"Gute Neuigkeiten sind das definitiv nicht". Der Virologe Marc Van Ranst ist besorgt. In der VRT-Fernsehsendung Terzake bestätigte er die Meldung, wonach sich eine Frau zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert hat: erst im März, dann im Juni, also nach drei Monaten. Erstmals wurde das in Hongkong nachgewiesen. "Jetzt haben wir hier den zweiten Fall", sagt Van Ranst.
Man habe das Genom des Virus entschlüsselt, sagt Van Ranst. Und, dabei habe sich gezeigt, dass es sich bei der zweiten Infektion um einen anderen Virenstamm gehandelt habe. Bei dem 33-jährigen Mann, bei dem in Hongkong eine zweite Infektion nachgewiesen wurde, war es genauso: auch ein anderer Virenstamm.
Reinfektionen - genau das hatten die Experten schon befürchtet. Jetzt liegt der Beweis also vor. Und das dürften auch nicht die einzigen Fälle dieser Art sein, sagte Van Ranst. Tatsächlich: Wenig später wurde auch ein dritter Fall einer Reinfektion bekannt, diesmal in den Niederlanden.
Was heißt das jetzt? "Naja, man hofft natürlich, dass man nach einer Infektion erstmal Ruhe hat", sagt Marc Van Ranst, "dass man eben für eine gewisse Zeit immun ist, weil der Patient Antikörper entwickelt hat. Immerhin scheint das in den meisten Fällen auch so zu sein. Nur wissen wir jetzt, dass es auch Ausnahmen geben kann".
Wenn's auch bislang nur wenige belegte Fälle von Reinfektionen gibt, so scheinen die aber ähnlich gelagert zu sein. Wenn man beim ersten Mal nicht wirklich krank wird - und, das scheint auf die Fälle von Hongkong und Löwen zuzutreffen -, dann bildet der Körper auch nicht viele Antikörper, nicht genug jedenfalls, um eine Ansteckung zu verhindern. Naja, vielleicht haben die wenigen Antikörper immerhin dafür gesorgt, dass die Krankheit nicht ausgebrochen ist.
Und doch mögen diese Reinfektionen ein Hinweis darauf sein, dass auch ein Impfschutz am Ende vielleicht nur relativ sein könnte, sagt Van Ranst. "Wir hätten lieber gesehen, wenn zumindest die Zeitspanne zwischen den beiden Infektionen länger gewesen wäre als drei bzw. vier Monate."
Andere Wissenschaftler sind da nicht ganz so pessimistisch. Es sei nicht wirklich neu, dass es bei Coronaviren zu Reinfektionen kommt, sagte in der RTBF Nicolas Dauby, Spezialist für Infektionskrankheiten an der Universitätsklinik Saint-Pierre in Brüssel. Frühere Studien mit anderen Coronaviren hätten gezeigt, dass die vorhandenen Antikörper aber dafür sorgen, dass es beim zweiten Mal nur einen milden Krankheitsverlauf gibt. Das Ganze sei nicht wirklich besorgniserregend. Einzige Frage, die noch offen ist: Wäre ein solcher Patient, der zum zweiten Mal infiziert ist, auch ansteckend und, wenn ja, inwieweit?
Diese Geschichte ist eigentlich nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Wissenschaft nach wie vor noch zu wenig über das neuartige Coronavirus weiß. Und, dass es wohl nicht, oder zumindest nicht sofort ein Wundermittel geben könnte.
Roger Pint
Niemand ist vor einer Infektion sicher. In diesen Fällen sollte das Augenmerk aber auch darauf liegen, WO diese Menschen sich aufgehalten haben, und WIE sie sich verhalten haben. Stichwort: Infektionsketten verfolgen. Mich würde nämlich sehr interessieren, wie man es schafft, sich innerhalb von ein paar Wochen zweimal zu infizieren.
@KLARA LEHMBACH, Stimme Ihnen zu und da wären noch die Fragen, hat die betroffene Person sich nach ihrer "genesung" denn auch an alle auferlegten Auflagen gehalten wie permanentes Hände waschen und evtl auch desinfizieren, der geforderte Abstand von 1,5 Meter oder mehr, die auferlegte kleine kontaktblase von nur 5 Pers , Maulkorb tragen uvm ? Auch dazu wird nix berichtet.
Und was wäre, werte Damen, wenn die Frau eine Krankenschwester wäre, die auf einer Covid-Station arbeitet? Wären sie dann beruhigt?
Tausende Ärzte und Pfleger haben sich weltweit mit dem Virus angesteckt, hunderte sind gestorben.
