. Der Gesundheitssektor muss keine Gewinne machen. Diese Ideologie muss endlich beendet werden.
@Peter Korr
Das ist vollkommen richtig, lieber Peter (wenn du der Peter bist, den ich kenne).
Wenn es nach der Pandemie hier zu keinem Perspektivwechsel kommt, hat man aus der Krise nichts gelernt.
Wenn jedoch Leute behaupten, es reiche, die Krankenhauskapazitäten zu erweitern, um eine Pandemie zu beherrschen, wie dies z.B. eine Verantwortlicher des Horeca-Sektors aus Lüttich anmerkte, ist dies ebenso fragwürdig.
Dieser Herr schlug vor, das Geld, dass man jetzt dem Horeca-Sektor zukommen lässt, besser in die Krankenhäuser zu investieren, dann bräuchte man die Cafés und Restaurants nicht zu schließen.
Mit anderen Worten, die Menschen, die sich dort infizieren können ja dann problemlos in den Krankenhäusern versorgt werden.
Zynischer geht es kaum noch.
Gruß
Dieter
Laut den neuesten immunologischen Studien liegt die Letalität von Covid-19 (IFR) in der Allgemeinbevölkerung in den meisten Ländern bei insgesamt circa 0.1% bis 0.5%, was vergleichbar ist mit den mittelstarken Grippepandemien von 1957 und 1968. In Schweden liegt die Gesamtsterblichkeit ohne Lockdown bisher im Bereich einer starken Grippewelle. 70% der schwedischen Todesfälle erfolgten in Pflegeeinrichtungen, die zu wenig rasch geschützt wurden. Das Medianalter der Todesfälle liegt bei 84 Jahren. Viele Medien berichten oftmals unseriös über die Pandemie und haben dadurch eine Maximierung der Angst sowie eine massive Überschätzung der Mortalität durch Covid-19 bewirkt. Einige Medien verwendeten sogar manipulative Bilder, um die Situation zu dramatisieren.
Gewinne im Gesundheitssektor z.B. sowie in Deutschland , wo man unter Altkanzler G.Schröder zur Entlastung der Staatskasse Krankenhäuser und Altenheime an gewinnorientierte Kapitalgesellschaften teilweise "unter Realpreis"
verkauft hat , andere Zusammengelegt und diverse geschlossen hat.
Gleichsam wurde nicht nur die Pflegekosten in Altenheimen und Krankenhäusern hochgetrieben und die Kapazitäten der Gesundheitsbehörden runter gefahren mit dem Resultat, das in Krisen wie diese Pandemie, dass gesamte Gesundheitssystem beinahe an seine Leistungsgrenzen gelangt.
Viele EU.-Mitgliedsstaaten sind diesem Beispiel Deutschland gefolgt und das Resultat sehen wir heute. Aber noch viel schlimmer sind die USA unter diesen
sagenhaften Präsidenten Trump getroffen , wo die Menschen in Massen an diesem Coronavirus Sterben und das "weiße Haus unter Tramp tatenlos zusieht".
@H.v. Beuren
–Die Übersterblichkeit in Schweden 2020 liegt weitaus höher, als in den starken Grippejahren 2017 und 2018. Im Mittel liegt sie in Europa in sämtlichen Altersklassen (15-85+) weit über normal.
–Das schwedische, mehr auf Eigenverantwortung setzende Modell funktioniert möglicherweise in einem Land, in dem die Bürger Vertrauen in die staatlichen Institutionen und ausgeprägten Bürgersinn haben.
–Die Mortalitätsfrage spielt bei der Bewertung der Gefährlichkeit der Pandemie für das Gesundheitswesen eine untergeordnete Rolle.
Gelingt es nicht mehr, alle Patienten aufzunehmen und zu behandeln, wird die Mortalitätsrate nicht nur bei Covid19-Patienten steigen.
–Niemand hat behauptet, Sars-Cov2 sei ein Killervirus. Durch seine Virulenz, fehlende Medikamente und Impfstoffe hat es jedoch bei exponentieller Verbreitung das Potential, die Gesundheitssysteme – selbst in Deutschland – zu überfordern. Dies geschieht zur Zeit in Belgien, da die Kapazität der Krankenhäuser erschöpft ist und Patienten nach Deutschland ausgeflogen werden.
–Diese Situation bedarf keiner manipulierten Bilder mehr.
Was genau bezwecken Sie mit ihrem Kommentar, Herr van Beuren?
"Der so genannte Hotspot Bütgenbach hatte beispielsweise bis vor einigen Jahren ein eigenes Krankenhaus." So Herr Korr weiter oben.
Man sollte zwar die Kirche im Dorf lassen, aber das gilt nicht für die Krankenhäuser.
Das Spital in Bütgenbach wurde 1987, also schon vor mehr als 30 Jahren, geschlossen, nachdem es längere Zeit von einer Interkommunalen mehr schlecht als recht über Wasser gehalten wurde. Ein Fass ohne Boden, da die strengeren Normen immer neue Umbauten und Investitionen in medizinisches Personal und Material erforderten.
Außerdem war es in solchen Dorflazaretten nicht möglich, durchgehend ein qualitativ und quantitativ hohes Niveau zu gewährleisteten.
Auch in Manderfeld und Weismes gab es früher solche Krankenhäuser.
Selbst die jetzigen drei ostbelgischen Kliniken verdanken ihr Überleben nur geografischen und sprachpolitischen Gesichtspunkten.
Heute noch weniger als damals wären solche Minikliniken überlebensfähig.
Da sind Ärztehäuser oder Gemeinschaftspraxen weitaus sinnvoller.