Am Dienstag hat Facebook seine Richtlinien aktualisiert. Ausschlaggebend war ein Vorfall im Juli, als der britische DJ und Rapper Wiley antisemitische Inhalte auf Instagram, was ebenfalls zu Facebook gehört, gepostet hatte. Anfangs wurde sein Konto ausgesetzt, dann ganz gelöscht.
Im Zuge der neuen Richtlinien hat Facebook sich nun entschlossen, antisemitische Verschwörungstheorien sowie Darstellungen von Blackfacing zu melden und anschließen entfernen zu lassen. Facebook-Managerin Monika Bickert sagte, dass solche Inhalte schon immer gegen den Geist der Regeln Facebooks verstoßen hätten.
Reaktionen
Facebook hatte verdeutlicht, dass auch der "Zwarte Piet" nicht mehr in seinen Netzwerken auftauchen soll. Das wärmte natürlich die ganze Diskussion in den Niederlanden wieder auf, aber auch in Belgien erzeugte dieser Schritt Reaktionen. Egbert Lachaert, Vorsitzender der flämischen Liberalen, twitterte, dass der "Zwarte Piet" nichts mit Rassismus zu tun habe.
Sihame El Kaouakibi aus der selben Partei freute sich, dass das Unternehmen nun Verantwortung übernommen habe. Sie betonte, dass Blackfacing vor allem für Kinder ein Problem darstelle.
Der Vlaams Belang sah die Entscheidung als "Angriff auf unsere Traditionen". Im Europaparlament will die Partei nun gemeinsam mit anderen Parteien gegen "willkürliche Zensur" vorgehen und sich an die Kommission wenden.
Unverständnis in Malmedy
Auch in der Region kommt das Blackfacing bei gewissen Traditionen vor. Wer schon mal den Malmedyer Karneval besucht hat, der kennt vielleicht Sâvadje-Cayèt. Hier handelt es sich um eine Verkleidung, die einen Mann eines afrikanischen Stammes darstellt, schwarz angemaltes Gesicht inklusive.
France Derefat, Präsidentin der "Mesnie de la Haguète", glaubt, dass vor allem diejenigen ein Problem sehen, die keine Ahnung von der Folklore haben. Für sie ist der Sâvadje-Cayèt "ein sehr netter Charakter, mit dem wir eine Menge Spaß haben... ohne jemanden zu verunglimpfen".
Fabien Marichal, Präsident der Malmédienne sagte, die Unterstützung dieser Traditionen bedeute nicht, dass man automatisch rassistisch sei. Ihn stört es eher, wenn bestimmte Begriffe zum Beispiel auf dem Fußballfeld als Beleidigung benutzt werden.
Für Jean-Paul Bastin, Bürgermeister von Malmedy und Vizepräsident der CDH, kann man den Kontext, in dem die Entscheidung getroffen wurde und den Kontext des Malmedyer Karnevals nicht vergleichen. Facebook sei ein amerikanisches Unternehmen und in Amerika herrsche mit der Vergangenheit der Sklaverei und dem Tode George Floyds nunmal ein anderes Klima. Der Sâvadje-Cayèt sei ein Kostüm, das man gerne trage, das weder verunglimpfe noch verherrliche. Auch könne man diese Tradition nicht alleine auf Blackfacing reduzieren, schließlich gehöre noch ein ganzes Gewand dazu.
Keine politische Entscheidung
Letztlich ist das Ganze aber keine politische Entscheidung, sondern die Entscheidung eines Unternehmens. Solche Bilder können auf Facebook oder Instagram gemeldet werden und sollen dann anschließend gelöscht werden. Das betrifft oder beeinflusst in erster Linie also nicht die Existenz der Tradition an sich.
In letzter Zeit konnte man immer wieder sehen, dass Facebook es schwer hat, Inhalte, die gegen die eigenen Richtlinien verstoßen, auch zu bestrafen. Wie direkt und wie konsequent das Netzwerk jetzt reagieren wird, kann man noch nicht sagen. Mit Facebooks Entscheidung ist also noch kein Schlussstrich unter die Debatte ums Blackfacing gezogen.
Andreas Lejeune