Hier geht es nicht in erster Linie um die Frage, wo sich die Frau angesteckt hat, sondern dass sie sich ein 2. Mal angesteckt hat. Denn dies kann weitreichende Konsequenzen für Immunität und Impfwirksamkeit haben.
Damit sollten diejenigen, die behaupten, es genüge doch eine „schnelle Herdenimmunität“ herbeizuführen, um die Pandemie zu bekämpfen, noch einmal in sich gehen, bevor sie sinnfreie Ratschläge erteilen.
Dies gilt insbesondere für einen St. Vither Arzt, der in den Leserbriefspalten des GE die Pandemie verharmlost und die Menschen in verantwortungsloser und aus ärztlicher Sicht völlig unethischen Manier dazu aufruft, die Corona-Verhaltensregeln zu missachten.
Das Wissen über das Virus ist nach wie vor lückenhaft und deshalb ist Vorsorge und Vorsicht das Gebot der Stunde.
Alles andere ist verantwortungslos.
@Dieter Leonard: Nein, ich wäre keineswegs beruhigt, wenn die Dame eine Krankenschwester wäre, denn das würde bedeuten, dass die Schutzvorkehrungen in der Krankenpflege nicht ausreichen. Ich möchte auf keinen Fall verharmlosen. Mir geht es eher darum zu erfahren, ob es vielleicht Situationen oder Orte gibt, an denen man gar nicht umhin kommt, sich zu infizieren. Das wäre doch für alle wichtig zu wissen. Herdenimmunität betrachte ich allerdings als äußerst wichtig. Denn wir wir erfahren nicht, ob die Dame lediglich infiziert, oder aber erkrankt ist. Das ist doch ein erheblicher Unterschied.
"Denn wir wir erfahren nicht, ob die Dame lediglich infiziert, oder aber erkrankt ist. Das ist doch ein erheblicher Unterschied."
Nun, Frau Lembach, auch Infizierte, die keine Krankheitssymptome zeigen, können die Krankheit übertragen, man würde sogar meinen, mehr noch als Kranke, die isoliert werden.
Da sie sich des Risikos nicht bewusst sind, werden sie umso sorgloser mit ihren Mitmenschen verkehren, zumal sie ja Schützenhilfe erhalten zum Beispiel von "einem St. Vither Arzt, der in den Leserbriefspalten des GE die Pandemie verharmlost", wie Herr Leonard oben schreibt.
Aber für die betroffene Person ist es natürlich ein erheblicher Unterschied, ob sie keine oder nur leichte Symptome hat oder ob sie auf der Intensivstation am Beatmungsgerät hängt, danach noch mit Spätfolgen zu kämpfen hat oder gar dadurch stirbt.
@Klara Lehmbach
Auch bei allen Sicherheitsvorkehrungen in den Krankenhäusern besteht immer ein Restrisiko für die behandelnden Ärzte und Pfleger. Umso höher ist deren Arbeit und Engagement zu bewerten.
Herdenimmunität zur Eindämmung der Pandemie ist sowohl ethisch fragwürdig als auch praktisch nicht durchführbar zumal - wie die Fälle zeigen - nicht viel über die Immunität nach einer Infizierung bekannt ist.
Wer Herdenimmunität anstrebt, nimmt die max. Zahl Infizierter, Erkrankter und Todesfälle in Kauf, bis ca. 70% der Bevölkerung infiziert wurden.
Will man dieses fragwürdige Ziel dennoch erreichen, ohne die Gesundheitssysteme zu überlasten, würde dies ca. 10 Jahre oder mehr in Anspruch nehmen.
Angesichts u.a. möglicher Mutationen des Virus und möglicher Zweitinfektionen eine absurde Zielsetzung.
Wenn ein Arzt Herdenimmunität propagiert, handelt er gegen seinen ärztlichen Eid, der die Gesundheitsvorsorge und die Gesundheit seiner Patienten zum Ziel hat.
Herdenimmunität hört sich so positiv besetzt an. Wer wären denn die Profitierenden? Die Leute, die keine Vorerkrankungen haben und locker durch die Krankheit kommen. Alle anderen müssten dann mit den Folgen leben oder eben sterben. Man wird doch noch ein wenig Empathie und Solidarität erwarten dürfen.
Schockierend die Info über einen ARZT, der Herdenimmunität propagiert. Das ist unethisch, weil undemokratisch, denn es gilt hier nicht "gleiches Recht für alle", gesund zu bleiben. Mich erinnert das zu sehr an "natürliche Selektion". Die Zeiten sollten hinter uns liegen. Erschreckend, wie viele Verschwörungstheoretiker und Unprofessionelle es auch unter Ärzten gibt. Die nehmen ihren Beruf offenbar nicht sehr ernst.