Bei der "Infrabel Academy" handelt es sich um das neue Weiterbildungszentrum von Infrabel für neue und bereits länger aktive Mitarbeiter des Schienennetzbetreibers. Sie werden zukünftig an einem Standort ausgebildet.
Bislang geschah das in allen Ecken des Landes - in sechs verschiedenen Ausbildungszentren. Damit soll 2021 Schluss sein. Deshalb wird zukünftig zentral ausgebildet.
Bei den Weiterbildungen geht es um Theorie und um Praxis. Zu unterrichten gibt es auch genug: Laut Infrabel gibt es beim Schienennetzbetreiber 40 verschiedene Berufe. Berufe, die man aber in keiner Schule lernt. Man kann in der Berufsschule zum Automechatroniker geschult werden. Aber es gibt keine Schule, in der man lernt, wie man Eisenbahnschienen verlegt, oder wie Signalanlagen eingerichtet werden.
Alle neuen Infrabel-Mitarbeiter erhalten deshalb erst einmal eine Basisausbildung. 500 Unterrichtsplätze ist nicht zu groß geplant: Der Schienennetzbetreiber möchte nächstes Jahr 650 neue Mitarbeiter anwerben.
Leider sind laut Infrabel für den ein oder anderen Beruf innerhalb des Unternehmens aber nur sehr schwer neue Mitarbeiter zu finden. Zudem sind vor allem Frauen nicht besonders interessiert an einer Stelle im Unternehmen. Sie machen nur acht Prozent der Belegschaft aus. Den Wert würde Infrabel gerne so schnell wie möglich verdoppelt sehen. Zu tun gibt es jedenfalls genug. In ganz Belgien müssen 3.600 Kilometer Schienenstreckennetz gepflegt werden.
300 verschiedene Kurse
Auf einer Fläche von 8.700 Quadratmetern innen und 7.500 Quadratmetern außen bietet die Schule nicht weniger als 300 verschiedene Kurse an. Es wird mit Gleisen, Oberleitungen, Signalen, Weichen und Bahnübergängen trainiert - das alles in sicheren Umständen.
Um das Personal gezielt auszubilden, werden in der "Infrabel Academy" Infrastrukturbereiche aus bestimmten Bahnhöfen oder Streckenabschnitten nachgebaut. Im Inneren des Gebäudes befinden sich für die Theorie 40 Klassenzimmer und ein großer Hörsaal.
Die Gesamtinvestition beläuft sich auf mehr als 20 Millionen Euro. Aber an einem Posten hat man extrem gespart: Rund um das Weiterbildungszentrum wurden so gut wie keine Parkplätze angelegt. Die Mitarbeiter sollen nämlich alle mit dem Zug oder der Metro zur Schule kommen. Das ist perfekt möglich, denn sie befindet sich direkt am Bahnhof Brüssel-West in Sint-Jans-Molenbeek.
Da haben sie es jedenfalls einfacher als so mancher Lokführer, der morgens mit dem Auto zur Arbeit fahren muss. Denn Lokführer und Zugschaffner werden hier nicht ausgebildet, weil sie der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB unterstehen. Das ist ein ganz anderes Unternehmen als der Schienennetzbetreiber Infrabel.
Laut Infrabel wurden im Jahr 2019 insgesamt mehr als 100.000 Schulungstage organisiert. Dies entspreche Ausbildungskosten von über 44 Millionen Euro und 6,4 Prozent der Lohnkosten.
Manuel Zimmermann