Der Virologe Steven Van Gucht ließ bei der Pressekonferenz des Nationalen Krisenzentrums keinen Zweifel daran: Seit Mitte Juli befinden wir uns in der zweiten Infektionswelle. Und die Zahlen sind alarmierend, das kann man kaum anders sagen. 68 Prozent Zunahme bei den bestätigten Neuinfektionen, 35 Prozent bei den Krankenhausaufnahmen, ebenfalls 35 Prozent bei den Todesfällen.
Mehr Tests erklären die Zunahme nicht
Und dieser Anstieg ist nicht durch die höhere Anzahl an Tests zu erklären, wie die Sprecherin des Krisenzentrums, Frédérique Jacobs, klarstellte. Es handelt sich um eine reelle Zunahme. Und es ist schon längst nicht mehr ein Problem, das auf Antwerpen beschränkt sei, erklärte auch Steven Van Gucht. In 13 Gemeinden sei inzwischen mehr als eine von 1.000 Personen nachgewiesenermaßen infiziert.
Dass die Lage wirklich ernst ist, kann man also kaum leugnen. Sollte man zumindest meinen. Dass das aber manche offensichtlich nicht wahrhaben wollen oder sich zumindest nicht entsprechend verhalten wollten, das sprachen die Gesundheitsexperten am Montag deutlich an.
Coronamüde
Viele Menschen hätten die Nase gestrichen voll vom Coronavirus, erklärte Frédérique Jacobs. Der Virologe Van Gucht verwendete den Begriff "Corona-Müdigkeit". Und wen wundert es? Seit spätestens März müssen wir mittlerweile mit dem Virus und den Schutzmaßregeln leben. Eine sehr lange Zeit, selbst für die Diszipliniertesten unter uns. Und vielleicht haben auch die diversen Fiaskos, Kommunikationspannen, sich widersprechende Experten, streitende Politiker und anderen Probleme beim Krisenmanagement ihren Beitrag zu dieser Müdigkeit geleistet.
Tendenz alles zu kritisieren
Es gebe eine Tendenz, nach Schuldigen zu suchen und vermeintlich Schuldige anzugreifen, sagte Jacobs. Und generell alle ergriffenen Maßnahmen zu kritisieren. Manche seien der Maßnahmen so müde, dass sie sogar die Ausbreitung des Virus bezweifelten. Und dass eine Infektion wirklich so schwerwiegend sei.
Hinzu komme, dass im Internet zahlreiche Missverständnisse und Verschwörungstheorien über das Virus zirkulierten, fügte Van Gucht hinzu. Und manche Menschen, vor allem junge, hätten keine gleichaltrigen Freunde, die vom Virus getroffen worden seien. Und fühlten sich folglich auch nicht in der Pflicht, sich an die Regeln zu halten.
Aber sie alle hätten Angehörige, Kollegen oder Freunde, die älter oder gefährdeter seien. Und die könnten sie anstecken, auch wenn sie selbst keine Symptome hätten, warnte Jacobs. Diese Reaktionen seien völlig verständlich, das Virus sei ein unsichtbarer Feind, aber die Krise sei sehr real. Und man müsse dieses Problem gemeinsam anpacken, appellierte Van Gucht eindringlich.
Die grundlegenden Regeln funktionierten, hob auch Jacobs hervor. Wenn man sie kohärent anwende, könne man es gemeinsam schaffen.
Durchhalten, irgendwann wird's besser
Man müsse durchhalten. Und dürfe den Mut nicht verlieren. Auch wenn die nächsten Monate schwierig würden, sie sei überzeugt, dass man die Epidemie unter Kontrolle bekommen könne, betonte Jacobs. Und dass man zu einem normaleren Leben zurückkehren werde. Auch wenn man noch nicht vorhersagen könne, wann dies sein werde.
Boris Schmidt
Laut den wiederholten Aussagen der selbsternannten ostbelgischen Corona-Experten führt eine steigende Zahl Neuinfizierter weder zu mehr Erkrankten, noch Krankenhausaufnahmen, noch Todesfällen!
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf... und weil es doch gar keine Pandemie gibt.
