Gleich drei der vier Flamingo-Küken im Antwerpener Zoo haben die selben Eltern - ein Rekord, denn für gewöhnlich legen Flamingos nämlich, wie Pinguine, immer nur ein Ei und ziehen immer nur ein Küken groß. Doch in diesem Fall hat die Flamingo-Dame gleich drei Eier hintereinander gelegt. Das erste und zweite Ei hat das Elternpaar einfach links liegen gelassen. In der Brutstation wurde dann überprüft, ob die Eier überhaupt befruchtet sind, denn häufig gibt es bei den Flamingos auch unbefruchtete Eier. Schließlich hat das selbe Flamingo-Weibchen noch ein drittes Ei gelegt. Bei dem haben sich die Eltern dann entschieden, es auszubrüten.
Währenddessen hat sich herausgestellt, dass auch die beiden ersten Eier befruchtet waren. Das Flamingo-Pflegeteam hatte regelrecht Glück im Unglück, denn ungefähr zur gleichen Zeit haben zwei weitere Flamingos Eier gelegt, die jedoch unbefruchtet waren. Denen konnte das Pflegepersonal dann die zwei ersten befruchteten Eier unterjubeln.
Rekord
Den ersten Flamingo-Nachwuchs im Antwerpener Zoo gab es nach fast 30 Jahren in 2018. Seitdem werden dort regelmäßig Küken geboren. Das Zoopersonal führt das auf die neuen Volieren und die junge Kolonie zurück. Aber gleich vier Küken, so was gab es in Antwerpen noch nie.
Eine Sache macht die Fortpflanzung im Zoo aber allgemein tatsächlich schwierig. Rosaflamingo-Weibchen stehen nämlich vornehmlich auf gut aussehende Männchen. Und "gut aussehend" bedeutet für sie ein kräftiges rosa- bis pink-farbiges Federkleid. Das haben Flamingos aber nicht einfach so, sie bekommen es von ihrer Nahrung.
In freier Wildbahn fressen Flamingos vor allem Algen und Krebse, die viele sogenannte Carotinoide beinhalten - ein Farbstoff, der ihr Gefieder samt Schnabel und Beine rosa- bis dunkel-pink färbt, abhängig davon wie viel Carotinoide im Futter sind. Im Zoo gibt es diese speziellen Algen und Krebse jedoch nicht. Damit die Vögel auch hier rosa sind und es mit der Fortpflanzung klappt, mischt man deshalb Farbstoff ins Futter.
Raus aus der Kinderstube
Am Donnerstag durfte der Nachwuchs zum ersten Mal raus aus der geschützten Kinderstube und den Rest der Kolonie treffen. Die zwei größeren Küken, die als erstes geschlüpft sind, sind mittlerweile einen halben Meter groß, die zwei kleineren messen gerade mal 30 Zentimeter. Ein ausgewachsener Rosaflamingo ist zum Vergleich knapp anderthalb Meter groß.
Das Zusammentreffen ist friedlich verlaufen. Vor allem die zwei kleineren Küken haben allen die Show gestohlen. Aber ein bisschen erinnern die Flamingo-Küken auch an die Geschichte vom hässlichen Entlein. Denn ähnlich wie das Schwanen-Küken in der Geschichte haben auch die vier Flamingo-Kinder kein besonders hübsches Gefieder. Das typische, rosa Federkleid bekommen Flamingos erst mit circa zwei Jahren. Erst dann haben ihre Körper genug Farbe über die Nahrung eingelagert, damit sich auch die Federn und Beine rosa färben.
Die vier Küken in Antwerpen bleiben also noch eine ganze Weile mausgrau, eben genau wie das hässliche Entlein. Aber auch das hat sich schließlich irgendwann in einen schönen Schwan verwandelt. Also heißt es auch hier abwarten, bis aus den vier Antwerpener Küken schöne Rosaflamingos werden.
Sarah Dederichs