Die Gewerkschaften kritisieren, dass die jüngsten Coronavirus-Infektionszahlen im Land alles andere als beruhigend seien. Unter diesen Umständen wäre es sehr bedauerlich, teilte die flämische Gewerkschaft ACOD mit, wenn die monatelangen Anstrengungen zur Eindämmung des Virus in den Haftanstalten jetzt zunichte gemacht würden.
Aber genau das könne passieren durch zu schnelle Lockerungen. Man müsse auch bedenken, dass ein Gefängnisinsasse ja nicht nur Kontakt mit seinen Zellengenossen habe, sondern in den Einrichtungen regelmäßig mit sehr viel mehr Menschen zu tun habe. Die Entscheidung des Justizministers Koen Geens, die geltenden Beschränkungen aufzuheben, könne also schwere Konsequenzen für die Häftlinge, das Personal und die Angehörigen haben, warnten die Gewerkschaften.
Die Gefängnisverwaltung verteidigt die Entscheidung aber. Körperlicher Kontakt sei für das psychosoziale Wohlbefinden der Gefangenen und auch ihrer Angehörigen sehr wichtig. Die jetzige Situation sei keinesfalls mit der Hochphase der Pandemie vergleichbar. Außerdem werde man gewährleisten, dass die Besuche unter sicheren Bedingungen abliefen, so die Verwaltung.
Boris Schmidt