Die "Fondation pour l’Inclusion Digitale", die "Stiftung für digitale Inklusion", ist noch recht jung. Gegründet wurde sie in der Corona-Krise, erklärt ihr Direktor Geoffroy Van Humbeeck: "Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass viel mehr Menschen digital abgehängt sind, als gedacht, oder als man vielleicht wahrhaben wollte".
Van Humbeeck ist auch Gründer der Vereinigung aSmallworld. Die sammelt alte Smartphones ein, um sie an diejenigen zu verteilen, die sich vielleicht keines leisten können. Mit Beginn des Lockdowns sei er deshalb in die Altenheime gegangen und habe dort den Bewohnern Smartphones geschenkt, damit diese mit ihren Familien in Kontakt bleiben können.
Doch das Problem betrifft nicht nur Altenheimbewohner. Digital Abgehängte gibt es quer durch alle Altersgruppen. Vor allem hängt es von der sozialen Schicht ab: "Menschen aus prekären Verhältnissen haben vielleicht ein Smartphone, aber nicht notwendigerweise einen Internetzugang“, sagt Van Humbeeck. Man gehe immer davon aus, dass in Belgien jeder Internet habe, doch das sei nicht der Fall: "Es gibt in Belgien in Sachen Internetzugang eine große Ungleichheit. Viele Menschen haben keinen."
Schlechte Mobilfunknetzabdeckung
Beispielsweise die schlechte Mobilfunknetzabdeckung in ländlichen Gebieten. Die ist in den Städten zwar besser, aber dort hapert es oft mit dem Festnetzinternet. Selbst in Brüssel sei es teilweise so lahm, dass Homeoffice zur Qual wird. Auch eine Tatsache, die durch die Corona-Krise vielen erst bewusst geworden sein wird. Er wisse zwar nicht warum, aber bei der Internetgeschwindigkeit ist Belgien im Rückstand, sagt Van Humbeeck.
Selbst in den Schulen, Hochschulen und Universitäten sehe es oft nicht besser aus. Van Humbeeck ist oft zu Vorträgen eingeladen: "Mancherorts kann man den Laptop nicht einmal an einen Projektor anschließen. Vielleicht liegt es daran, dass man die Notwendigkeit bislang nicht erkannt hat, aber manche Klassen sehen immer noch so aus, wie vor 20 Jahren", erzählt Van Humbeek.
Das Problem der schlechten Infrastruktur ist dabei nur das eine, die fehlenden Kompetenzen im Umgang mit der Technologie das andere. Ein strukturelles Problem, das er mit seiner Stiftung für digitale Inklusion auch allen bewusst machen will. Und das nicht erst seit gestern, sagt Van Humbeek, der seit Jahren darauf hinweist. Doch manchmal sei die Zeit einfach noch nicht reif.
In der Coronakrise habe wohl jeder verstanden, dass es ein grundlegendes Problem gibt.
Volker Krings