Im Zentrum der Rede Jan Jambons stand dieses Jahr allerdings nicht der flämische Nationalismus und das Streben nach Eigenständigkeit, sondern die Coronavirus-Epidemie und ihre Folgen.
Der flämische N-VA-Ministerpräsident ging sogar soweit, das Coronavirus als die größte Bedrohung für Flandern zu bezeichnen. Es seien sehr schmerzhafte Monate für alle gewesen. Besonders für diejenigen, die Angehörige oder Freunde verloren hätten, sagte Jan Jambon und sprach diesen Menschen sein Beileid aus. Und er würdigte die Menschen, die auch während der Krise weitergearbeitet hatten, die Pflegekräfte, die Ordnungskräfte und auch die, Zitat, "weniger sichtbaren Helden".
Er hatte aber auch mahnende Worte: Die nächste Zeit werde eine schwierige werden, die schlimmsten wirtschaftlichen Folgen stünden Flandern wohl noch bevor. Aber gemeinsam werde man es aus der Krise schaffen – alle müssten dabei mithelfen, Flandern jetzt wieder aufzubauen. Und er erinnerte an die historischen Erfolge und Trümpfe Flanderns und daran, dass man nie aufgeben dürfe.
Sehr zurückhaltend war Jambon hingegen in Sachen Föderalpolitik. Offensichtlich ist man bei der N-VA darum bemüht, die ohnehin delikaten Verhandlungen zur Bildung einer sogenannten Arizona-Koalition verschiedener Parteien mit den flämischen Nationalisten, aber ohne die PS, nicht zu torpedieren. In einem Interview mit der RTBF am Rande der Feier legte er dennoch einmal mehr den Konföderalismus als Lösung für die Probleme Belgiens auf den Tisch, wenn auch in einem recht diplomatischen Ton.
Boris Schmidt