Was die landesweit einheitlichen Schutzmaßregeln betrifft, ist sicherlich die Einschränkung der erlaubten sozialen Kontakte die einschneidendste. Waren bisher wieder bis zu 15 wöchentlich austauschbare Kontakte pro Person erlaubt, sind es jetzt nur noch fünf externe Personen - und das nicht pro Kopf, sondern per Haushalt. Außerdem müssen diese fünf auch für die nächsten vier Wochen die gleichen bleiben.
Das ist - von den föderalen Beschlüssen, sprich von denen des Nationalen Sicherheitsrates - auch die Vorgabe, von der sich der Epidemiologe Pierre Van Damme am meisten Wirkung verspricht, wie er am Dienstagabend in der VRT sagte. Das sei für das ganze Land sehr wichtig, weil es ja schließlich verschiedene Infektionsherde gebe. Das Wichtigste sei, gegen das Virus vorzugehen, indem man die Häufigkeit und die Art der sozialen Kontakte verändere, so Van Damme.
Aus der Epidemiologie wisse man, dass es in der Sphäre der Sozialkontakte zu vielen Übertragungen komme. Und neben dem Horeca-Sektor ginge es eben dann vor allem auch um Zusammenkünfte. Und hier kenne man ja die Bilder von großen Treffen vieler Menschen, hiergegen müsse man vorgehen und das werde dann auch Wirkung zeigen, ist Van Damme überzeugt.
Zu den weiteren vom Nationalen Sicherheitsrat am Montag beschlossenen Maßnahmen gehört außerdem auch die Begrenzung von Zusammenkünften auf maximal zehn Personen. Wenn man etwas mit Personen von außerhalb seiner Kontaktblase unternimmt, müssen zum Beispiel Sicherheitsabstände gewährleistet sein.
Weitere Wiedereinschränkungen betreffen das Einkaufen. Auch hier darf man im Regelfall nur wieder alleine in die Geschäfte gehen und darf man sich maximal eine halbe Stunde dort aufhalten. Und auch für Veranstaltungen werden sowohl innen als auch außen die maximal erlaubten Besucherzahlen wieder heruntergesetzt. Um die sozialen Kontakte und damit Ansteckungschancen noch weiter zu reduzieren, wird auch das Arbeiten von zu Hause aus wieder stark empfohlen.
Außerdem werden jetzt neben im Horeca-Sektor auch in anderen Bereichen die Hinterlegung von Kontaktdaten zur Pflicht. Dazu gehören beispielsweise Schwimmbäder, Sportkurse und Wellnesszentren. Das soll im Infektionsfall die Kontaktaufnahme beziehungsweise -nachverfolgung erleichtern. Soweit die landesweit geltenden Verschärfungen der Corona-Schutzmaßregeln.
Strengere Regeln in Antwerpen unzureichend
Für die Provinz Antwerpen gelten aber zusätzliche, noch strengere Regeln. Weil es hier zu besonders vielen Neuinfektionen gekommen ist, hat das die Provinzgouverneurin Cathy Berx angeordnet. So gilt eine allgemeine Maskenpflicht für alle öffentlichen Plätze und Orte, an denen der Mindestabstand von anderthalb Metern nicht respektiert werden kann. Homeoffice wird nicht nur stark empfohlen, sondern verpflichtend. Auch Kontaktsport wird verboten. Und in bestimmten, besonders schwer betroffenen Gemeinden werden Veranstaltungen wie Feiern verboten und müssen zum Beispiel auch Empfangs- und Festsäle und Fitnessstudios wieder schließen.
Die wichtigste und schon jetzt kontroverseste Anordnung der Gouverneurin ist aber die Verhängung einer Ausgangssperre zwischen 23:30 Uhr und 6:00 Uhr – und zwar für die gesamte Provinz Antwerpen. Diese Entscheidung hat vor allem in den Gemeinden für Empörung gesorgt, in denen es bislang wenige oder gar keine neuen Corona-Fälle gibt.
Aber selbst das hält der Virologe und ehemalige Sprecher des Nationalen Krisenzentrums Emmanuel André nicht für ausreichend. Was bislang fehle, sei die Einschränkung der Mobilität der Menschen in Antwerpen, beklagte André in der RTBF. Es müsse die Möglichkeit geben, eine Vermischung von Menschen aus Niedrigrisikogebieten und Hochrisikogebieten zu unterbinden.
So wie die Regel jetzt sei, würden diejenigen, die nach 23:30 Uhr noch weiterfeiern wollten, sich einfach ins Auto setzen und in eine Nachbarprovinz fahren. Was natürlich die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Infektionsherde bedeute. Solange die Situation nicht unter Kontrolle sei, müsse man die freie Bewegung einschränken. Und während der exponentiellen Wachstumsphase gelte für ihn: Je schneller man hier eingreife, desto besser, betonte André.
Boris Schmidt