"Man sagt uns doch bewusst die Unwahrheit."
Trotz dieser Meldung werden die "Verharmleugner" wohl weiter an ihrem wirren Plan festhalten und lieber Scharlatanen im Internet Glauben schenken.
Erst wenn es sie selber erwischen sollte, werden sie wie selbstverständlich die Hilfe der Ärzte und Pfleger in Anspruch nehmen, die sie jetzt mit ihrer Agitation vor den Kopf stoßen.
Ohne einen wirksamen und sicheren Impfstoff werden wir wahrscheinlich den Kampf gegen das Virus nicht gewinnen können.
Es sein denn, vorher wird ein Impfstoff gegen die Dummheit gefunden.
Gegen Verschwörungstheorien ist gute und glaubwürdige Politik das beste. Kommuniziert von vertrauenswürdigen Persönlichkeiten. Und das ist ein Problem in Belgien, nicht erst seit Corona. Es gibt zahlreiche geschichtliche Beispiele, wo der Menschen schlimmeres als die Coronakrise durchgestanden haben. Weil die Führungskräfte ihren Job getan haben. In Belgien hat man keine Führungselite sondern eine egoistisch denkende Profitelite aus Parteipolitikern.
Mir als einfachem Bürger fällt es mir immer schwerer, "denen da oben" was zu glauben. Nicht nur wegen der zahlreichen Pannen, wie die Saga mit den Masken oder die ungerechtfertigten Grenzschliessungen. Sondern und vor allem auch wegen des riesigen Demokratiedefizits. Mehr direkte Demokratie wäre wünschenswert. Und da ist der scheindemokratische Bürgerdialog der DG zu wenig. Nur keine politische Parteien will da grundlegendes ändern.
Die Coronamüdigkeit ist die logische Konsequenz einer Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen, Falscheinschätzungen und unverhältnismässiger Massnahmen.
Leider gibt es viele obrigkeitstreue und vermeintlich intellektuell mahnende Zeitgenossen, die weiterhin Panik schüren und alle Menschen, die die aktuelle Situation und politischen Entscheider hinterfragen, in einen Topf mit Verschwörungstheoretikern und rechten Krawallmachern stecken möchten. Aber so funktioniert das nicht.
Empfehlen kann ich das Buch 'Corona-Fehlalarm ? ' von Dr. Bhakdi und Dr. Reiss. Ich lasse mir von niemandem das Denken und Analysieren verbieten !
Auch nicht von einem Herrn Leonard.
"ich lasse mir von niemandem das Denken und Analysieren verbieten" Ach ja, dann haben Sie Ihre auf dem eigenen Mist gewachsenen Einsichten diesen Spezialisten Bhakdi und Reiss eingeflößt ? Oder wie muss ich dieses blinde "Vertrauen" ohne kritische Hinterfragung verstehen ?
Sie verwechseln Obrigkeitshörigkeit mit gesundem Menschenverstand und Verantwortungsbewusstsein, werter Herr Michels.
Aber dies sind für die „Verharmleugner“ ohnehin nur Fremdworte.
Wenn sie lieber Herrn Dr. Bhakdi und seiner Frau (die nie zum Thema Corona-Viren geforscht haben und auch eher gebietsfremde Wissenschaftler sind) glauben schenken, ist dies ihre Entscheidung.
Ich würde mir an ihrer Stelle dennoch einmal vs. Faktenchecks zu Dr. Bhakdis z.T. unwissenschaftlichen und unhaltbaren Aussagen anschauen.
Ansonsten hat ihr Denken und Analysieren Sie nicht sehr weit gebracht, Herr Michels.
So funktioniert das wirklich nicht.
Herr Dieter Leonard,
Ich gratuliere Ihnen herzlichst zu Ihrer angepassten Meinung: Sie sind der Prototyp eines Menschen in einem Kollektivstaat, wo das Allgemeinwohl von der regierenden Klasse ausgeht, wo alle Experten nur das beste fürs Volk wollen.
-Sind Sie immer noch der Meinung, dass die Grenzschließungen alternativlos waren?
-In Bayern wurden ausruhende Rentner im April von der Polizei von einer Bank verjagt. Finden Sie das in Ordnung?
