Wo Geld zu machen ist, da sind auch Kriminelle meist nicht weit. Das ist eine Binsenweisheit. Sie trifft auch auf die Corona-Krise zu. In den ersten acht Monaten diesen Jahres sind bei der Betrugsmeldestelle des Föderalen Dienstes Wirtschaft schon fast so viele Beschwerden eingegangen wie im gesamten Jahr 2019. Allein im Monat April - auf der Höhe des Lockdowns - wurden rund 4.500 Fälle signalisiert – nur für Online-Betrügereien.
Hierbei handelt es sich wahrscheinlich nur um die Spitze des Eisbergs. Sehr viele Geschädigte gehen vermutlich ohnehin davon aus, dass sie ihr Geld nie wiedersehen werden. Wozu sich also dann auch noch zusätzliche Arbeit machen und Zeit damit verlieren, die Behörden einzuschalten, wird sich so mancher denken.
Drei sehr übliche Maschen
Beim Online-Betrug gibt es vor allem drei sehr übliche Maschen. Die klassischste von ihnen sind gefälschte Webshops - Webseiten, bei denen man etwas bestellt und bezahlt, aber nie die Ware erhält. Oder Versandkosten oder Anzahlungen überweisen soll, ohne dass man jemals eine Gegenleistung bekommt. Oder man gibt zum Beispiel seine Bankdaten ein und die Kriminellen buchen große Summen ab. Eine andere Variante ist, dass der Kunde ungewollt ein Abo abschließt. Diese Webshops können komplett gefälscht sein, oft benutzen sie dann Internetadressen, die denen von echten, vertrauenswürdigen Online-Geschäften zum Verwechseln ähnlich sind. Oder aber die Verbrecher haben einen echten Shop gehackt und übernommen. Das Prinzip, um Opfer anzulocken, ist dabei aber fast immer das gleiche: Die Preise sind konkurrenzlos günstig. Während der Corona-Krise haben die Kriminellen auch noch eine andere Masche genutzt: Shops, die versprachen, Produkte zu liefern, die sonst nirgends mehr zu bekommen waren.
Eine andere Form des Internetbetrugs ist, dass sich die Betrüger als bekannte Personen des Öffentlichen Lebens oder als große Geschäfte, Organisationen oder Einrichtungen ausgeben. Unter diesen gefälschten Identitäten versuchen sie dann, an Bank- und andere persönliche Daten zu kommen - zum Beispiel, indem sie den Menschen Einkaufsgutscheine, Erstattungen und ähnliches vorgaukeln. Dann gibt es da auch noch die falschen Inkassobüros. Die versuchen, so viel Druck auf ihre Opfer auszuüben, dass diese letztendlich aus Angst vollkommen fiktive Schulden oder angebliche Nachforderungen bezahlen.
Immer kreativere Kontaktaufnahme
Die Verbrecher sind bei ihrer Kontaktaufnahme auch immer kreativer, wie die Föderale Ministerin für Verbraucherschutz, Nathalie Muylle, im Interview mit Radio 2 erklärte. Während früher vor allem E-Mail genutzt wurde, sind die Betrüger heute auf allen Kanälen und Plattformen aktiv - beispielweise auch per SMS, WhatsApp, Facebook und andere soziale Medien.
Ein grundsätzliches Problem sei, dass die Kriminellen oft sehr schnell ihre Internetadressen änderten, warnte Muylle. Da helfe nur, immer alles möglichst gut zu kontrollieren, gegenzuchecken und vorsichtig zu sein - besonders, wenn man aufgefordert werde, seine Bankdaten anzugeben. Die Basisregel müsse immer lauten: Wenn es eigentlich zu verlockend ist, um wirklich wahr zu sein, müsse man einfach nein sagen, empfahl Muylle. Es sei sehr schwer, den Hintermännern beizukommen. Egal, wie sehr man auch gegen sie vorgehe, es bleibe sehr schwierig einmal bezahltes Geld zurückzubekommen. Deshalb sei vor allem Vorbeugung wichtig.
Es gibt jetzt eine multimediale Kampagne, die die Menschen für die Gefahren sensibilisieren soll. Unter anderem über eine Webseite des FÖD Wirtschaft sollen den Verbrauchern nützliche Tipps an die Hand gegeben werden, damit die Menschen nicht in die Falle tappen. Die Kampagne gibt es auf Französisch unter evitezlespieges.be/ beziehungsweise auf Niederländisch unter trapnietindeval.be/.
Boris Schmidt