-In Schwarz-Afrika werden dieses Jahr eventuell mehr Menschen zusätzlich an Hunger, Gewalt und Malaria (keine neue Moskitonetze, weniger Arztbesuche, weniger Geld für Behandlungen) sterben als an COVID-19.
Äussern Sie sich mal zu diesen Punkten!
Bei Ihnen ist wirklich Obrigkeitshörigkeit und gesunder Menschenverstand das selbe, n'est-ce pas? Kommt wohl auch drauf an, wer regiert, oder?
Was machen Sie denn mal, wenn diese Obrigkeit mal gegen Ihre Interessen entscheidet? Fügen Sie sich einfach?
Man kann sich gerne fragen, warum sich Linke immer als moralisch überlegen fühlen, so wie hier Herr Dieter Leonard.
Herr Scholzen, Sie sollten mal den Epidemiologen Dr. James Trauer in Melbourne anrufen, um sich die Lage in dieser Stadt schildern zu lassen, oder das Interview auf SPON lesen: "Der Lockdown fühlt sich seltsam an, und es wird noch seltsamer."
Dann würden Sie vielleicht etwas nachdenklicher werden.
Aber vielleicht auch nicht, denn das dort unten sind aus Ihrer Sicht wohl auch alles Corona-"Wahnsinnige".
Einige andere Schlagzeilen:
"Melbourne ruft Katastrophenzustand aus" (ZEIT-Online)
"Harte Strafe bei Corona-Verstoß - Melbourne ruft die Armee zur Hilfe" (n-tv)
u.a.m.
Aber sicher alles nur üble Panikmache, nicht wahr?
Und außerdem: Was gehen uns die Leute dort unten auf der anderen Seite des Erdballs an?
Zur Orientierung: Melbourne hat rund 5 Millionen Einwohner.
Herr Schleck,
Unabhängig von meinen oder Ihren Ansichten zum Thema Corona ist Ihre Auflistung von Überschriften in der Zeit von Click-Bait und Online-Marketing ein Schuss ins eigene Knie. Diskussionen sollten weder Anhand von Überschriften, noch Eishallen oder Kühltransportern geführt werden. Bleiben wir bei Fakten, Zahlen, Statistiken und bedenken, dass deren Interpretation niemals ganz objektiv ist. Das gilt für beide Seiten der Diskussion.
Herr Flomwand, wenn Sie die zitierten Artikel gelesen hätten, hätten Sie gemerkt, dass es um die Maßnahmen ging, die in Melbourne gegen die Ausbreitung der Seuche getroffen wurden.
Um Ihnen diese Mühe zu ersparen, einige Stichworte: Lockdown seit der zweiten Juliwoche, am Sonntag verschärft. Bis zum 13. September Verlassen der Wohnung nur noch aus triftigen Gründen wie Einkauf von Nahrung und anderen essenziellen Gütern, Arbeit, sofern Heimarbeit nicht möglich ist, und der tägliche Sport (1 Stunde/Tag). Dazu jetzt eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr bis 5 Uhr morgens. Schließung von Kitas und Grundschulen. Natürlich auch die Maskenpflicht. Drastische Bußgelder. Einsatz von Armeepatrouillen.
Das alles, während Herr Scholzen und andere gegen die bei uns getroffenen, im Vergleich dazu harmlosen Maßnahmen wüten und gar von einer „Corona-Diktatur“ sprechen.
Es geht hier nicht um Statistiken, auch nicht um eine Bewertung der australischen Politik.
Ins Knie geschossen haben Sie sich mit Ihrem Kommentar höchstens selber.
Herr Schleck,
Wenn Sie sich die Totenstatistik von Australien ansehen, bemerkt man, dass es eine erste Welle wie in Europa gar nicht gab. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das Virus wird sich seinen Weg schon suchen und finden: Auch ein erneuerter Lockdown wird es nicht stoppen. Es wird nur die Periode der Epidemie verlängert, denn es gibt keine Medizin dagegen. Aus Ihren Leseempfehlungen und andere Zeitungsartikel wird ersichtlich, dass auch hier die meisten Toten alte und kranke Menschen sind.